„Fachkräftemangel? Dagegen können wir was machen!“
ErfolgsgeschichtenWie ein Bremer mit Grünzeug nicht nur die Natur, sondern auch die Arbeitswelt verschönern will
Der gebürtige Bremer ist viele Optionen durchgegangen, als sich die Meisterschule dem Ende näherte. Dabei war für Felix Arend weniger das mögliche Gehalt, sondern das Miteinander im Unternehmen und der Standort entscheidend. Es sollte wieder zurück nach Bremen gehen, doch er wollte mehr als nur mitarbeiten. Selbst entscheiden, flache Hierarchien und vor allem selbst ausbilden – und so entschied er sich, selbst ein Garten- und Landschaftsbau Unternehmen zu gründen: Grünzeug.
Angefangen hatte alles 2016 mit einem Nebenjob während des Abiturs. Statt zur Uni ging es für Felix in die 3-jährige Ausbildung zum Garten- und Landschaftsbauer. Die Arbeit als Geselle reichte ihm nicht aus und er entschloss sich 2021 nochmal für ein Jahr zur Meisterschule nach Bad Zwischenahn zu ziehen. „Der Meisterschule habe ich so viel zu verdanken“, erzählt Felix. „Hier haben wir nicht nur unser Fachwissen vertieft, sondern sind auch in die Betriebswirtschaftslehre eingestiegen und haben wertvolle Tipps von erfahrenen Lehrer:innen bekommen – auch zum Thema Gründen.“ Die Meisterschule schloss er mit Auszeichnung ab und gewann sogar einen Bildungspreis vom Berufsverband.
Vom Meister zum Gründer
Mit dem Meisterbrief in der Tasche, arbeitete Felix ein halbes Jahr lang als Ausbilder in Osnabrück, wollte aber lieber wieder zurück in die Heimat nach Bremen. „Hier habe ich ein großes Netzwerk, beruflich durch die Ausbildung und natürlich auch privat“, so der gebürtige Bremer. Ursprünglich wollte er erst einmal einige Jahre Berufserfahrung als Meister sammeln, doch so richtig ließ ihn die Idee der Selbstständigkeit nicht los: „Ich wollte Verantwortung übernehmen, kreativ arbeiten können und vor allem Nachwuchskräfte ausbilden. Und so schrieb ich einen Businessplan.“
Als er sich mit der Finanzkalkulation auseinandersetzte war klar: Das geht nicht aus der eigenen Tasche. Er erhielt Unterstützung aus dem Familien- und Freundeskreis, aber wollte sich noch weiter über andere Möglichkeiten informieren – und so kam Felix Arend ins Starthaus Bremen & Bremerhaven. Mit den Tipps seines Starthelfers konnte er den Businessplan finalisieren und den Mikrokredit beantragen. Als dieser bewilligt war, stand seiner Selbstständigkeit nichts mehr im Wege. „Ich habe im Oktober 2023 gegründet – ein Geschenk an mich selbst zu meinem 30. Geburtstag“, schmunzelt er.
Viel im Angebot, noch mehr Nachfrage
Zu Beginn konnte der Grünzeug-Gründer auf einen kleinen bestehenden Kundenstamm zurückgreifen. Dieser wächst jedoch stetig, denn die Nachfrage im Garten- und Landschaftsbau ist nach wie vor groß. „Während der Pandemie konnten sich die Betriebe kaum vor Aufträgen retten“, erzählt er. „Manche arbeiten immer noch Projekte aus der Zeit ab. Die Leute haben das Geld, was sie sonst in Urlaube gesteckt haben, in ihr Haus und Hof investiert. Das kam der Branche zugute.“
Die Kundinnen und Kunden von Grünzeug sind sowohl Privatpersonen, die Pflasterarbeiten, neue Pflanzbeete mit Konzept oder den Einbau von Versickerungssystemen beauftragen, als auch Unternehmen für die Industriepflege. „Es ist fast einfacher zu sagen, was wir nicht anbieten: kein Pool- und Teichbau – dafür gibt es Spezialisten und keine Dauerpflege auf Privatgrundstücken. Sonst machen wir eigentlich alles“, so der Meister.
