Gesundes Eis – geht das? Ja!
FinanzierungTimur Budak will mit seinem Start-up wunderfood den Markt aufmischen
Eisgenuss ohne Reue? Der Bremer Timur Budak ist da einer ganz großen Sache auf der Spur. Und legt dafür sein Studium auf Eis.
Schon die alten chinesischen Kaiser liebten Eiskreationen. Sie legten riesige Lager an, um das ganze Jahr über Speiseeis vorrätig zu haben. Vor Jahrhunderten schon begehrten Kaiser die süße Versuchung so sehr, dass 94 Männer beschäftigt wurden, deren einzige Aufgabe es war, Eisblöcke von den Hochgebirgen an den kaiserlichen Hof in Peking zu bringen. In der Tradition dieser 94 Eismänner sieht sich heute der junge Bremer Gründer Timur Budak, der mit seiner Marke „94 Icemen“ das Erbe der Eisträger antritt und der Welt – oder zumindest Deutschland – sein Eis bringen will.
Voll im Trend: natürliche Produkte, gute Zutaten
Und das hat es in sich. Oder besser gesagt, es hat weniger von dem in sich, was Eis sonst am meisten in sich hat: Kalorien, industrielle Zucker, Konservierungs- und Zusatzstoffe. All das gibt es in den drei Sorten von 94 Icemen nicht. Bis auf die Kalorien, aber davon gibt es deutlich weniger. „Das wertigste Eis, das es auf dem Markt gibt“, sagt der 29-jährige selbstbewusst, „Es kommen nur natürlich Zutaten in den Eisbecher wie etwa echte Vanille und kein Vanillearoma.“
Eisgenuss ohne Reue
Statt Industriezucker wird die kalte Versuchung mit Agavendicksaft gesüßt, einem natürlichen Süßungsmittel, das vor allem Veganer populär machten. Dank des Sirups hat das Eis weniger Kalorien als seine Industrie-Pendants. Wichtig für Budak, denn er liebt Eiscreme – ein kleines Dilemma für den fitnessbewussten jungen Mann, dem gesunde Ernährung wichtig ist und der Kalorien zählt. Deshalb schnappte er sich eines Tages die Eismaschine seiner Mutter und begann zu experimentieren. Seine Kreationen gefielen nicht nur ihm, sondern auch Bekannten und Freunden. Eine Unternehmensidee wurde geboren.
Dass Budak irgendwann ein Unternehmen gründen wollte, war ihm ohnehin klar. „Ich studiere in Bremen am LEMEX Institut Entrepreneurship, also Unternehmertum. Eine Firma zu gründen konnte ich mir gut vorstellen. Im Moment habe ich das Studium jedoch auf Eis gelegt, um mich voll auf die Eismarke zu konzentrieren“, sagt der junge Gründer und lächelt: Der Wortwitz werde nie alt.
Vom Scheitern und Aufstehen
Bis jetzt stehen die Eisbecher in drei Geschmacksrichtungen in rund 16 Supermärkten in und rund um Bremen zum Verkauf. 45.000 Eisbecher hat er produzieren lassen. Genug für eine kleine Eisrevolution. Dass es so weit gekommen ist, hat er einem Zufall zu verdanken – und einem Scheitern.
Mit seiner Geschäftsidee wandte er sich zunächst an die Industrie, an einen Eisproduzenten, blitzte jedoch schnell ab. „Mir fehlte die Erfahrung mit der Lebensmittelbranche, ich hatte keine Ahnung, wie schwer es ist, im Einzelhandel mit einem Produkt Fuß zu fassen“, resümiert er heute. Das Risiko wollte kein Produzent eingehen.
