17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung - Teil 2
Social EntrepreneurshipDie Bedeutung der Global Goals für Gesellschaft und Gründung
Die Lösung vieler sozialer und ökologischer Probleme kann nur mit ganzheitlichem Ansatz erreicht werden. Dabei haben Gründer:innen maßgeblichen Einfluss auf die Mitgestaltung der Wirtschaft und deren Auswirkungen auf unsere Gesellschaft. Im zweiten Teil unserer Reihe stellen wir euch die Social Development Goals 6 bis 11 vor.
Am 01. Januar 2016 traten die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (englisch: Sustainable Development Goals, in Kraft. Hier einigten sich die Vereinten Nationen über Zielsetzungen zur Sicherung der nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer und ökologischer Ebene. Bis 2030 wurden Ziele in diversen Bereichen gesetzt, um die Gesellschaft und Wirtschaft weltweit zu stärken, nachhaltiger zu machen und Gleichberechtigung zu schaffen.
Hier haben wir bereits die ersten fünf Ziele vorgestellt, in denen es unter anderem um das Beenden von Armut und Hungersnot sowie Geschlechtergleichstellung geht. Auch im zweiten Teil dieser Reihe wird deutlich, dass alle Ziele miteinander verbunden sind und schon bei der Verbesserung an einer Stelle große Wirkung erzielt werden kann.
ZIEL 6: CLEAN WATER AND SANITATION – Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten.
Für uns alle ist Wasser überlebenswichtig. Wir brauchen es tagtäglich, Hygiene und Gesundheit sind von der Qualität unserer Wasserzufuhr abhängig. Der Zugang zu Wasser und vor allem zu sauberem Trinkwasser, ist aber bei weitem nicht für jede:n selbstverständlich. Jeder zehnte Mensch auf der Welt hat keinen gesicherten Zugang zu Wasser. Ein wesentlicher Bestandteil dieses Problems ist auch die fehlende Verfügbarkeit von Sanitäranlagen durch mangelndes Wasser in vielen Ländern.
In Deutschland sind die Problematiken weniger grundsätzlich. Die Trinkwasserqualität ist gut, der Fokus der Optimierung liegt hier eher auf der Regulierung der stofflichen Belastung, vorrangig in Flüssen und Seen. Diese sind oft durch Landwirtschaft und Kläranlagen phosphor- und nitratbelastet.
Beispielhafte Maßnahmen:
In Deutschland wurden für die Agenda 2030 Grenzwerte für die Schadstoffbelastung festgelegt. Insgesamt ist zu beobachten, dass die gesetzten Grenzwerte seit Jahren nicht eingehalten werden und es kaum Veränderungen in der Belastung gibt. Wichtig wäre hier eine Anpassung vor allem im Bereich der Landwirtschaft, um eine positive Veränderung herbeizuführen.
Im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit für Trinkwasser und Sanitärversorgung ist das Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2030 jährlich zehn Millionen Menschen weltweit mit deutscher Unterstützung Zugang zu Trinkwasser- und Sanitärversorgung zu gewährleisten. Dies geschieht durch Mittel der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), refinanziert mit Geldern aus dem Bundeshaushalt.
Zudem gibt es zahlreiche soziale Unternehmen, die sich für sauberes Trinkwasser einsetzen, wie zum Beispiel Viva con Agua.
ZIEL 7: AFFORDABLE AND CLEAN ENERGY – Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle sichern.
Wie sehr wir in unserem täglichen Leben auf Strom angewiesen sind, merken wir spätestens, wenn er einmal ausfällt. Viele könnten dann nicht weiterarbeiten, geschweige denn ihr Handy laden oder sich Essen zubereiten. Für uns unvorstellbar, für circa 1 Milliarde Menschen die Realität. Vor allem sind Menschen südlich der Sahara in Afrika betroffen.
In Deutschland ist die Stromversorgung kein kritisches Thema. Hier steht eher im Fokus, wie nachhaltig die Stromgewinnung ist, welchen Einfluss wir mit der Produktion auf die Umwelt und den Klimawandel haben. Durch die Energiewende und das vermehrte Augenmerk auf erneuerbare Energien konnte das Ziel 2020 mindestens 35 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien zu gewinnen, erreicht werden.
