Ohne Verpackung, dafür aber mit Rädern
FinanzierungSelbstständig mit Unverpackt-Geschäft
Unverpackt-Läden gibt es in vielen Städten. In Bremen jetzt auch auf Rädern – Christine Rogmann hat sich mit ihrem Unverpackt-Wagen selbstständig gemacht, mit Unterstützung des Starthauses Bremen & Bremerhaven.
Sie sind keine Nüsse und mit Großkatzen haben sie auch nichts zu tun – Tigernüsse. „Wir bieten sie in Form von Erdmandelflakes an. Diese schmecken intensiv nussig und leicht süß, zum Beispiel zum Müsli, als Topping für Kuchen oder Eis“, weiß Christine Rogmann, während sie 100 Gramm der Flakes ins Einmachglas abfüllt.
Erdmandelflakes sind eines der eher exotischen Lebensmittel aus dem Sortiment der Bremerin. Rund 150 Koch- und Backzutaten, Seifen, Cremes, Pflegemittel oder plastikfreie Kosmetika fahren sie und ihr Mann mit ihrem „Unverpackt“-Wagen sieben Mal die Woche auf die Bremer Wochenmärkte.
Alles sorgsam sortiert auf weniger als sechs Quadratmetern – da ist jeder Zentimeter wichtig. In Behältern finden Haferflocken oder Mehl Platz, während in der Auslage Gläser mit Gewürzen, Trockenfrüchten und Nüssen stehen und Zahnbürsten auf Kundschaft warten.
Erprobtes Konzept– nur auf Rädern
Der Wagen funktioniert genau wie viele andere Unverpackt-Läden: Wer etwas kaufen will, bringt Einmachglas oder Tupperware mit und erhält darin die Ware aufs Gramm abgewogen. Keine Verpackungen, kein unnötiger Plastikmüll – nix drum herum oder: „nix umzu“. In den meisten anderen Unverpacktläden füllen Kundinnen und Kunden selbst ab, hier gibt es diesen Service gleich dazu.
Den Einfall, die Bremer Wochenmärkte um ein neues Angebot zu erweitern, kam Christine Rogmann und ihrem Mann in der Corona-Zeit. „Die Idee für einen eigenen Laden hatten wir schon mal vor längerer Zeit. Dann erreichte uns die Corona-Krise und das Geschäft meines Mannes war von heute auf morgen zum Erliegen gekommen. Bei meiner Teilzeitarbeit auf einem Käsewagen kam mir die Idee: Warum nicht Wochenmarkt und Unverpackt verbinden?“, erinnert sich die gelernte Hotelfachkraft.
Deutschlandweit aktive Unverpackt-Community
Als wäre es Bestimmung gewesen, fand auch kurz darauf der Marktwagen selbst den Weg zu den Rogmanns. Um sich über das Unverpackt-Konzept schlauzumachen, treten sie 2021 dem gleichnamigen Verband bei, der ihnen Infomaterial anbietet und Know-how. Ein Online-Seminar bei einem Unverpacktladen aus Kiel bringt weiteres Grundwissen. Parallel nimmt das Ehepaar Kontakt zum Starthaus Bremen auf, um sich über Angebote und Möglichkeiten einer Gründung in der Hansestadt zu informieren.
„Und dann entdeckten wir eines Tages im Internetforum des Verbands einen Marktwagen, der zum Verkauf angeboten wurde“, so Carsten Rogmann. Die beiden zögerten nicht lange. Ein wenig Innenausbau, ein neues Außendesign und schon war der Wagen fahr- und marktbereit. Fehlte noch ein Lager. Auch das fand sich zufällig. Nur einen Steinwurf vom Wohnort der beiden stand ein Ladengeschäft leer, das sie kurzerhand zum Lager umfunktionierten.
Frühstücksflakes nur der Beginn der Unverpackt-Reise
Seit dem 1. September 2021 versorgen sie nun Wochenmarkt-Kundinnen und -Kunden mit nachhaltigen Lebensmitteln und Haushaltsprodukten, nahezu vollständig in Bio-Qualität. Viele Zutaten kommen aus der Region oder aus Deutschland, wie etwa die Quinoa aus dem hessischen Wülfersheim. Der Renner sind dabei ganz klar die Frühstückszutaten wie Haferflocken, Nüsse und fertiges Müsli.
