29.8.2023 - Diana Bluhm

Mit Supervision die berufliche Handlungsfähigkeit erweitern

Erfolgsgeschichten

Kathrin Schack begleitet die Entwicklung und Veränderung von Organisationen, Teams und Führungskräften

Kathrin Schack
Viele Jahre in der Planung und nun Wirklichkeit: Kathrin Schack ist selbstständige Supervisorin und Coach. © Kathrin Schack

Umzug nach Bremen, Diplom-Studium, verschiedene Angestelltenjobs und Fortbildungen: Für den Weg in die Selbstständigkeit musste Kathrin Schack viele Schritte unternehmen und auch Umwege gehen. Letztendlich war ihr aber schon seit mehreren Jahren klar: Ich möchte als Supervisorin arbeiten. Diesen Traum erfüllte sie sich Anfang 2023. Warum es genau dieser Job sein sollte, welche Hürden sie überwand und welches Programm sie zurzeit plant.

2003 zog die damals 20-Jährige für ihr Psychologie-Studium aus Schleswig-Holstein nach Bremen – und blieb bis heute in der Hansestadt. Sieben Jahre später schloss Kathrin Schack ihr Studium mit Diplom erfolgreich ab und arbeitete seitdem unter anderem als Antidiskriminierungs- und Konfliktberaterin im öffentlichen Dienst sowie in der ambulanten Familienhilfe. Schon im Studium interessierte sie insbesondere die Arbeits- und Organisationspsychologie. „Ich habe mich nie in einem therapeutischen Beruf gesehen, sondern als Beraterin und Prozessbegleiterin“, sagt die Selbstständige rückblickend. „Wie eine Organisation funktioniert und wie Menschen besser zusammenarbeiten können – das fand ich damals schon sehr interessant.“

In ihren Angestelltenjobs konnte sie sich durch viele systemisch geprägte Fortbildungen tiefer in die Thematik einarbeiten und selbst an Supervisionen teilnehmen. „Dieser reflexionsorientierte Ansatz, eine Problematik in ihren verschiedenen Facetten differenzierter zu betrachten, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen und dadurch neue Erkenntnisse und Handlungsspielräume zu gewinnen, hat mich sofort fasziniert.“ So entstand der Wunsch, selbst als Supervisorin zu arbeiten. Die vielen Voraussetzungen – wie mehrjährige Berufserfahrung, vorhergehende Weiterbildungen und eigene Supervisionserfahrungen – hatte Kathrin dann in der Tasche, als sie 2021 die berufsbegleitende Weiterbildung „Supervision und Coaching“ bei step im Wendland startete. „Durch die Corona-Pandemie mussten einige Seminare digital oder hybrid durchgeführt werden. Das war absolutes Neuland in diesem Feld, hat aber letztlich auch zu neuen Möglichkeiten des digitalen Arbeitens geführt. Wenn es ging, haben wir Termine in Präsenz wahrgenommen, weil die persönliche Begegnung, die Arbeit im Raum und mit verschiedenen Materialien die größte Bandbreite im supervisorischen Handeln ermöglicht“, resümiert sie.

Der Sprung in die hauptberufliche Selbstständigkeit

Ursprünglich wollte die Supervisorin sich nebenberuflich selbstständig machen, um die Risiken zu minimieren. Als ihr Arbeitsvertrag jedoch Ende 2022 auslief, stand sie vor der Entscheidung, wie es weitergehen soll. „Ich habe mich dann doch dazu entschieden, ganz und gar auf die Selbstständigkeit zu setzen“, sagt sie stolz und berichtet von der Beratung, die sie im Starthaus Bremen & Bremerhaven genutzt hat: „Ich habe mir vor allem Unterstützung beim Schreiben meines Businessplans gesucht und dann auch eine positive Stellungnahme erhalten, die die Voraussetzung für den Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit war.“ Ein gewagter Schritt, der sich bezahlt macht: „Ich genieße es, mich voll und ganz auf den Aufbau meines Beratungsbusinesses fokussieren zu können und entdecke dabei fast täglich neue Entscheidungs- und Gestaltungsfreiheiten, die ich in dieser Form als Angestellte nicht hatte. Das gibt mir unheimlich viel Energie und entschädigt für all die Unsicherheiten und Anstrengungen, die natürlich mit so einer Gründung einhergehen.“

Kathrin Schack
Gerade baut die Beraterin ein neues Programm für weibliche Führungskräfte auf. © Kathrin Schack

Die beiden größten Hürden seien zum einen der Mut, die hauptberufliche Selbstständigkeit zu wagen, und zum anderen in die Akquise zu gehen und sich „zu verkaufen“. Das fiele ihr bisher immer schwer und in den vorherigen Berufen hätte sie sich das nicht vorstellen können. „Seitdem ich selbstständig bin, lerne ich mich selbst als Menschen noch einmal ganz neu kennen und bemerke, wie ich mich durch diesen Prozess verändere“, stellt Kathrin fest. „Ich gehe offener auf andere zu, nehme an Netzwerktreffen teil und freue mich, anderen von meiner Tätigkeit zu erzählen.“ Sie brennt für ihre Beratungen und liebt es, andere in der Bewältigung beruflicher Herausforderungen zu unterstützen.

