Den roten Faden im Leben gefunden
Starthaus WomenDie Bremerin Antje Heuer hat ihren Job aufgegeben, um sich mit ihrem Modelabel selbstständig zu machen. Ein befreiender Schnitt.Mit ihrer „Fadenfactory“ startete die Bremerin Antje Heuer im Frühjahr 2019 in die Selbstständigkeit. Sie entwirft und verkauft Schnittmuster, Anleitungen, Stoffe und Nähzubehör – und baut sich damit eine Community auf.
Auf Instagram, Facebook und Pinterest folgen der 41-jährigen bereits mehr als 10.000 Userinnen und User. „Marken müssen heute persönlich sein, viele kaufen lieber von Menschen, die sie kennen. Mir ist der direkte Kontakt zur Community deshalb sehr wichtig“, sagt die Gründerin der Fadenfactory, die regelmäßig mit ihren Fans in Kontakt steht und Ratschläge und Tipps gibt, wie aus ihren Mustern perfekte Kleidungsstücke werden. Das kann auch mal im Urlaub sein oder morgens im Bett vor dem Aufstehen.
Es war einmal: Industriejob und kreativer Ausgleich
Ursprünglich begann Heuer ein Modedesign-Studium, welches sie aber später zugunsten der Psychologie aufgab. Lange Jahre arbeitete sie danach in den Bereichen Personalwesen und Marketing großer Bremer Raumfahrtkonzerne.
„Während meiner Zeit in der Industrie brauchte ich immer einen kreativen Ausgleich zu meinem Job. Ich bin eigentlich gar kein Schreibtischmensch“, sagt sie über sich. Parallel zu ihrem Job schneiderte sie daher Kleidungsstücke für sich und startete 2016 einen Modeblog, in dem sie selbst kreierte Werke vorstellte und als Schnittmuster zum Nachschneidern anbot.
Gemachtes Nest verlassen
„Ich hatte ein schönes Leben, aber mit Leidenschaft war ich nicht dabei, ich merkte, dass irgendetwas fehlte“, erklärt sie heute, wenn sie an ihr Angestelltendasein zurückdenkt. Mit zunehmenden Alter wurde ihr immer klarer: Jetzt oder nie – wenn aus ihrem Hobby ein Beruf werden sollte, musste sie jetzt die Initiative ergreifen. Eine Erkenntnis, die zugleich Startschuss für die eigene Selbstständigkeit wurde. Sie gab ihren Beruf auf, seit März 2019 ist nun der Blog mit Onlineshop ihr Leben.
Neben Organisation und Verkauf und der Pflege ihrer Community ist der Entwurf neuer Schnitte zu ihrer Hauptbeschäftigung geworden. Die bezeichnet sie als „figurbetont mit ein bisschen Hippie-Einschlag“: „Ich habe beim Einkaufen nie das gefunden, was ich mir vorgestellt habe, deshalb habe ich begonnen, meine eigenen Kleidungsstücke zu entwerfen“, erklärt sie.
Geordnet-kreatives Chaos
Hosen, Shirts, Kleider, Mini- und Maxiröcke – eine komplette Garderobe hat sie mit ihren Entwürfen zusammen, bisher nur für Frauen. Auf den Fotos modelt sie meistens selbst, das wirke authentischer. „Das Detail macht den Unterschied zwischen besonders und langweilig, das gilt auch für Kleidungsstücke“, verrät sie. Falten, Nähte, Passform – an jedem ihrer Stücke finden sich raffinierte Details, welche die Stücke aus der Masse herausheben. Dank bebilderter Anleitung und dem direkten Draht über Facebook oder Instagram sind viele der Designerstücke auch für Anfänger geeignet.
Wenn sie kreativ in ihrem Heimatelier wird, kann es schon mal chaotisch zugehen. „Ich beginne mit einem Pullover und am Ende wird es dann ein Kleid, das kann ich nie so richtig planen“, bemerkt sie schmunzelnd. Steht ein Schnittmuster fest, sendet sie es an ein kleines Team aus freiwilligen Probenäherinnen, welche Muster und Anleitung auf Herz und Nieren prüfen. Erst danach geht es in den Verkauf.
Wenn das Hobby zum Lebensinhalt wird
Mit ihrem Angebot zählt sie zum Kleidungssegment der Do-It-Yourself-Bewegung, das in den vergangenen Jahren stark wuchs und in Deutschland mittlerweile ein Milliardengeschäft ist. Der Markt ist jedoch gesättigt und Selbstständige müssen sich mit vielen Hobbyisten messen, die völlig andere Preisstrukturen haben und von ihrem Werk nicht leben müssen. Für Heuer ist das keine Hürde: „Man muss gut sein, salopp gesagt. Wer mit Leidenschaft dabei ist und stets den Kundennutzen im Blick hat, findet seine Lücke, davon bin ich überzeugt“, gibt sie sich selbstbewusst.
Das war nicht immer so. Zu Beginn ihre Selbstständigkeit fühlte sie sich weniger selbstsicher. „Natürlich hatte ich meine Zweifel – braucht das überhaupt jemand, was ich da mache?“, haderte sie damals mit sich. „Die erste Zeit war schon hart. Nicht immer klappt alles so schnell, wie man sich das vorstellt. Ich bin ein ungeduldiger Mensch, der alles sofort haben möchte.“
Mit Hilfe aus Bremen
Eine Hilfe war da das Starthaus. Die Modedesignerin stellte ihre Ideen vor und erhielt wertvolles Feedback. „Familie und Freunde können selten eine objektive Meinung abgeben – das Starthaus-Team hat mir bei der Selbstreflektion und bei der Optimierung meines Geschäftsmodells geholfen“, rekapituliert sie. Besonders das Erstellen eines Businessplans brachte sie weiter – sie konnte jetzt ihre Ideen mit konkreten Zahlen untermauern und greifbarer zu machen. „Das Starthaus gibt Leuten eine neue Chance, das gefällt mir.“
Für die Zukunft hat sie sich so einiges vorgenommen. Sie plant Nähcamps – Wochenend-Ausflüge, an denen bis zu 20 Personen mit ihr gemeinsam an einem schönen Ort an neuen Kleidungsstücken arbeiten. Und eines Tages könnte sie sich zudem vorstellen, die ein oder andere Mitarbeiterin einzustellen. „Ich bin 24-Stunden am Tag bei meiner Idee, das liebe ich – Langeweile gibt es nicht mehr“, schließt sie.
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