Ihr Marktstand hat sich etabliert, viele Stammkundinnen und -kunden warten auf die Ankunft des Wagens. „Und auch von den Marktbeschickenden kaufen ein paar bei uns ein. Den Zusammenhalt untereinander schätzen wir sehr“, sagt Carsten Rogmann.
Einmal die Woche – jeden Freitag – öffnen die Rogmanns ihr Ladengeschäft in der Friedrich-Karl-Straße für die Öffentlichkeit. Das habe sich so ergeben, denn als Lagerraum sei er ja auch viel zu schade und neugierige Blicke kaum zu vermeiden, so Christine Rogmann. Unverpackt-Neulinge seien natürlich jederzeit willkommen: „Wir begrüßen gerne Neugierige und erklären ihnen alles. Und wer keine wiederverwendbare Verpackung dabei hat, kann von uns gereinigte leere Gläser erhalten oder natürlich die tollen Vorratsgläser und Transportbeutel kaufen, die wir immer mitführen“, so Carsten Rogmann.
Unterstützung für Gründung in Bremen erhalten
Die beiden haben an alles gedacht – dazu gehört auch ein solider Businessplan. Der ist in Zusammenarbeit mit dem Starthaus entstanden, das mit einem Mikrokredit der Gründung unter die Arme griff. „Das Geld nutzten wir für die Erstausstattung und Umbau des Wagens, für das Lager und die Waren. Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung und den Rat durch die kompetenten Kolleginnen und Kollegen, das hat uns gerade zu Anfang sehr viel weitergeholfen“, schließt Christine Rogmann.
In Zukunft wollen die beiden noch weitere Wochenmärkte anfahren, jüngst hinzugekommen ist etwa Oyten, und auch die Öffnungszeiten des Ladens erweitern. Denn unverpackte Waren würden immer noch viel zu wenige Menschen nutzen – aber daran arbeiten die Rogmanns ja.
Marktzeiten
Dienstags: Findorff, 08 - 13 Uhr
Mittwochs: Borgfeld, 08 - 13 Uhr, Schwachhausen 14 - 18 Uhr
Donnerstags: Findorff 08 - 13 Uhr,
jede gerade Kalenderwoche: Habenhausen 15 - 18 Uhr,
jede ungerade Kalenderwoche: Oyten 14:30 – 18:30 Uhr
Freitags: Schwachhausen 08 – 13 Uhr und Ladengeschäft: 15 - 19 Uhr
Samstags: Findorff 08 - 14 Uhr
An einer Gründung interessiert? Schreibt uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder ruft uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn ihr Fragen zu eurer Gründung(sidee) habt. Wir haben die Antworten.
Erfolgsgeschichten
Nach der Auflösung ihres ersten Unternehmens PARU GmbH standen Erik Ruge und Paul Kukolka vor der Entscheidung: Aufgeben oder neu anfangen? Sie entschieden sich für den Neuanfang und gründeten Casca Minga, ein Unternehmen, das koffeinhaltige Erfrischungsgetränke aus der Schale der Kaffeekirsche herstellt. Sie erzählen im Interview, wie sie aus Fehlern gelernt und mit frischer Energie einen zweiten Anlauf gewagt haben.
zum ArtikelWie ein Kind im Süßwarenladen kann sich Kim Sarah Wendt-Wehmeyer jeden Tag bei der Arbeit fühlen. Und ihre große und kleine Kundschaft erst recht. Die 24-Jährige ist Gründerin und Inhaberin von „Kim’s Candy Shop“ in Bremerhavens Fußgängerzone.
Zum Artikel bei der BIS BremerhavenStil und Design wie in einem hippen Großstadt-Bistro. Charme und Freundlichkeit, wie es sie vielleicht nur noch „auf dem Dorfe“ gibt - das charakterisiert „Annie’s Café“ im Bremerhavener Stadtteil Surheide. Für die Inhaberin Anja Brantzen hat sich mit dem Lokal in einem ehemaligen Einzelhandelsgeschäft einen Traum erfüllt.
Zum Artikel