Ein wachsendes Team
Grünzeug startete als Ein-Mann-Betrieb, das sollte sich jedoch bald ändern. „Es ist immer noch herausfordernd alles selbst zu managen: die Arbeit auf der Baustelle, die Planungen der kommenden Baustellen und die Büroarbeit samt Abrechnungen und Angeboten“, erzählt der Gründer. Im November 2023 stellte er die erste Aushilfe ein, im Februar 2024 dann die zweite. Beide ohne Vorkenntnisse, die bräuchte man nicht zwingend. Das Team wächst schnell, denn die Nachfrage ist da. Im Mai 2024 kommen zwei weitere Aushilfen dazu, eine davon wird nach dem abgeschlossenen Bachelorstudium als Vollzeitkraft arbeiten. Außerdem bekommt er für zwei bis drei Stunden pro Woche Unterstützung im Büro. „Mir macht es viel Spaß, unser Handwerk an interessierte Menschen weiterzugeben“, sagt Felix. „Der Job ist abwechslungsreich und wir sind immer draußen. Wenn meine Mitarbeiterin sagt, wie viel sie schon gelernt hat, macht mich das stolz.“
Dass er sich gern für die Nachwuchskräfte engagiert, zeigt auch seine Bewerbung zum Ausbildungsprüfer bei der Landwirtschaftskammer. Grünzeug selbst ist von Beginn an Mitglied im Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Niedersachsen-Bremen e. V. und damit tarifgebunden. Ein Plus bei der Suche nach Fachkräften. „Bei der Suche nach einem Arbeitsplatz ist mir damals aufgefallen, dass viele Betriebe eher altmodische Webseiten haben oder nicht divers sind“, erzählt der 30-Jährige. „Bei uns arbeiten zwei Frauen und drei Männer. Das ist schon recht ungewöhnlich, leider.“ Er möchte seinem Team einen Arbeitsplatz bieten, zu dem sie gern kommen. Deshalb investiere er lieber in gute Maschinen und eine ordentliche Arbeitskleidung – natürlich mit dem Grünzeug-Branding. Nebenbei plane er auch bereits seinen Social Media Auftritt mit regelmäßigen Beiträgen zu professionalisieren. „Wenn man nach Fachkräften sucht, muss man auch etwas bieten. Deshalb möchte ich in Ausstattung und Wissen investieren.“
Meine Botschaft ist: Handwerk kann Spaß machen!
Tipps für andere Gründer:innen
Felix Arend ist froh, in Bremen gegründet zu haben. Hier habe er ein großes Netzwerk, auf der sich verlassen könne – beruflich und privat. So helfe man sich untereinander mit Maschinen oder Werkstoffen aus. Und auch privat hat er einen Tipp für andere Gründer:innen: „Ich habe meine Familie und engen Freunde vorher vorgewarnt, dass ich in den nächsten zwei Jahren nicht mehr so viel da sein werde wie vorher. Einige haben das gut angenommen, andere weniger. Nichtsdestotrotz würde ich es jedem empfehlen vorher mit dem engen Umfeld zu besprechen.“ Außerdem ist er kein Freund von „einfach mal machen“. Lieber solle man alles einmal durchrechnen und planen, um Sachen nicht zweimal machen zu müssen. Dabei habe ihn auch die Meisterschule sehr unterstützt und gut auf die Gründung vorbereitet, inklusive Kosten und Versicherungen, die zu beachten sind.
Zukunftspläne
Zukünftig plane er weitere Mitarbeiter:innen einzustellen, vor allem auch fest angestellte. Sein Wunsch ist es nach zwei Jahren Ausbildungsbetrieb zu werden. Auch möchte er seinen Mitarbeiter:innen jeden zweiten Freitag frei geben und so eine 4,5-Tage-Woche einführen bei voller Bezahlung. Alles, um das Team zu motivieren sowie gesund und munter zu halten. Sein langfristiger Plan: Irgendwann zwei oder drei Kolonnen auf den Baustellen zu haben, die er nur managen muss. Ein komplettes Zurückziehen von den Baustellen kann sich Felix Arend allerdings nicht vorstellen: „Ich gehöre einfach nach draußen. Die Arbeit macht mir so viel Spaß, dass ich mir nicht vorstellen kann, irgendwann nur im Büro zu sitzen.“
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