Aus alt mach neu: Wohlfühlfaktor für den Camping-Urlaub
ErfolgsgeschichtenWie Britta Schwanitz alten Wohnwagen ein zweites Leben schenkt
Mit dem Wohnwagen in den Urlaub fahren – für viele gibt es nichts Schöneres. Auch Britta Schwanitz liebt die Camping-Freiheit. Schon als kleines Kind verbrachte sie ihre Ferien oft auf dem Campingplatz und im Wohnmobil. Heute verreist sie am liebsten mit ihrem Partner, den beiden gemeinsamen Töchtern und der Familienhündin. Doch eins stört sie in der Idylle:
„Meistens sind die älteren Wohnwagen noch völlig in Ordnung“, erklärt sie. „Aber sie sind oft dunkel und etwas altmodisch.“ Für die 44-Jährige sind geschmackvoll gestaltete Innenräume ein essenzieller Wohlfühlfaktor. „Gerade im Urlaub möchte man es schön haben.“ Im Januar 2020 kam ihr dann die Idee, gebrauchte Wohnwagen zu kaufen, von innen zu verschönern und wieder zu verkaufen.
Von der Idee bis zum ersten Verkauf
Bei eBay-Kleinanzeigen erwarb sie ihren ersten Wohnwagen und machte sich an die Arbeit: modernere Polsterungen, frische Farben, verspielte Details – Schwanitz ließ ihrer Kreativität freien Lauf. Besonders die Nutzung von Kreidefarben für die Wände hatte es ihr angetan. „Ich habe mich in diese Kreidefarben verliebt. Die haben eine andere Wärme und sind ökologischer als die Lacke aus den Baumärkten“, schwärmt sie. „Das Raumklima wird dadurch ein anderes, es atmet mehr.“
Im März 2020 stellte sie ihre erste Kreation fertig. Doch ans Verkaufen war zu dem Zeitpunkt nicht zu denken. „Das war der Anfang der Coronakrise. Niemand konnte wegfahren, also konnte ich den Wohnwagen auch nicht verkaufen.“ Als die Lockerungen kamen, fand sie schließlich einen Abnehmer. „Ein halbes Jahr später habe ich noch einen Wohnwagen renoviert. Auch diesen konnte ich schnell verkaufen.“
Aus Fehlern gelernt
Doch trotz positiver Rückmeldung, war die Anfangsphase keine einfache für sie. Als gelernte Behindertenpädagogin und Kinderkrankenschwester, fehlt Schwanitz die fachliche Erfahrung in Bezug zu Wohnwagen und Innenraumgestaltung. Kaputte Unterböden, fehlende Ersatzteile – „am Anfang habe ich einige Fehler gemacht“, räumt sie ein. Doch mit der Zeit eignete sie sich immer mehr Wissen an und arbeitet mittlerweile mit einer Werkstatt zusammen, die die Verkehrstauglichkeit der Fahrzeuge inspiziert. „Ich kaufe inzwischen nur noch Modelle, die TÜV-geprüft sind“, erzählt sie weiter.
Vier bis sechs Wochen braucht sie für das Upcycling eines einzelnen Wohnwagens. Nähen, streichen, tapezieren – auch das brachte sie sich selbst bei. „Ich konnte vorher auch nicht nähen, das musste ich alles erst einmal lernen. Aber es wird von Mal zu Mal einfacher“, freut sie sich. Beflügelt von den positiven Rückmeldungen ihrer Käuferinnen und Käufer, entschied sie sich, sich dem Handwerk voll zu widmen und meldete Anfang 2023 ihr Gewerbe an.
Nicht nur etwas für Reisebegeisterte
Käufer:innen findet sie inzwischen nicht nur bei eBay-Kleinanzeigen, sondern auch auf ihrem Instagram-Kanal @brittasartderkunst, auf dem sie ihre Werke präsentiert. Über Instagram erhielt sie darüber hinaus ihre erste Anfrage für eine Auftragsarbeit. „Die Idee fand ich sehr spannend, denn so muss ich mir keine Gedanken machen, ob mit dem Fahrzeug alles in Ordnung ist.“
Überrascht war Schwanitz anfangs vor allem, für welche unterschiedlichen Zwecke ihre Wohnwagen gekauft und genutzt werden – nicht nur zum Verreisen. „Einen Wohnwagen haben zwei Bremer Künstlerinnen gekauft und nutzen ihn für ein Kunstprojekt“, zählt sie auf. „Ein anderer Kunde kam aus Köln und hat sein Homeoffice im Wohnwagen eingerichtet. Andere nutzen es als Gästezimmer.“
Doch eins haben ihre Käuferinnen und Käufer ihrer Meinung nach gemeinsam: „Es sind vor allem Freigeister, denen Nachhaltigkeit wichtig ist. Menschen, die Wert auf schöne, alte Dinge legen und die handgemachte Arbeit und die Individualität wertschätzen.“
Upcycling im Sinne der Nachhaltigkeit
Dass nachhaltige Arbeit Britta Schwanitz ein persönliches Anliegen ist, zeigt sich in den Materialien, mit denen sie ihre Wohnwagen gestaltet. Gerade die Nutzung von Kreidefarben ist ihr sehr wichtig, eine umweltfreundliche, wasserbasierte, mineralische Farbe. Auch bei Auftragsarbeiten besteht sie auf dieses ökologische Produkt.
