Gründungsdatum: Ende Februar 2020, die Aussicht: blendend
ErfolgsgeschichtenGerade gegründet, direkt in eine Weltwirtschaftskrise geschlittert. Was macht das mit einem Start-up? Wir waren bei Aheads – einer jungen Agentur mit einer Riesenportion Optimismus.
Wenn es ums Timing geht, haben Lars und Natalia Grochla ihre Portion Unglück wohl für eine ganze Weile verbraucht: Mit Gründungsdatum 28. Februar 2020 starteten sie mit ihrer Agentur Aheads in die Selbstständigkeit, keine zwei Wochen vor dem Lockdown.
Wie gingen die Gründenden damit um? „Uns kamen da natürlich Sorgen und Zweifel. Haben wir das richtige gemacht? Termine mit Kunden wurden abgesagt, Fotoshootings verschoben, Einkommen brach weg“, rekapituliert Lars Grochla heute in seinem kleinen Büro in der Bremer Neustadt.
Den Kopf in den Sand stecken? Das passt so gar nicht zu den Beiden. Noch am Abend des Lockdowns setzten sie sich zusammen und begannen mit dem Brainstorming. Rabatte anbieten, wie so viele andere Agenturen? Nein, entschieden sie, Arbeit habe ihren Wert und eine Krise ändere auch das nicht.
Stattdessen kamen sie auf eine Alternative: Wenn es schon keine Aufträge gibt, dann könnten sie doch ihr eigenes Projekt starten und damit anderen helfen.
Bremen-ist – der Kulturszene eine Plattform geben
Übernacht grübelten sie zusammen mit vier weiteren befreundeten Kreativen und Gründern zusammen und setzten die Seite bremen-ist auf, mit dazugehörigen Social-Media-Accounts. Eine Seite, um der Bremer Kulturszene eine öffentliche Bühne zu schaffen, coronafrei, online und kostenlos. Zwei Tage später übertrugen sie bereits das erste Live-Konzert von Bremer Singer/Songwriter Michael Ryeson vom Dach des Speichers 11 in der Überseestadt.
Ideen schnell umzusetzen, das sei eine ihrer Stärken, ist Natalia Grochla überzeugt. „Design ist unser Hobby, unsere Leidenschaft. Wir sprechen auch nach Feierabend dauernd über unsere Projekte, spinnen Pläne weiter“, so die Gestalterin. Das Ehepaar lernte sich 2012 bei einem gemeinsamen Studium an der Bremer Hochschule für Künste kennen.
Ins kalte Wasser gesprungen
Für die Agenturgründung gab Natalia ihren Job auf. „Im Nachhinein haben wir alles richtig gemacht, aber anfänglich fragten wir uns, ob wir das Risiko eingehen sollen, beide in die Selbstständigkeit zu gehen“, sagt sie rückblickend.
Nach den ersten Coronawochen kamen auch die Kundinnen und Kunden zurück – mit durchaus sportlichen Ansprüchen. Für die holzsieben GmbH bauten die beiden innerhalb weniger Tage den Markenauftritt für das Kupfertape Protexus samt Logo, Webseite und Corporate Design. Es musste schnell gehen, denn das Produkt, eine viren-inaktivierende Kupferfolie, hergestellt durch das Bremer Unternehmen Statex, sollte möglichst schnell auf den Markt.
Ein anderes Projekt realisierten sie für das Focke-Museum: Videos, die Einblick in die Ausstellung gaben in einer Zeit, in der Museen geschlossen waren. „Wir können Projekte schnell umsetzen, sind in allen Bereichen des Designs unterwegs, ob online oder klassisch im Print. Ein gesunder Mix ist heute nach wie vor wichtig“, so Natalia Grochla weiter.
Ihr Credo ist „Weniger Nachdenken, mehr machen“ – ein Leitsatz, der den Anforderungen unserer digitalen Gesellschaft Rechnung tragen soll. „In der Kommunikation geht es zunehmend um Emotionales, Erlebbares. Unternehmen müssen vor allem online schnell dazu lernen. Es ist nicht schlimm, wenn man dabei man einen Lernprozess sieht.“
Das habe auch etwas Gutes, so die 29-Jährige, denn so könnten Unternehmen Ideen schnell am Markt testen, ohne Zigtausende in Konzepte und Planungen zu stecken.
Ohne Netzwerk geht es für Gründende nicht
Den guten Start trotz Corona haben die beiden Agenturgründenden auch ihrem exzellenten Netzwerk zu verdanken. Lars Grochla engagiert sich im Marketing-Club Bremen, ist seit 2019 Vorstandsmitglied. Auch in der Bremer Startup-Szene sind die beiden aktiv, nehmen an Veranstaltungen teil und tauschen sich aus.
Ihre Aktivität macht auch vor Landesgrenzen keinen Halt: „Wir waren Anfang des Jahres in St. Petersburg im Urlaub und haben uns dort mit einer jungen Designagentur getroffen. Uns hat interessiert, wie dort gearbeitet wird – so können wir uns gegenseitig inspirieren und Trends weitergeben“, so Lars Grochla. Gerade für junge Start-ups sei es essentiell, gut vernetzt zu sein.
Designerinnen und Designer, vereinigt euch!
Diesen Vernetzungsgedanken wollen sie in Zukunft fortführen. Natalia Grochla träumt bereits von einer Designkonferenz, welche das gesamte Bremer Repertoire zeigt. Es gäbe so viele Bremer Agenturen mit wunderbaren Ideen, die sich aber, typisch hanseatisch, zurückhielten. Sie wünscht sich da eine höhere Sichtbarkeit. „Wir, und ich denke viele andere auch, wollen unser Wissen weitergeben und so das Design voranbringen.“
Im Kleinen haben sie das bereits erreicht: Seit Mai beschäftigten sie eine erste Angestellte, im Juni die zweite. „Die Auftragslage hat sich so gut entwickelt, dass wir die Unterstützung dringend benötigten. Für die Zukunft können wir uns vorstellen, auch als Ausbildungsbetrieb tätig zu werden“, führt Natalia Grochla aus.
Das Unternehmer-Paar ist mit den vergangenen Wochen und Monaten sehr glücklich und überzeugt, die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben. „Wir haben das gemacht, was unser Bauch uns gesagt hat, ich glaube, das ist unwahrscheinlich wichtig als Gründerin oder Gründer.“ Ein Tipp, den viele Start-ups beherzigen sollten.
An einer Gründung oder an Wachstum deines jungen Unternehmens interessiert? Schreib uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder rufe uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn du Fragen zu deiner Gründung(sidee) hast oder Unterstützung beim Wachstum wünschst. Wir haben die Antworten!
Erfolgsgeschichten
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Zum Artikel bei der BIS Bremerhaven