Beispielhafte Maßnahmen:
Bis 2030 soll dieser Wert auf mindestens 50 Prozent steigen. Dies soll weiterhin durch die zunehmende Nutzung von Windenergie, Biomasse, Photovoltaik und entsprechende gesetzliche Maßnahmen, wie zum Beispiel das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EGG) erreicht werden.
ZIEL 8: DECENT WORK AND ECONOMIC GROWTH – Dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern.
700 Millionen Menschen leben weltweit in Armut, obwohl sie arbeiten. Dahinter steckt in vielen Ländern ein hohes Maß an Zwangsarbeit. Etliche unserer importierten Produkte sind unter menschenunwürdigen Umständen gefertigt worden. Teilweise von Kindern und Jugendlichen, die durch die Not, Geld verdienen zu müssen, nicht zur Schule gehen können. Laut Schätzungen von UNICEF sind weltweit 150 Millionen Kinder zwischen fünf und 14 Jahren schon berufstätig.
Die Wirtschaft in Deutschland wächst nach wie vor. Aber auch hier gibt es problematische Arbeitsverhältnisse, wie Saisonarbeit, extreme Arbeitsbelastung, die schlecht bezahlt wird, oder fehlende Inklusion.
Beispielhafte Maßnahmen:
Ziel der Bundesregierung ist es, die Erwerbstätigenquote in Deutschland bis 2030 auf 78 Prozent zu erhöhen. Hier spielt die Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt eine erhebliche Rolle. Niederschwelliger Zugang zu Bildung und Ausbildung, Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind hier nennenswerte Maßnahmen. Beispielhaft ist auch das „Bündnis für nachhaltige Textilien“, das 2014 gegründet wurde zu nennen. Das Bündnis fokussiert sich auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern. Dabei geht es vor allem um die Einhaltung der sozialen und ökologischen Bündnisstandards in der gesamten Lieferkette.
ZIEL 9: INDUSTRY, INNOVATION AND INFRASTRUCTURE – Widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen.
Beim Thema Infrastruktur wird noch einmal deutlich, wie abhängig viele der Global Goals voneinander sind und dass keines für sich allein betrachtet werden kann. Neben der Infrastruktur des Straßenverkehrs, sind auch eine solide Internetverbindung sowie Verfügbarkeit von Strom und Wasser Bestandteile einer widerstandsfähigen Gesellschaft. Einen erheblichen Anteil von nachhaltiger Industrie, auch in Entwicklungsländern, muss Förderung, Bildung, Ausbildung und Forschung darstellen.
Deutschland ist eines der nachhaltigsten Industrieländer. Gleichzeitig sind beispielsweise die Zugänge zu Glasfaseranschlüssen lückenhaft, die in anderen Ländern als selbstverständlich gelten. Als Platz zwei der innovativsten Länder im Ranking für die höchsten Ausgaben für Forschung und Entwicklung stehen nachhaltige Innovationen und grüne Technologien im Fokus.
Beispielhafte Maßnahmen:
Bis 2025 soll der Anteil des Bruttoinlandsproduktes für Forschungs- und Entwicklungsausgaben bei 3,5 Prozent liegen. 2016 waren es mit 92,9 Milliarden Euro noch 2,9 Prozent. Darin enthalten sind auch Gelder zur Hilfe von Entwicklungs- und Schwellenländern.
ZIEL 10: REDUCED INEQUALITIES – Ungleichheit in und zwischen Ländern verändern.
Die Spanne zwischen arm und reich ist weltweit extrem groß. Der Grundsatz, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind, spiegelt sich in ihren Möglichkeiten, ihrem Vermögen oder ihrem Zugang zu Bildung nicht wider. Eine kleine Gruppe von Menschen verfügt über extremen Reichtum. Mehr als ein Drittel des weltweiten Vermögens gehört einem Prozent der reichsten Menschen. Chancenungleichheit, soziale Diskriminierung und ein Mangel an Ressourcen für die Mehrheit sind die Folge.
Auch in Deutschland ist das Vermögen ungleich verteilt. Hier ist vor allem die Integration der in Deutschland lebenden Ausländer:innen ein wesentlicher Bestandteil der Regulierung von extremen Ungleichgewichten des Vermögens.
