Der mit der Künstlichen Intelligenz
Starthaus CoachingprogrammWearHealth entwickelt eine KI-basierte Plattform für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
Er ist überzeugt, dass aus Bremen ein Top-Standort in Sachen Künstlicher Intelligenz werden kann: Esteban Bayro-Kaiser hat mit seinem Start-up WearHealth Großes vor. Warum hat sich der Weltenbummler gerade die Hansestadt ausgesucht?
Von sich sagt Esteban, dass er überall aufgewachsen sei. Der Vater ein Bolivianer, die Mutter Deutsche, studierte der heute 35-Jährige Elektro- und Nachrichtentechnik in Chile, bevor er nach Deutschland zurückkam. Ein Kosmopolit – das zeigt sich auch in seinen Ambitionen: Er will in Bremen ein internationales Unternehmen aufbauen und ist schon nach wenigen Jahren auf dem besten Weg dahin.
Zielstrebig weiß der sympathische junge Mann, wo es lang geht. Künstliche Intelligenz (KI) ist sein Steckenpferd. Darum kam er auch 2010 für seine Promotion nach Bremen. „Hier gibt es drei KI-Institute und an der Uni ein hervorragendes Tech-Ökosystem, das war ausschlaggebend“, sagt er.
Neben seiner Begeisterung für KI war ihm schon immer klar, dass er Unternehmer werden will. „Die Künstliche Intelligenz erlebt einen Boom und hat großes Potenzial – da wollte ich mich selbstständig machen, das stand schon früh fest“, so der KI-Experte.
WearHealth entwickelt KI-Systeme für den Arbeiter 4.0
Vor zweieinhalb Jahren hat er seinen Traum verwirklicht und sich zusammen mit seinen Geschäftspartnern mit WearHealth selbstständig gemacht. Das Unternehmen sitzt im BITZ im Technologiepark Bremen, in direkter Nähe zur Universität Bremen und den KI-Instituten. Bislang geht ihr Traum von einem internationalem Unternehmen auf: Neben Bremen haben sie bereits einen Standort in Frankreich und in Spanien aufgemacht.
15 Angestellte haben sie eingestellt. Eine bunt gemischte Truppe aus vielen Ländern – da kommt der Weltenbummler in Esteban wieder heraus. Er will ein diverses Team haben, Qualifikation im Bereich KI ist nur ein Einstellungskriterium neben vielen anderen. „Ein internationales, vielfältiges Team ist besser und kreativer, davon bin ich überzeugt“, beteuert er.
Wearables, sind Kleidung und Accessoires, die durch verbaute Sensoren und Schaltkreise intelligent werden. Smartwatches gehören dazu, oder Brillen mit Displays wie die Google Glass. Sie verbreiten sich derzeit rasant in der Industrie. WearHealth entwickelt eine Plattform, welche die Daten von Wearables im Unternehmen sammelt und mithilfe von Künstlicher Intelligenz auswertet.
Gesundheit erhalten, Arbeitsunfälle vermeiden
An einem Beispiel erläutert Esteban Bayro-Kaiser, wie seine Idee funktioniert: „Smartwatches können abrupte Bewegungen erkennen. Unser System sammelt diese Daten und kann feststellen, ob zum Beispiel ein Arbeiter gestürzt ist. Jemand in der Arbeitssicherheit wird benachrichtigt und kann sich dann direkt über die Uhr bei dem Mitarbeiter melden und gegebenenfalls ein Notarztteam losschicken“.
WearHealth entwickelt Anwendungen für die Industrie – Ziel der KI-Plattform ist es, Arbeitsunfälle zu vermeiden, die Mitarbeiter-Gesundheit zu fördern und die Produktivität zu erhöhen. Neben Smartwatches setzen die Bremer intelligente Shirts ein, die, unter der Kleidung getragen, das Stresslevel von Arbeitern erkennen können. Zudem kommen 3D-Kameras zum Einsatz, die Bewegungsabläufe von Arbeitern erfassen und warnen, wenn Gelenke und Muskeln zu stark oder falsch belastet werden. „Gesundheitsprävention wird ein immer größeres Thema“, prophezeit er, „beim Hype um die Digitalisierung dürfen wir den Menschen nicht vergessen. Wir bringen beides zusammen.“
Naht der gläserne Arbeiter?
