4.3.2022 - Jann Raveling

„Ich habe gelernt, groß und innovativ zu denken“

Starthaus Women

Justine Sydney Heine hat den Female Open Innovation Cycle absolviert und will jetzt gründen

Justine Sydney Heine
Justine Sydney Heine, Teilnehmerin im Female Open Innovation Cycle 2021 © Justine Sydney Heine

Bürsten, Kämme, Kuren, Shampoos, Öle, Conditioner, Sprays und Emulsionen für dünne, dicke, trockene, strähnige oder fettige Haare: Es gibt wohl mehr Pflegeprodukte auf dem Markt als Haare auf einem Kopf.

Gar nicht so einfach, da das Richtige für den eigenen Schopf zu finden. Ein Problem, das auch die Bremerin Justine Sydney Heine kennt. Sie war auf der Suche nach einem Haarglättungsmittel auf Naturkosmetikbasis. „Das gab es einfach nicht. Deshalb dachte ich – warum entwickle ich es nicht einfach selbst?“, so die Lebensmitteltechnologin, die an der Hochschule Bremerhaven studierte und ihre Bachelorarbeit schrieb. Das war Ende 2019 – und dann kam die Corona-Pandemie. Labore wurden geschlossen, die Studentin musste ihre Forschung unterbrechen.

Geschäftsidee: Haaranalyse als Dienstleistung

Die Arbeit verschwand in der Schublade, aber die Idee blieb. Und sie entwickelte sich weiter. „Mir fiel auf, dass es vielen Frauen so ging wie mir. Sie wissen nicht, wie sie ihre Haare richtig pflegen können, welche Produkte es gibt und wie man sie richtig anwendet. Durch meine Forschung hatte ich mir viel Wissen angeeignet.“

Wissen, das man doch auch nutzen könnte – etwa mit einer eigenen Dienstleistung. Eine kosmetische Haaranalyse kam ihr in den Sinn. Haarproben einschicken und im Gegenzug eine Empfehlung für die richtigen Pflegeprodukte erhalten. Und schon war die Idee zu Fancymetics Lab geboren. Dass es ein eigenes Unternehmen werden sollte, war der umtriebigen 25-Jährigen ohnehin klar.

Ein Haar unter dem Mikroskop
Unter dem Mikroskop: Die Bremer Expertin kann anhand der Haarstruktur die beste Pflege empfehlen © Justine Sydney Heine

Lernen, groß zu denken

Nur, wie aus der Idee ein tragfähiges Unternehmen wird, das wusste Heine nicht. Sie nahm deshalb an Onlineveranstaltungen von der Hochschulgründungsberatung BRIDGE und des Starthauses Bremen teil. Und da hörte sie das erste Mal vom Female Open Innovation Cycle (FOIC).

Das 12-wöchige Intensivprogramm für Gründerinnen im Technologiebereich ist der Turbo für die eigene Gründungsidee. Es vermittelt gründungsrelevante Fähigkeiten, schafft wertvolles Feedback und Kontakte für angehende Gründerinnen und bereitet auf die Teilnahme an Inkubatoren, Acceleratoren oder Investorengesprächen vor.

In Kleinteams oder alleine arbeiten engagierte Gründungsinteressierte an ihren Ideen. Ziel: Ihr Geschäftsmodell zu validieren – sprich herauszufinden, ob es am Markt Bestand haben könnte. Der Austausch untereinander ist dabei ebenso wichtig wie das Feedback von Coaches oder Investierenden.

FOIC 2022 – jetzt bewerben

Habt ihr eine digitale Gründungsidee? Dann bewerbt euch für den Female Open Innovation Cycle 2022! Lernt, ein skalierbares Geschäftsmodell aufzubauen, eure Idee zu validieren und erhaltet wertvolle Kontakte in die Bremer Gründungszene! Bewerbt euch noch bis zum 31. März 2022!

Ist das skalierbar?

Sydney Heine ist eine der Absolventinnen des FOIC – und blickt voller Begeisterung auf die Zeit zurück. „Es war anstrengend, intensiv, aber hat mir auch eine neue Perspektive eröffnet. Ich habe gelernt, was es heißt, groß zu denken, ein skalierbares Geschäftsmodell aufzubauen“, resümiert sie.

Skalierbar – das heißt eine Gründungsidee so zu denken, dass sie schnell auf einen überregionalen bis internationalen Markt ausgebreitet werden kann. Wer gerade am Anfang steht, für den ist das oft viel mehr als eine Fingerübung.