Beispielhafte Maßnahmen:
Ziel der Bundesregierung ist es, bis zum Jahr 2030 den Anteil ausländischer Schulabsolventinnen und -absolventen, die mindestens einen Hauptschulabschluss erreichen, zu erhöhen und den Anteil an die Quote deutscher Schulabsolvent:innen anzugleichen. Dies soll durch den Fokus auf Integrationsmaßnahmen und besondere Förderung passieren. Einkommensungleichheiten werden in Deutschland insbesondere mithilfe von Sozialleistungen, Sozialversicherungen und Steuern entgegengewirkt.
ZIEL 11: SUSTAINABLE CITIES AND COMMUNITIES – Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten.
Weltweit wachsen Städte zu immer größer werdenden Ballungszentren. Jeder zweite Mensch lebt heute in einer Stadt, Tendenz steigend. Bei so viel gebündelter Energie wird es immer wichtiger, diese nachhaltig zu nutzen. Denn bekannt ist, dass wir unsere Ressourcen aufbrauchen – und das unwiederbringlich. Neben den ökologischen Problemen in Städten mit guter Infrastruktur, sind Ungleichheiten in der Beschaffenheit von Städten eine Herausforderung. In den Metropolen des globalen Südens lebten 2014 ein Drittel der Bewohner:innen in Slums, ohne Wasser- und Stromversorgung.
In Deutschland ist ein großer Themenbereich nachhaltiger Städte die Wohnungsknappheit und der gleichzeitig hohe Mietspiegel. Mieten wird hier zum Armutsrisiko. Weiterhin ist die autofreie Infrastruktur mangelhaft und die Belastung durch Emissionen aus dem Personenverkehr zu hoch.
Beispielhafte Maßnahmen:
Ziel in Deutschland ist die neutrale, klimaangepasste und energieeffiziente Stadt. Um dieses Ziel zu erreichen entwickeln Bund, Länder, Kommunen sowie Bürger:innen Ideen und Pläne zur Stadtentwicklung. Gleichzeitig wird die Entwicklung des ländlichen Raumes fokussiert, um die Lebensqualität auf dem Land und in der Stadt gleichwertig zu gestalten. Maßnahmen zur Regulierung des Endenergieverbrauchs im Güter- und Personenverkehr sind bis 2030 von der Bundesregierung auferlegt worden.
Im nächsten und letzten Teil stellen wir euch die Ziele 12 bis 17 vor. Bei der Gründung von Sozialunternehmen können diese Global Goals eine Grundlage bilden. Wenn auch ihr eine Gründungsidee habt und etwas bewirken wollt, dann meldet euch gleich bei uns. Wir beraten euch gerne!
Alle Informationen zu Social Entrepreneur by Starthaus findet ihr hier.
An einer Gründung im Bereich Social Entrepreneurship interessiert? Schreibt uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder ruft uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn ihr Fragen zu eurer Gründung(sidee) habt. Wir haben die Antworten.
Erfolgsgeschichten
Brita Schemmann, Professorin an der Hochschule Bremen, spricht über die Studieninhalte, Herausforderungen und Visionen des Masterstudiengangs „Sustainable Business & Entrepreneurship“ und erklärt, warum wir mehr Menschen brauchen, die Veränderungen vorantreiben.
Zum ArtikelNeighbourshrooms verbindet innovative Pilzzucht mit einer nachhaltigen Lebensweise und gesellschaftlicher Verantwortung. Was als persönliche Leidenschaft begann, ist heute ein Beispiel dafür, wie Unternehmertum, Bildung und Umweltschutz gewinnbringend zusammenarbeiten können.
Zum ArtikelNach der Auflösung ihres ersten Unternehmens PARU GmbH standen Erik Ruge und Paul Kukolka vor der Entscheidung: Aufgeben oder neu anfangen? Sie entschieden sich für den Neuanfang und gründeten Casca Minga, ein Unternehmen, das koffeinhaltige Erfrischungsgetränke aus der Schale der Kaffeekirsche herstellt. Sie erzählen im Interview, wie sie aus Fehlern gelernt und mit frischer Energie einen zweiten Anlauf gewagt haben.
zum Artikel