Supervision oder Coaching?

Was der Unterschied ist, werde sie oft gefragt. Und tatsächlich sei es auch gar nicht so leicht, die Frage abschließend zu beantworten. Kathrin Schack hat eine zertifizierte Ausbildung, die beide Bereiche abdeckt: „Die meisten Leute können mehr mit dem Begriff Coaching anfangen, der in der Wirtschaft verwurzelt ist, vor allem in der Beratung von Management und Führungskräften“, erklärt die Beraterin. Hingegen sei das Beratungsformat Supervision aus der sozialen Arbeit heraus entstanden und außerhalb dieses Feldes noch wenig bekannt. „Aus meiner Sicht ist Supervision noch etwas stärker durch Reflexion und die Einbeziehung der verschiedenen struktureller Ebenen gekennzeichnet. Das gilt sowohl für die Arbeit im Einzelsetting als auch mit Teams oder ganzen Organisationen.“ Im Fokus ihrer Arbeit stehe auf jeden Fall immer die Verbesserung der Arbeitsqualität und der Arbeitszufriedenheit: „Ich unterstütze die Entwicklung von Personen und Organisationen in ihren Rollen und Strukturen und beziehe dabei persönliche, interaktive, organisationsbezogene und gesellschaftliche Aspekte mit ein.“ Beide Begriffe, Supervision als auch Coaching, seien nicht geschützt oder genormt. Im Prinzip könne sich jede:r so nennen und es sei für Laien nicht leicht zu erkennen, ob jemand eine fundierte Beratungsausbildung habe. Interessierte sollten daher darauf achten, ob die Person eine Zertifizierung hat, zum Beispiel von der Deutschen Gesellschaft für Supervision und Coaching (DGSv) oder einem anderen Dachverband.

Eine gute Auftragsklärung ist wichtig: Beratung auch zu Nachbarprofessionen

Die meisten Teams, die Kathrin Schack berät, kommen erst dann zu ihr, wenn sie feststellen, dass irgendetwas nicht mehr funktioniert. Oder in der Einzelberatung zeigt sich, dass persönliche Probleme zunehmend im Vordergrund stehen. „Hier versuchen wir zuerst einmal herauszufinden, was nicht stimmt und was sich verändern soll und besprechen dann, welches Beratungsformat am besten zu dem Anliegen passt“, so die Selbstständige. „Liegt ein Konflikt vor, schaue ich, wie ausgeprägt dieser ist. Denn besteht bereits ein eskalierter Konflikt, sind andere Beratungsformate wie Mediation oft besser geeignet. Und wenn persönliche Probleme so stark werden, dass sie alle anderen Lebensbereiche beeinträchtigen, ist möglicherweise eine Psychotherapie angezeigt.“ Durch ihre vielseitigen beruflichen Erfahrungen und Qualifikationen habe sie gute Kenntnisse über die Beratungslandschaft und könne ihre Kundinnen und Kunden gegebenenfalls auch an Kolleginnen und Kollegen der anderen Bereiche vermitteln. Diese Kompetenz sei wichtig, um sicherzustellen, dass die Methodik auch zum Anliegen passe: „Mir ist es wichtig, dass ich mit meinen Beratungen auch wirklich zu einer Verbesserung und einer positiven Entwicklung für meine Kundinnen und Kunden beitrage. Nicht jedes Vorgehen ist für jedes Problem geeignet und daher ist eine sorgfältige Sondierung zu Beginn auch ein Qualitätsmerkmal meiner Arbeit.“