Auf einer Bremer Start-up-Veranstaltung wurde ihm dann der Kontakt zu Christian Holz empfohlen. Der berät mit seinem Unternehmen culicons die Nahrungsmittelindustrie und hat ein Faible für Food-Start-ups, besonders, wenn sie aus Bremen kommen. „Wenn mich eine Idee überzeugt, bin ich dabei“, sagt Holz, „bei den 94 Icemen gefällt mir der Gedanke eines gesunden Eises, ohne unnötige Zusätze. Das hat Potenzial auf dem Markt, die Story ist gut.“
Holz und Budak steckten ihre Köpfe zusammen und begannen zu tüfteln, arbeiteten an der Rezeptur, am Geschäftsmodell. Schnell wurde klar, dass Budak nicht selbst produzieren könne, sondern sich ganz auf den Vertrieb konzentrieren müsse. Holz kennt die Nahrungsmittelbranche, weiß, wie sie tickt und vor allem: was sie braucht. „Eis ist eine Herausforderung, vor allem für ein Start-up“, sagt Holz. „Der Markt ist gesättigt, Transport, Lagerung und Vertrieb kompliziert. Wenn man Erfolg haben will, muss man es richtig machen, von Anfang an.“
Die Eisrevolution kann kommen
Mit den 94 Icemen haben sie alles richtig gemacht, da ist sich Budak sicher. Er ist dankbar für die Unterstützung durch Holz. „Ohne ihn hätte ich es nicht geschafft“, sagt der Jungunternehmer. Zusammen mit einem Eishersteller haben Sie die Rezeptur perfektioniert und die Produktion aufgenommen. Budak und seine vier Mitarbeiter setzen nun alles daran, Kunden für ihr Eis zu gewinnen. 2019 sollen die drei Geschmackrichtungen in ganz Deutschland zu finden sein.
Neben dem Know-how durch Christian Holz setzt er auch bei der Finanzierung auf Bremer Lösungen. „Eine Finanzierung zu finden war ein harter Prozess, viel schwieriger, als ich es mir vorgestellt habe“, gibt er zu. Erfolg fand er schließlich in einer Kombination aus Krediten und Darlehen der BAB – Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven, der KfW-Bank, der Bürgschaftsbank Bremen und der Weser-Elbe Sparkasse (Bremerhaven).
Neben dem Premium-Eis kann sich Budak künftig vorstellen, weitere gesunde Nahrungsmittel mit dem Unternehmen hinter seiner Eismarke, der wunderfood GmbH, zu produzieren. Bis es soweit ist, müssen jedoch noch einige Eisbecher an den Mann oder an die Frau gebracht werden. Auf eine große Nachfrage kann er vertrauen. Auch, wenn es schon lange keine Kaiser in Peking mehr gibt.
Schreiben Sie uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder rufen Sie uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn Sie Fragen zu Ihrer Gründung(sidee) haben. Wir haben die Antworten.
Erfolgsgeschichten
„Wenn ich Raketentreibstoff in einen VW-Käfer gieße, geht er kaputt“, sagt Professor Dr. Christian Horneber. Damit meint der Investment-Experte, dass Venture Capital im Vergleich der verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten wohl der stärkste Booster ist. Doch nicht für jedes Startup ist es geeignet.
Zum ArtikelDas Bremer Startup Valispace, gegründet von Marco Witzmann, Louise Lindblad und Simon Vanden Bussche, wurde vom amerikanisch-australischen Softwareunternehmen Altium übernommen. Die Kollaborationsplattform für Ingenieur:innen hat durch den erfolgreichen Exit das Potenzial, weltweit zu wachsen.
Zum ArtikelDie Phototherapie gilt als günstige und gut verträgliche Behandlung für Menschen, die unter chronischen Hautproblemen wie Schuppenflechte oder Neurodermitis leiden. Damit diese jedoch Erfolg zeigt, müssen die Patientinnen und Patienten über einen langen Zeitraum regelmäßig eine Arztpraxis aufsuchen. Das muss doch auch von Zuhause aus funktionieren, dachte sich Jan Elsner, Gründer des Bremer Startups Skinuvita, und hat gemeinsam mit seinem Team ein Softwaresystem entwickelt, mit dem Betroffene die Therapie zuhause nutzen können. Damit gewann er 2024 sogar den Bremer Gründungspreis.
Zum Artikel bei der BAB