Ein Herz für Bremen
Starthaus CrowdfundingVon Aufs und Abs und neuen Wegen in der Selbstständigkeit
Ann-Kristin Riemann hat sich mit ihrem Label „Ann Lace“ selbstständig gemacht. Obwohl alle Bekannten rieten, es nicht zu tun. Dank Crowdfunding und einer großen Portion Mut ist sie auf dem Erfolgspfad – ihre Ideen entwickelt sie dabei stets weiter.
Zarte Linien, aber kräftige Formen, modern, jung und frisch, ein bisschen Vintage noch dazu: Mit ihren „Weserherzen“ trifft Ann-Kristin Riemann einen Nerv. Accessoires und Dekoratives, Tassen, Prints, Schmuck oder Stoffbeutel, für eine junge Zielgruppe. „Ich liebe Bremen und will eine Botschafterin für die Stadt sein. Für stilbewusste Menschen gab es aber bisher einfach keine tollen Bremen-Produkte. Deshalb mache ich sie“, sagt die 35-Jährige.
Sie liebt es, mit ihren Händen zu arbeiten, zu tüfteln, zu zeichnen, kreativ zu sein. Wer bei ihr kauft, erhält Handgemachtes, nichts von der Stange. In ihrem Büro, gleichzeitig ihre Werkstatt, stapeln sich Papiere, Skizzen, Entwürfe, Materialien.
Gründen in der Kreativwirtschaft
Ihren Onlineshop ann-lace.de hat sie vor drei Jahren eröffnet – ihre Berufung fand sie aber noch früher. Schon während ihres BWL-Studiums 2014 begann sie, auf Plattformen wie DaWanda Handgemachtes zu verkaufen. Zum Ende des Studiums 2017 fiel dann die Entscheidung, ihren Nebenjob zur Lebensaufgabe zu machen. „Gerade als Kreative trifft man da auch auf Unverständnis. ‚Das ist ja nur ein Hobby‘, ‚Du machst ja nur, was dir Spaß macht‘, hieß es dann“, erinnert sie sich. Das schon bald ihr ganzes Leben von der Selbstständigkeit bestimmt wurde, hielten nicht alle Freundschaften aus. „Ich stehe aber zu 100 Prozent dahinter, arbeite quasi 24 Stunden am Tag“, sagt sie.
Zuspruch gab es da von anderer Seite: Aus der Onlinecommunity etwa, über die Ann-Kristin hauptsächlich ihre Produkte vertreibt – ihren Instagram- und Facebook-Account. Und von anderen Selbstständigen, die in Bremen ihre Existenz aufbauen.
Startschuss vom Starthaus
Die traf sie im Starthaus Coachingprogramm. Von Herbst 2016 bis Herbst 2017 nahm sie an der einjährigen Schulung teil, die sie fit für die Gründung machte. „Durch mein BWL-Studium hatte ich natürlich schon etwas Wissen, aber das Coachingprogramm hat mich wirklich weitergebracht. Neben den vielen Trainings und den Grundlagenworkshops war es sehr hilfreich, mich mit anderen Gründerinnen und Gründern unterhalten zu können, die dieselben Probleme, Sorgen, Ideen und Wünsche haben“, meint sie begeistert.
Anderen Gründer:innen rät sie, es ähnlich zu halten. „Geht auf Veranstaltungen, tauscht euch aus, wagt etwas!“, empfiehlt sie und spielt damit auch auf ihren zweiten wichtigen Schritt ins junge Unternehmen an: Ihre Kampagne beim Starthaus Crowdfunding, bei der sie im Sommer 2018 rund 5.000 Euro Startkapital einsammelte.
„Zuerst hatte ich noch meine Zweifel mitzumachen“, erinnert sie sich, „denn damit begab ich mich ja direkt ins Rampenlicht. Ich musste jetzt allen erzählen, was ich vorhabe, es in die Welt posaunen. Dass ich den Schritt dann gewagt habe, macht mich im Nachhinein sehr glücklich. Ich habe viele wichtige Kontakte während der Kampagne aufgebaut.“
Von der Achterbahnfahrt Selbstständigkeit
Ihre Geschichte ist auch eine der vielen Aufs und Abs, wie sie wohl jede Gründerin und jeder Gründer erzählen kann. „Ich wollte schon öfter hinschmeißen – nur um im nächsten Moment schon den Millionentraum zu haben“, lacht sie und führt selbstbewusst fort: „Ich weiß einfach, dass es klappt, dass ich meinen Weg gehen kann.“
Einige schwere Steine hat sie bereits aus dem Weg geräumt. 2018 schloss DaWanda, eine Internetplattform für Do-it-yourself und Handgemachtes, bis dahin Ann-Kristins Haupteinnahmequelle. „Ich stand quasi vor dem Nichts und musste mir überlegen, wie es weitergeht. Mein Fehler war es, mich zu sehr auf ein Standbein zu verlassen“, rekapituliert die junge Frau heute.
Für Bremen unterwegs
Seither baut sie ihre eigene Community auf – hauptsächlich über Social Media. Zwei bis drei Stunden am Tag verbringt sie damit, sich Strategien auszudenken, Postings zu planen und mit ihren Kundinnen und Kunden zu interagieren. „Das ist wahnsinnig wichtig, der persönliche Service ist mein großer Pluspunkt. Ich nehme meine Follower mit auf meine Reise, zeige mich. Das mögen die Menschen“, sagt sie.
Neben Social Media kümmert sie sich um ihren Onlineshop und bahnt Kooperationen in Bremen an. „Es gibt viele Kreative hier in Bremen, man kommt schnell in die Szene herein. Man geht hier nicht so unter wie in größeren Städten, wie in Hamburg oder Berlin“, so die begeisterte Bremerin.
Kontakte, die sie nutzt: So druckt die Steintorpresse im Bremer Viertel die Druckwaren (Postkarten und Schmuckkärtchen). Und Viktoria Theoharova von „Huddy“ vernäht die Label ihrer Stoffbeutel. Lokal, nachhaltig und fair zu produzieren ist ihr wichtig – und dabei einen Akzent zu setzen für ihre Heimatstadt.
Neues Standbein durch altes Hobby
Seit ihrer Kindheit liebte Ann-Kristin es zu singen. Sie vermisste ihr Hobby in der Selbstständigkeit. Warum also nicht das Hobby in die Selbstständigkeit integrieren? Und so hat sie Anfang 2020 ein neues Angebot auf ihrer Webseite: Auftritte als Hochzeitssängerin. „Ich liebe die Abwechslung, die mir mein jetziger Job bietet,“ schwärmt die Unternehmerin.
Die Corona-Pandemie hat sie dazu gezwungen, sich außerdem auf ihren Online-Shop zu konzentrieren. Ihre Kund:innen fragten besonders personalisierte Produkte nach. Ann-Kristins ausgefallene Idee: die „Your Code“-Kollektion. Hier verziert sie Armbänder mit individuellen Namen oder Botschaften. Das Besondere daran: Sie sind auf den ersten Blick nicht zu erkennen, da sie im Morsecode „geschrieben“ sind. „Ich mag es selbst, diese besonderen Botschaften und meine Liebsten bei mir zu tragen, ohne dass sie für Dritte direkt zu entschlüsseln sind,“ erzählt sie. „Bei meinen Kundinnen und Kunden werden die Armbänder stark nachgefragt.“ Deshalb plant sie schon am Ausbau der Kollektion – und an neuen Ideen.
Neben ihrem Onlineshop findet ihr Ann Lace auch hier:
Kollektion “Weserherzen”:
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