Darüber hinaus versucht Schwanitz, so viele gebrauchte Gegenstände wie möglich für die Innengestaltung zu nutzen: „Ich gucke, welche Stoffe ich hier noch habe und wiederverwenden kann. Auch Holzplatten oder Lampen suche ich auf Flohmärkten oder bei eBay-Kleinanzeigen. Ich finde den Grundgedanken schön, einen Wohnwagen, den in dieser Form niemand mehr haben will, so aufzubereiten, dass er noch viele Jahre genutzt werden kann. Ich gebe dem Ganzen ein zweites Leben und merke wirklich, dass diese Arbeit das Richtige für mich ist.“
Unterstützung während der Gründungsphase
Für Schwanitz steht fest, dass sie diesen Weg auch in Zukunft weiter gehen möchte. Als Campingbegeisterte ist ihr Freiheit wichtig – und diese Freiheit findet sie in ihrer selbstständigen Tätigkeit wieder. Doch wie bei dem Handwerk selbst, musste sie auch die Unternehmensführung erst erlernen. Unterstützung suchte sie sich bei belladonna e. V., einem gemeinnützigen Verein in Bremen, der sich zum Ziel gesetzt hat, die politische, gesellschaftliche und kulturelle Bildung von Frauen zu fördern.
Bis November 2023 nahm Britta Schwanitz an der belladonna-Coachingreihe teil, bei der Frauen, die sich selbstständig machen wollen, zusammen mit Gleichgesinnten in ihrer Existenzgründung begleitet werden. „Wir haben Unterstützung bekommen bei allen wichtigen Themen wie Gewerbeanmeldung, Buchhaltung, Erstellung des Businessplans, Akquise, Marketing und vielem mehr. Auch ist es sehr hilfreich zu sehen, dass man mit seinen Fragen und Sorgen nicht alleine ist und man auch von der Gruppe gestärkt wird“, berichtet die Gründerin.
Grundsätzlich findet Schwanitz das Unterstützungsangebot für Gründer:innen in Bremen sehr vielfältig. „Zum Starthaus Bremen & Bremerhaven hatte ich bereits Kontakt. Gerade Networking-Treffen wie zum Beispiel den Female Founders Coffee Club finde ich sehr hilfreich“, schildert sie.
Bremen ins Herz geschlossen
Seit 2001 wohnt die in Ostfriesland aufgewachsene Frau in Bremen und möchte hier auch bleiben. Denn neben zahlreichen Unterstützungsangeboten für Gründende punktete die Hansestadt auch in Sachen Lebensqualität. „Bremen hat eine angenehme Größe und man kann sich leicht vernetzen. Die Stadt hat viel Grün und viel Wasser. Zudem gibt es auch eine Menge kultureller Angebote – Konzerte, Theater und vieles mehr.“
Auch für ihr Business sieht Schwanitz Vorteile, in Bremen ansässig zu sein. „Bremen ist gut gelegen, es können auch problemlos Interessenten von außerhalb kommen, um sich meine Wohnwagen anzusehen. Und, wie schon erwähnt, hat Bremen eine gute Infrastruktur fürs Gründen und fürs Vernetzen. Hier kennt jeder jemanden, der jemanden kennt, der unterstützen kann.“
Wollt ihr ein Unternehmen gründen, euer Business sicher starten oder weiter wachsen? Dann schreibt uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder ruft uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn ihr Fragen zu eurer Gründung(sidee) habt. Wir haben die Antworten.
Erfolgsgeschichten
„Wenn ich Raketentreibstoff in einen VW-Käfer gieße, geht er kaputt“, sagt Professor Dr. Christian Horneber. Damit meint der Investment-Experte, dass Venture Capital im Vergleich der verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten wohl der stärkste Booster ist. Doch nicht für jedes Startup ist es geeignet.
Zum ArtikelNeighbourshrooms verbindet innovative Pilzzucht mit einer nachhaltigen Lebensweise und gesellschaftlicher Verantwortung. Was als persönliche Leidenschaft begann, ist heute ein Beispiel dafür, wie Unternehmertum, Bildung und Umweltschutz gewinnbringend zusammenarbeiten können.
Zum ArtikelWenn ein geliebtes Haustier stirbt, fühlen sich deren Besitzer oft alleingelassen mit den überwältigenden Entscheidungen und vor allem mit der tiefen Trauer um ihren langjährigen Begleiter. Helfen möchte Sonja Rennhack mit der Gründung von „Küstenbestatter – Tierabschied mit Herz“ in Bremerhaven.
Zum Artikel bei der BIS Bremerhaven