„Das Coachingteam hat mich etwa dazu gebracht, meine Ursprungsidee weiterzuentwickeln und über eine digitale Plattform nachzudenken, auf der Frauen, aber natürlich auch Männer, Informationen zu Haarpflegeprodukten erhalten, ihnen das perfekte Produkt empfohlen wird und sie wie bei einem Marktplatz recherchieren und vergleichen können“, so Heine. „Bis ich soweit war, musste ich aber das Umdenken lernen: Was wollen meine Kundinnen wirklich? Kundenzentriert zu denken, war ein wichtiger Lernschritt im FOIC.“

Eigene Plattform in Entwicklung

Ihre Plattformidee nennt sie „Wholistic Choice“. Die kam nicht nur bei FOIC-Team gut an, sondern auch beim Gründungswettbewerb „CAMPUSIDEEN 2021“, bei dem Heine mit ihrer Plattform antrat und gleich den zweiten Publikumspreis gewann. Eine Bestätigung für sie und ein Erfolgserlebnis nach kurzer Zeit, dass sie auch dem FOIC-Programm verdankt. „Das Seminar zum öffentlichen Auftreten und Präsentieren hat mir sehr viel gebracht, ich fühle mich immer sehr nervös, wenn ich vor Menschen sprechen muss. Das Modul half mir, die Präsentation auf dem Wettbewerb zu halten.“

Agile Arbeitsmethoden als Grundlage für digitale Geschäftsmodelle

In kurzer Zeit zu einem validem Geschäftsmodell kommen – dazu gehört mehr als nur Ideen generieren. „Die Arbeitsmethode im FOIC hat mich unwahrscheinlich viel weitergebracht. Wir haben agil nach der SCRUM-Methode gearbeitet. So konnten wir uns in kurzen schnellen Entwicklungsschritten vorantasten“, erinnert sie sich.

Alle drei Wochen treffen sich die Teams, unter anderem zur „Retrospektive“: Sie präsentieren sich gegenseitig den Projektfortschritt. „Dadurch konnte man nicht prokrastinieren oder sich verstecken. Wir waren gezwungen, Fortschritte zu machen. Oder Aufgaben anzugehen, an die wir uns zunächst nicht herantrauten“, erzählt sie weiter.

Herauszukommen aus festgefahrenen Gedankenwegen, im Team kreativ denken und den Austausch zu Gleichgesinnten zu suchen, das seien für Heine die wichtigsten Erfahrungen im FOIC gewesen.

Justine Sydney Heine mit einer Haarsträhne in der Hand
Jedes Haar ist anders - und braucht andere Pflegeprodukte © Justine Sydney Heine

Den Fokus auf reine Frauengründungen begrüßt die Lebensmittel- und Kosmetikexpertin: „Frauen gründen und kommunizieren untereinander anders. Das gab mir mehr Vertrauen und Sicherheit.“ Darum würde sie das Programm auch allen gründungsinteressierten Frauen im Technologiebereich weiterempfehlen. Übrigens: Frauenzentriert heißt nicht women-only. Im dreiköpfigen Gründungsteam, das Heine aufbaute, fand sich auch ein Mann.

NEU im FOIC 2022: Das Patinnen-Modell

Noch näher dran an der Wirtschaft – das verspricht das neue Patinnen-Modell im FOIC 2022. Jedes Team erhält eine erfahrene Gründerin oder Businessexpertin aus der Bremer Wirtschaft zur Seite gestellt. Die steht Frage und Antwort und gibt exklusive Einblicke in die eigene Gründungsgeschichte.

Auch Rückschläge gehören dazu

Derzeit liegen die Pläne für ihre Plattform auf Eis – denn ihre beiden Mitgründenden, mit denen sie Wholistic Choice starten wollte, mussten aus persönlichen Gründen ausscheiden. Ein Rückschlag für die ideenreiche Gründerin. Aber kein Grund aufzugeben. Wo der eine Plan in der Schublade verschwindet, kommt ein anderer wieder hervor.

Derzeit arbeitet sie daran, ihre Ursprungsidee, die individuelle Haaranalyse Fancymetics Lab – als Produkt voranzutreiben. Eine Idee, die sie zugunsten der Internetplattform hinten angestellt hatte. „Es ist quasi ein kleiner Teil der Internetplattform. Ich biete Haaranalyse-Testkits an. Ich habe alle Geräte, um Haarproben zu analysieren und kann zusammen mit weiteren persönlichen Informationen dann Empfehlungen aussprechen.“

Creative Hub als idealer Ort für Gründerinnen und Gründer – wie auch Bremen als Ganzes

Bis Ende 2022 soll das Produkt marktreif werden. Bis dahin tüftelt sie noch weiter und hat sich dazu ein Büro im Creative Hub eingerichtet. Das Kreativzentrum im Hulsberg-Viertel ist ein Schmelztiegel an kreativen Gründungen und engagierten Projekten aus weit über 150 verschiedenen Initiativen. „Mir gefällt die familiäre Umgebung hier, jeder heißt jede willkommen. Man findet viele andere Gründerinnen und Gründer, die man um Rat fragen kann“, sagt sie.

Und wer weiß? Vielleicht trifft sie hier auch auf den einen oder anderen, mit dem sie ihre „Wholistic Choice“-Plattform wieder aus der Schublade holen kann. Denn groß zu denken, das hat sie nicht verlernt. Und in Bremen sei genau das kein Problem:
„Ich habe in den letzten Jahren hier so viele Kontakte aufgebaut, die mich weitergebracht haben. Ein familiäres Netzwerk, dass ich so in einer anderen Großstadt wie Köln oder Berlin niemals hätte aufbauen können. Dort geht man leicht unter, während ich hier schnell weiterkomme – Bremen ist ein idealer Gründungsstandort!“

An einer Gründung interessiert? Schreib uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder rufe uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn du Fragen zu deiner Gründung(-sidee) hast oder Unterstützung beim Wachstum wünschst. Wir haben die Antworten.

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