“Ein Pferd mit Gummistiefeln” – Aenne Reher näht Kinderkleidung und hat ein eigenes Modelabel gegründet
Starthaus Women“Gibt’s nicht gibt’s doch!” Bei Aenne Reher ist jedes Kleidungsstück ein Unikat – und das hat einen guten Grund. Kinderkleidung aus Bremen – bei „Aennes Herzblut“ ist der Name Programm. Gründerin Aenne Reher entwickelt mit viel Kreativität und Leidenschaft nachhaltige Kleidung. Dabei kam sie erst auf Umwegen zu ihrem eigenen Label.
Manchen wird der Beruf in die Wiege gelegt. Aenne Reher wusste früh, dass Stoffe ihr Leben sein würden. „Aus einem Stück Stoff entsteht eine Hose, ein Kleid, ein Pullover – das war für mich immer schon magisch“, erinnert sich die Wahlbremerin an ihr zehnjähriges Ich. Ihr Weg schien vorgezeichnet: Es folgten Ausbildung und Meisterbrief, ein Leben als Schneiderin. Doch der Niedergang der Bekleidungsindustrie in Deutschland bedeutete auch für die gebürtige Cuxhavenerin eine jähes Karriereende und eine Umschulung als Bankkauffrau. Zahlen gefielen ihr immerhin auch ganz gut.Doch das Nähen fehlte ihr – die eigenen drei Kinder waren da eine gute Gelegenheit, wieder Hand an die Nadel zu legen. „Ich hatte riesige Freude daran – und schon bald mehr Stücke als meine Kinder je tragen konnten“, erinnert sie sich lachend.
Aus alt mach neu
Ein Moment, der mehr oder weniger zur Initialzündung für ihr eigenes Label „Aennes Herzblut“ wurde. Denn: Warum nicht die eigenen Entwürfe verkaufen? Heute gestaltet sie Kleidung für Kinder bis zehn Jahre. Das meiste davon sind Unikate, sie recycelt Erwachsenenkleidung und näht daraus neue Stücke. „Meine Stoffe hat sonst keiner. Das Recyceln ist zwar aufwendiger als neue Materialien zu verwenden, dafür schont es die Umwelt. Wir schmeißen schon viel zu viel weg“, sagt sie. Aus einer Erwachsenenhose werden so zum Beispiel zwei Kinderhosen.
Nur ein paar Teile sind komplett aus neuen Stoffen genäht. Darunter ihr absoluter Bestseller: ein Kleid mit einem großen Motivdruck „Pferd mit Gummistiefel“. „Eines Tages kam sogar eine Mutter und kaufte das Kleid, obwohl es dem Kind erst in fünf Jahren passen würde – es hat ihr so gut gefallen“, erzählt Aenne Reher stolz.
Nie mehr einen Bürojob
Zunächst schneiderte sie nur im Nebenerwerb, während sie parallel bei einer Bank arbeitete und ihre Kinder großzog. „Aber ich wusste immer schon, dass man mehr daraus machen könnte“, so die 50-Jährige. Im Mai 2018 kam der entscheidende Ruck zur Selbstständigkeit: Der Standort ihres Arbeitgebers wurde geschlossen, die Angestellten in eine Transfergesellschaft überantwortet. „Im Nachhinein wohl das Beste, was mir passieren konnte – ich will nie mehr ins Büro zurück“, sagt sie heute.
Sie nutzte die Zeit, um sich auf die Selbstständigkeit vorzubereiten und in Vollzeit für ihr Label zu arbeiten. Dabei kam sie auch in Kontakt mit dem Starthaus, der zentralen Anlaufstelle für Gründungsinteressierte in Bremen. „Ohne die Unterstützung des Starthauses hätte ich es nicht geschafft. Ich habe viele Tipps erhalten, zum Beispiel bei der Aufstellung des Businessplans.“
Kinderkleidung auf Märkten und Events von Bremen bis Hamburg
Ihre Kleidung verkauft sie auf Märkten oder in Pop-up-Stores – temporären Läden, die nur für wenige Tage oder Wochen geöffnet haben. Einen festen Laden möchte sie nicht. „Das habe ich anfangs überlegt, aber das Warten auf Kunden hat mich gestört – ich wollte die verstrichene Zeit lieber sinnvoll nutzen und in meiner Schneiderei weiterarbeiten, mir hat die Geduld gefehlt“, erzählt sie.
Man merkt schnell: Langeweile liegt ihr fern. Im Vorfeld von Märkten muss sie schon mal im Akkord schuften, etwa innerhalb von drei Tagen 40 und mehr Teile nähen, um ihren Bestand aufzustocken. Gerade im Herbst steigt die Nachfrage. Dann heißt es für sie oft: wochentags waschen, schneiden, nähen, aufbereiten, am Wochenende unterwegs auf Märkten verkaufen.
Um noch unabhängiger zu werden plant sie einen eigenen Onlineshop, geht dieses Jahr auf eine große Verbrauchermesse und baut ihre Präsenzen aus. „Ich muss alles ausprobieren und dann schauen, ob es sich lohnt“, sagt sie. Aus ihrer Zeit als Bankangestellte hat sie ihr Gespür für Zahlen mitgenommen. Bei aller Kreativität sei es eben auch wichtig, darauf zu schauen, welche Maßnahmen sich lohnen. Aber eins ist klar: Für die Kleinen lohnt es sich immer, denn die lieben Aennes‘ Kreationen. Ob mit Pferd in Gummistiefeln oder ohne.
Wer mehr über Aennes Herzblut erfahren möchte:
Facebook oder Instagram
An einer Gründung interessiert? Schreiben Sie uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder rufen Sie uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn Sie Fragen zu Ihrer Gründung(sidee) haben. Wir haben die Antworten.
Erfolgsgeschichten
Nach der Auflösung ihres ersten Unternehmens PARU GmbH standen Erik Ruge und Paul Kukolka vor der Entscheidung: Aufgeben oder neu anfangen? Sie entschieden sich für den Neuanfang und gründeten Casca Minga, ein Unternehmen, das koffeinhaltige Erfrischungsgetränke aus der Schale der Kaffeekirsche herstellt. Sie erzählen im Interview, wie sie aus Fehlern gelernt und mit frischer Energie einen zweiten Anlauf gewagt haben.
zum ArtikelWie ein Kind im Süßwarenladen kann sich Kim Sarah Wendt-Wehmeyer jeden Tag bei der Arbeit fühlen. Und ihre große und kleine Kundschaft erst recht. Die 24-Jährige ist Gründerin und Inhaberin von „Kim’s Candy Shop“ in Bremerhavens Fußgängerzone.
Zum Artikel bei der BIS BremerhavenStil und Design wie in einem hippen Großstadt-Bistro. Charme und Freundlichkeit, wie es sie vielleicht nur noch „auf dem Dorfe“ gibt - das charakterisiert „Annie’s Café“ im Bremerhavener Stadtteil Surheide. Für die Inhaberin Anja Brantzen hat sich mit dem Lokal in einem ehemaligen Einzelhandelsgeschäft einen Traum erfüllt.
Zum Artikel