Neues Programm für weibliche Führungskräfte

In ihrem neuen Programm „Plötzlich Chefin“ widmet sich Kathrin Schack explizit Frauen, die seit kurzem oder zum ersten Mal eine Führungsrolle innehaben oder selbstständig mit einem eigenen Team sind und sich mit anderen weiblichen Führungskräften austauschen wollen.  Für diese Frauen bietet sie eine Gruppensupervision an, in der sie die Teilnehmerinnen mit methodischer Anleitung begleitet, sich mit ihren neuen Aufgaben und den besonderen Herausforderungen in einem vertraulichen Rahmen auseinanderzusetzen. Bei der Entstehung dieses Angebots haben auch persönliche Erfahrungen eine Rolle gespielt, wie sie erzählt: „Ich habe selbst die Erfahrung machen müssen, als Frau beruflich benachteiligt, für weniger kompetent gehalten und bei Entscheidungen außen vor gelassen zu werden. Frauen haben es aufgrund der immer noch existierenden gläsernen Decke und von Männern für Männer gemachten Arbeitsstrukturen sowohl schwerer in eine Führungsposition zu gelangen als auch sich in einer solchen zu behaupten. Obwohl sie mindestens so qualifiziert sind, wie ihre männlichen Kollegen. Daher braucht es Räume, in denen Frauen Empowerment und gegenseitige Unterstützung erfahren können.“ Wichtig sei ihr zudem, dass sich dieses Angebot an all jene Menschen richtet, die sich selbst als Frau definieren sowie auch an Frauen, die von Mehrfachmarginalisierung betroffen sind. Interessierte können sich für die zweistündige Gruppensupervision, die etwa alle vier Wochen in Bremen stattfindet, bei Kathrin Schack per Mail oder über ihr LinkedIn-Profil informieren und anmelden.

Mehr Diversität und weniger Diskriminierung

Ein Fokus ihrer Tätigkeit als Supervisorin liegt in der Stärkung von Diversität und der Reduzierung von Diskriminierung in Organisationen und Unternehmen. Viele Organisationen wollen oder müssen diverser werden, um Fachkräfte langfristig zu halten und ihr Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen. „Studien haben gezeigt, dass diverse, also heterogen besetzte Teams, kreativere und innovativere Arbeitsergebnisse erzielen, da mehr Perspektiven und Erfahrungshintergründe in die Arbeit eingebracht werden. Dies klappt aber nicht von allein, da auch mehr unterschiedliche Bedürfnisse innerhalb eines Teams verhandelt werden müssen.“ Hier seien die Organisationen und ihre Führungskräfte gefordert, einen guten Rahmen zu schaffen, in dem die Mitarbeitenden konstruktiv zusammenarbeiten können, Konflikte angemessen bearbeitet werden und Diskriminierungen entschieden entgegengetreten wird. Es stehen tiefgreifende Veränderungsprozesse in der Arbeitswelt an, bei denen Supervision Organisationen und Unternehmen darin unterstützen kann, ihre Strukturen zu verändern und ein Arbeitsklima zu schaffen, in dem Menschen unabhängig von ihrer Positionierung willkommen sind.
 „Letztendlich sollten sich alle bei ihrer Arbeit wohl fühlen und dort wachsen können. Die Aufgaben, vor denen wir in der Arbeitswelt aber auch als Gesellschaft stehen, sind vielfältig und herausfordernd. Um sie zu meistern, müssen wir mehr Komplexität wagen – das ist meine Vision.“

Wollt ihr ein Unternehmen gründen, euer Business sicher starten oder weiterwachsen? Dann schreibt uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder ruft uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn ihr Fragen zu eurer Gründung(sidee) habt. Wir haben die Antworten.

Erfolgsgeschichten


Starthaus Women
04.07.2024
Warum Mentoring wirkt und für wen wir es anbieten

„Mentoring by Starthaus“ bietet Startup-Gründer:innen und Jungunternehmer:innen die Möglichkeit, ihre beruflichen Ziele und persönliche Entwicklung mit Rückenwind voranzutreiben. Mentor:innen unterstützen und inspirieren ihre Mentees auf ihrem Weg durch ihr Engagement und ihre Expertise – und profitieren selbst von der Erfahrung.

Zum Artikel
Erfolgsgeschichten
21.06.2024
Mit Solar-Selbstbau zur Energiewende

Christian Gutsche kämpft für eine Energie- und Wirtschaftswende – und setzt dabei auf Solaranlagen im Gemeinschaftsbau und ein solidarisches Preissystem. Dafür wurde der Sozialunternehmer nun mit dem Bremer Gründungspreis ausgezeichnet.

Zum Artikel
Erfolgsgeschichten
19.06.2024
Hauttherapie für die eigenen vier Wände

Die Phototherapie gilt als günstige und gut verträgliche Behandlung für Menschen, die unter chronischen Hautproblemen wie Schuppenflechte oder Neurodermitis leiden. Damit diese jedoch Erfolg zeigt, müssen die Patientinnen und Patienten über einen langen Zeitraum regelmäßig eine Arztpraxis aufsuchen. Das muss doch auch von Zuhause aus funktionieren, dachte sich Jan Elsner, Gründer des Bremer Startups Skinuvita, und hat gemeinsam mit seinem Team ein Softwaresystem entwickelt, mit dem Betroffene die Therapie zuhause nutzen können. Damit gewann er 2024 sogar den Bremer Gründungspreis.

Zum Artikel bei der BAB