Wird der Arbeiter damit gläsern, vollkommen durchleuchtet? Wird seine Arbeitskraft bald von Computern bewertet, minutiös auf die Sekunde genau? Esteban nickt ernst, Datenschutz und Privatsphäre seien wichtige Themen bei WearHealth. „Niemand kommt an die persönlichen Daten heran, Auswertungen erfolgen immer anonymisiert auf Basis von größeren Teams, die keine Individualisierung zulassen“, beteuert er.
Tests hätten gezeigt, dass Arbeiter die neuen Systeme gut annähmen, so der Halbbolivianer. Erstmals sei es möglich, in Echtzeit Infos zur Arbeitssicherheit und Gesundheitsvorsorge zu erhalten. Das komme allen zugute, denn so könne schneller auf Missstände reagiert werden.
Scheitern als Teil eines Lernprozesses begreifen
Wer mit Esteban Bayro-Kaiser spricht, gewinnt den Eindruck, einen langjährig erfolgreichen CEO vor sich zu haben. Diese Selbstsicherheit hat er sich hart erkämpft. Rückschläge hat auch WearHealth hinter sich. Seine erste Zielgruppe seien Versicherungen gewesen, schildert Bayro-Kaiser. Das habe aber nicht funktioniert, sie haben das Geschäftsmodell überdenken müssen.
Jetzt arbeitet er mit der Industrie direkt zusammen, um die Systeme zu verbessern. „Für ein Start-up wie uns ist es wichtig, direkt mit dem Kunden zusammen zu arbeiten. Der Kunde kennt das Problem, wir liefern die Lösung.“ Automobil- und Energiekonzerne gehören heute etwa zum Kundenstamm.
Sich stetig hinterfragen
Sein Team leitet er zu steter Selbstkritik an. „Wenn ich die letzten zwei Monate zurückschaue und nicht einmal bei einer Aufgabe gescheitert bin, weiß ich, dass etwas nicht stimmt“, sagt er schmunzelnd. Als junges Start-up gäbe es viel zu lernen. Scheitern sei wichtig, denn aus den Fehlern würden alle nur noch besser werden. „Nichts für valide nehmen, alles hinterfragen!“ ist sein Motto.
Damit aus jedem Scheitern ein schneller Erfolg wird, hat er sich schon früh Mentoren gesucht: Auch sonst hat Esteban alles mitgenommen, was es in Sachen Start-up-Coaching gibt: So durchlief er das Coachingprogramm des Bremer Starthauses, hat verschiedene Acceleratoren mitgemacht und Fördermittel aus dem EXIST-Programm und weiteren EU-Programmen akquiriert.
Kein Grund, woanders zu sein
„Warum sollen wir nach Berlin gehen?“, antwortet er auf die Frage nach Bremen als Tech-Standort. „Da gibt es zu viele Start-ups. Hier ist der Nachwuchs da und wir finden in der Wissenschaft und Wirtschaft exzellente Kooperationspartner. Es gibt keinen Grund, woanders hinzugehen!“
In Bremen hat der junge Mann noch viel vor. WearHealth soll eines der Top Unternehmen im Bereich KI und Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz für Arbeiter werden. „Wir bauen eine Plattform, die Daten vieler Wearables-Anbieter verarbeitet, das macht sonst niemand“, sagt er. WearHealth setze ganz auf Plattform-Ökonomie, das Bereitstellen von Anwendungen, die viele verschiedene Dienste und Anbieter unter sich vereinen. Das habe Wachstumspotenzial.
Ein weiteres Bremer Unternehmen, das ganz auf Wearables setzt ist Ubimax.
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Erfolgsgeschichten
„Wenn ich Raketentreibstoff in einen VW-Käfer gieße, geht er kaputt“, sagt Professor Dr. Christian Horneber. Damit meint der Investment-Experte, dass Venture Capital im Vergleich der verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten wohl der stärkste Booster ist. Doch nicht für jedes Startup ist es geeignet.
Zum ArtikelNeighbourshrooms verbindet innovative Pilzzucht mit einer nachhaltigen Lebensweise und gesellschaftlicher Verantwortung. Was als persönliche Leidenschaft begann, ist heute ein Beispiel dafür, wie Unternehmertum, Bildung und Umweltschutz gewinnbringend zusammenarbeiten können.
Zum ArtikelWenn ein geliebtes Haustier stirbt, fühlen sich deren Besitzer oft alleingelassen mit den überwältigenden Entscheidungen und vor allem mit der tiefen Trauer um ihren langjährigen Begleiter. Helfen möchte Sonja Rennhack mit der Gründung von „Küstenbestatter – Tierabschied mit Herz“ in Bremerhaven.
Zum Artikel bei der BIS Bremerhaven