Dieses Startup produziert heiße Luft
ErfolgsgeschichtenDer Sonderpreis für Nachhaltigkeit des Bremer Gründungspreis 2023 geht an Heatrix
Seit seiner Gründung im Jahr 2021 hat es sich das Bremer Unternehmen Heatrix zur Aufgabe gemacht, die CO2-Emissionen in der verarbeitenden Industrie zu reduzieren. Der Fokus des Teams liegt dabei auf der Prozesswärme, jener Wärme, die etwa bei der Produktion von Stahl, Zement und Keramik unerlässlich ist – und die heute vermehrt noch aus fossilen Energien gewonnen wird.
Trotz vielfältiger Herausforderungen in der Startphase ist Heatrix mit der Entwicklung eines Prototyps für die Erzeugung der erforderlichen Wärme schon weit gekommen. Ihr „Proof of Concept“ steht heute in der Halle des Bremer Instituts für Produktion und Logistik (BIBA), im Technologiepark. Hier testet und entwickelt das Trio ihren „überdimensionalen Föhn“, wie sie ihn selbst beschreiben. Theoretische Untersuchungen für die Integration der „heißen Luft“ in bestehende Prozesse führt Heatrix derzeit mit Holcim Deutschland und dem Institut für Ziegelforschung in Essen durch.
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Green-Tech im Fokus
Heatrix, das sind: Dr. Wei Wu, Dr. Stefan Gasow und Niklas Friese. Ihre Rollen im Team sind klar definiert: Gasow nutzt seine technischen Erfahrungen aus dem Green-Tech-Bereich und leitet die Technologieentwicklung. Friese, mit Hintergrund in der VWL, steuert die Unternehmensfinanzen, während Wu die Unternehmensentwicklung vorantreibt und gleichzeitig nach neuen Investor:innen sucht. Alle Drei verbindet der ausgeprägte Wunsch, dem Klimawandel mit ihren Innovationen zu begegnen.
Wei Wu wurde in China geboren und zog im Alter von sechs Jahren mit ihrer Mutter nach Vechta, wo ihr Vater an der Universität promovierte. Als junge Frau studierte sie Luft- und Raumfahrttechnik an der Universität Stuttgart. Doch an kleinsten Teilen für Raketen und Satelliten zu bauen, reichte ihr nicht aus. Lieber wollte sie ihre Expertise für den Klimaschutz einbringen und begann nach ihrem Studium eine Promotion am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Bereich Solarenergie. Nach weiteren beruflichen Stationen und mit den Erfahrungen, die sie als Mitgründerin von einem Startup in Green-Tech sammelte, entschloss sie sich 2021 schließlich, ihr eigenes Unternehmen aufzubauen: Heatrix.
Erfolgsfaktor: Team
„Was sich rückblickend wie eine reibungslose Entwicklung liest, war gerade zum Start alles andere als einfach“, verrät Wei Wu. Zwei Mitgründer seien schon in der Startphase wieder ausgeschieden. „Es muss fachlich und menschlich passen, sonst kommt man nicht voran“, erklärt die 39-Jährige. Bei allen Schwierigkeiten seien Beziehungen und ihre Netzwerke jedoch eine große Chance für die persönliche Entwicklung und die eines Unternehmens und sollten gut gepflegt werden, rät sie. „Unser jetziges Team hat sich über private und berufliche Verbindungen gefunden. Dass die Zusammenarbeit jetzt so gut funktioniert, dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Wu.
Einer ihrer Mitgründer ist Stefan Gasow. Er studierte Energietechnik an der TU Hamburg. Schon für seine Promotion an der Universität Bremen im Bereich Strömungsmechanik beschäftigte er sich mit Möglichkeiten für den Klimaschutz, konkret mit der Speicherung von CO2 in tiefen Erdschichten. Danach war für ihn schnell klar, dass er sein Know-how in der Praxis umsetzen wollte. Eine Karriere im Bereich Green Tech sollte es sein. Mit Heatrix hat er jetzt sein Team gefunden, mit dem er einen wirkungsvollen Beitrag leisten kann. Auch in seiner Freizeit engagiert er sich für den Erhalt der Biodiversität und legt unter anderem Biotope an.
Der letzte im Bund ist Niklas Friese, der VWL in Göttingen studierte und einen Doppel-MBA in China absolvierte. Später gründete er ein Startup in Bangladesch, das sich mit dem Einsatz von Blockchain-Technologie gegen illegalen Landraub beschäftigte, und baute dort einen Impactfonds für Startups auf. Durch Zufall trafen sich Wei Wu und Niklas Friese auf einer Hochzeit und begannen über ihre Startup Erfahrungen zu sprechen. Schnell wurde klar, dass sie ihre Kräfte bündeln wollten und so trat auch Friese dem Heatrix-Team bei.
Erfolgsfaktor: Kapital
Neben einem schlagkräfitgen Team ist die Finanzierung ihrer kapitalintensiven Forschung und Entwicklung für Heatrix eine Herausforderung. „Als Unternehmen erhalten wir kaum öffentliche Fördermittel, wie wir es für unsere Forschung an den Universitäten kennengelernt haben“, erzählt Stefan Gasow. Heatrix ist also auf die Unterstützung von Business Angels und zumeist internationalen Investor:innen angewiesen.
„Unser erster Business Angel war Albert Wenger, ein deutscher Investor, der in den USA lebt und unter anderem bekannt dafür ist, schon frühzeitig in Twitter investiert zu haben. Er hat uns mit einer Anfangsinvestition von 100.000 Euro unterstützt. Er glaubt an uns. Nach ihm konnten wir weitere Investoren überzeugen. Doch wir brauchen weiteres Kapital, um unsere Lösung in der Industrie implementieren zu können“, berichtet die Gründerin.
Durchhaltevermögen und starke Nerven sind wichtig für den Aufbau eines neuen Unternehmens, weiß Wu aus Erfahrung. Wichtige Unterstützung liefere da ein gutes Netzwerk – international und lokal: „Wir sind dem BIBA sehr dankbar, dass wir hier forschen können. Und auch der swb für die Möglichkeit, ein Büro im Kraftwerk City Accelerator nutzen zu können. Das Starthaus berät uns gerade zu Förderung, begleitet und informiert uns eng über die Aktivitäten und Möglichkeiten in der lebendigen Bremer Startup-Welt“, betont die Gründerin.
Die Zweitplatzierten des Sonderpreises des Bremer Gründungspreises 2023:
• GOODis entwickelt kreative Lösungen mit Müll.
• Psychische Bildung schafft Raum zur Selbstentfaltung.
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Erfolgsgeschichten
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