“Am Anfang stellt man es sich leichter vor”
Starthaus WomenJennifer Jensen wollte nie Unternehmerin werden – hat es dann aber doch getan. Eine Entscheidung, die sie bis heute liebt. Meistens kommen die Dinge anders als man denkt. Ein Satz der auch zu Jennifer Jensens Geschichte passt. Nach vier Jahren im eigenen Unternehmen ist die 30-Jährige Überraschungen gewohnt – und liebt ihre Selbstständigkeit.
Dabei sah es am Anfang ganz anders aus. Während ihres Studiums an der Uni Bremen jobbte sie als Praktikantin in einem mittelständischen Unternehmen, plante, danach als Angestellte anzufangen. „Meine Aufgabe war es, das betriebliche Gesundheitsmanagement aufzubauen, ein Bereich, auf dem ich mich im Studium schon spezialisiert hatte“, erinnert sie sich.
Freiheit, die eigenen Ideen zu verwirklichen
Das erwies sich jedoch als schwieriger als gedacht. „Die Prioritäten mittelständischer oder großer Unternehmen liegen oft woanders, es ist nicht immer möglich, Maßnahmen für die Mitarbeitergesundheit aus einem Unternehmen heraus umzusetzen. Manchmal stehen interne Strukturen oder Zielvorstellungen dem entgegen“, sagt sie. Vielen Unternehmen sei es auch gar nicht möglich, eine Vollzeitstelle im dem Bereich einzurichten. In Gesprächen mit der Geschäftsleitung ihrer Praktikumsstelle, aber auch mit Vertrauten kristallisierte sich bald heraus: Als Selbständige wäre sie besser dran. „Die Freiheit meine eigenen Ideen umzusetzen, meine eigenen Standards zu setzen – im Nachhinein ein ganz logischer Weg“, erzählt sie.
Logisch – aber nicht einfach. Sie wollte in der betrieblichen Gesundheitsförderung arbeiten, also Unternehmen helfen, ihre Angestellten zu stärken, deren Wohlbefinden zu fördern und so Stress und Krankheitsausfälle zu verringern. Ein Bereich mit Potenzial – erreichen doch Krankenstände seit Jahren Höchstwerte. Mit ihrem Unternehmen HealthyWork setzte sie diesen Plan 2015 dann auch um.
Vertrauen bei Kunden aufbauen und sich ein Netzwerk schaffen
„Am Anfang stellt man es sich leichter vor als es ist“, erinnert sie sich schmunzelnd. Als frische Absolventin ohne nennenswerte Referenzen engagiert werden – da galt es, dicke Bretter zu bohren. „Ich habe dann einige Weiterbildungen zu Gesundheitsthemen gemacht, mit denen ich einen ersten Fuß in den Bereich setzen konnte“.
Der Durchbruch war eine Zusammenarbeit mit verschiedenen Krankenkassen, in deren Auftrag sie Kurse anbot und sich so eine Reputation aufbauen konnte. „In den ersten anderthalb Jahren kam mir schon das ein oder andere Mal der Gedanke, dass es als Angestellte doch einfacher wäre.“
Aufgeben war für sie aber nie eine Option. Eines ihrer Kurs-Themen ist Resilienz – die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen zu bewältigen. „Ich habe mir immer klare Ziele gesetzt, einen Schritt nach dem nächsten getan, das hilft“, sagt sie.
Überaschende Erkenntnisse
Eine weitere große Stütze in der schwierigen Anfangsphase war die Teilnahme am Coachingprogramm des Starthauses. Eine Zeit, auf die Jensen auch heute noch gerne zurückblickt. „Ich habe dort mehr fürs Leben gelernt als in fünf Jahren Studium“, sagt sie. So etwa auch die Erkenntnis, dass viele Gründerinnen und Gründer mehr Zeit für den Aufbau ihres Geschäfts einplanen müssen, als sie glauben. Oder was eigentlich ein guter Stundenlohn ist: „Als Studentin hat man gar keine Vorstellung davon, wie hoch der Stundenlohn einer Selbstständigen sein muss, damit diese davon leben kann.“
Neben den vielen Fachseminaren zu Recht und Steuern, zum Businessplan oder betriebswirtschaftlichen Wissen kamen ihr auch die Fortbildungen zur Sozialkompetenz gelegen, lernte sie doch dort, sich noch besser vor Kunden zu präsentieren.
Steigendes Interesse an Gesundheitsthemen in der Wirtschaft
Parallel zur ihrem Unternehmen arbeitete sie die ersten anderthalb Jahre noch in Teilzeit, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Dass ihr Unternehmen mittlerweile so gut läuft, dass sie darauf verzichten kann, macht sie besonders stolz. Und sie plant auch schon weiter: „Ich habe mir das Ziel gesetzt, einen oder eine Angestellte einzustellen im Laufe des kommenden Jahres – und in zehn Jahren möchte ich mindestens zwei Vollzeitkräfte beschäftigen können“, so die Gesundheitsexpertin. Dass sie damit Erfolg hat, daran zweifelt sie keine Sekunde. „ Das Potenzial ist da, das Bewusstsein in den Unternehmen, für die eigenen Angestellten gut zu sorgen, steigt. Wo man früher belächelt wurde, stößt man heute auf Interesse.“
In vielen Bereichen unterwegs
Heute erstellt sie für Mittelständler Gesundheitskonzepte, plant das betriebliche Gesundheitsmanagement, gibt Kurse, führt Analysen und Trainings durch. Alles mit dem Ziel, Krankenstände zu senken, die Produktivität zu steigern und das Betriebsklima zu verbessern.
Und ganz gleich welche Überraschungen die Zukunft noch parat für sie hat, bei Jensen kann man sich sicher sein: Resilient genug ist sie.
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