30.3.2023 - Diana Bluhm

Vom Großstadtkind zum umweltverbessernden Innovationscoach

Social Entrepreneurship

Im Gespräch mit Philipp Burckhardt von ProjectTogether

Philipp Burckhardt vor dem ProjectTogether Logo
Philipp Burckhardt setzt sich bei ProjectTogether für Veränderungen in der Landwirtschaft ein. © Samuel Groesch

Philipp Burckhardt beschreibt sich selbst als Großstadtkind. Dass er sich jemals so intensiv mit ökologischen Trends, Chancen und Risiken der Landwirtschaft sowie globalen landwirtschaftlichen Herausforderungen auseinandersetzen würde, hätte er früher wohl nicht vermutet. Dafür ist er jetzt in seiner Arbeit umso aktiver in diesem Bereich.

Erste Erfahrungen mit Innovationsmethoden

Aufgewachsen ist Philipp Burckhardt in Frankfurt am Main. Für sein Media-Management-Studium zog er 40 Kilometer weiter nach Wiesbaden. In dieser Zeit sammelte er erste Berufserfahrungen durch verschiedene Marketing-Jobs im Rhein-Main-Gebiet. Mit dem abgeschlossenen Studium im Gepäck zog es ihn einige Jahre später nach Berlin.

Nach einem kurzen Abstecher in die Markenstrategie, entschied Philipp sich, seine Kenntnisse im Design Thinking und in der Innovationsmethodik durch ein Aufbau-Studium zu vertiefen. Gleichzeitig fing er einen Job in der neu gegründeten Agentur „Journey 2 Creation“, kurz J2C, an. „Ich war sozusagen Mitarbeiter der ersten Stunde und wurde ziemlich schnell Gesellschafter bei J2C“, erzählt Philipp. Die Innovationsagentur half Unternehmen, die schnell gewachsen sind, dabei, von „Startup-Methoden“ zu lernen und sich neu zu strukturieren.

Auf der einen Seite sollten diese Unternehmen ihre bereits geschaffenen Werte bewahren. Auch mache es in bestimmten Bereichen Sinn, die klaren Prozesse und Verantwortungsbereiche beizubehalten. Auf der anderen Seite gibt es durch schnelles Wachstum komplexe Herausforderungen oder neue Produkte, die anders aufgebaut werden müssen. „Hier konnte ich die Innovationsmethoden, die ich im Studium erlernt habe, wie Design Thinking, Scrum oder auch Lean-Startup, direkt in der Praxis anwenden“, so der 32-Jährige. „Wir haben zudem Raum für einen Austausch zwischen den Konzernen und Startups geschaffen, damit beide Seiten voneinander lernen können.“ Nach sechs spannenden Jahren in Berlin trieb es den Innovationscoach in den Süden nach Leutkirch im Allgäu – und damit in eine ganz neue Branche. 

Mit Innovationen in die Landwirtschaft

2020 begann Philipp Burckhardt eine neue Stelle beim mittelständischen Sensorhersteller elobau, wo er die Tochtergesellschaft HelloSolution mit aufbaute. Das sogenannte Innovationslabor entwickelt Produkt- und Prozesslösungen innerhalb der Sensorik für den Maschinen- und Anlagenbau in der Landwirtschaft. Hierbei werden durch Innovationsmethoden in einem kleinen Team neue Produkte entwickelt, die die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden beziehungsweise Nutzenden in den Mittelpunkt stellen. „Meine Aufgaben bestanden einerseits darin, die Trends der Landwirtschaft zu analysieren – also zu schauen, was die Branche in Zukunft braucht. Und andererseits neue Businessmodelle und Produktideen zu entwickeln.“ Alles, was Philipp bisher gelernt und angewandt hatte, konnte er hier auf den Sektor der Landwirtschaft projizieren.

Je mehr er über Themen wie Anbaumethoden, Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität recherchierte, desto intensiver setzte er sich mit möglichen Problemlösungen auseinander. „Mittlerweile gehe ich ganz anders durch den Supermarkt. Wenn man einmal hinter die Kulissen geschaut hat, wird man einfach aufmerksamer und skeptischer,“ sagt der Innovationscoach heute. Er wollte nicht mehr länger analysieren und Vorschläge für innovative Ideen erarbeiten, sondern aktiv Teil des Lösungsansatzes werden. Und genau das kann er in seinem neuen Beruf bei ProjectTogether angehen.

Philipp Burckhardt mit Mikrofon vor dem Farm Food Climate Logo
Bei ProjectTogether arbeitet Philipp als Strategic Lead im Team Farm-Food-Climate. © Jan Wagner

Gemeinsam mehr bewirken

Ende 2022 ging es dafür zurück nach Berlin. ProjectTogether ist eine gemeinnützige Organisation, die in verschiedenen Themenbereichen große Netzwerke aufbaut. Sie bringt Unternehmen, Politik und Gesellschaft zusammen, um gemeinsam Lösungen für Probleme rund um Migration, Umwelt und die Zivilgesellschaft zu finden. Philipp arbeitet im Team Farm-Food-Climate. Als sogenannte „Mission“ von ProjectTogether, widmet sich das Team dieser Frage: Wie gestalten wir die Wende zu einer Landwirtschaft und Ernährung innerhalb der planetaren Grenzen?

„Farm-Food-Climate ist eine Plattform, mit der wir den Landwirtschafts- und Ernährungssektor in eine nachhaltige Zukunft führen und Lösungen für die globale Herausforderung des Klimawandels finden wollen“, beschreibt Philipp die Mission. Das machen sie nicht alleine, sondern geben Raum und Impulse für den Austausch von Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Viele Probleme lassen sich eben nicht im stillen Kämmerlein lösen – im Gegenteil. „Nur wenn wir verschiedene Blickwinkel zusammenbringen, kann eine Community geschaffen werden, die nicht nur neue Produkte, sondern ganze Systeme neu denkt und schafft.“

Wie Farm-Food-Climate das macht? Zuerst geben sie Anknüpfungspunkte für eine mögliche Kooperation. Das kann und sollte branchenübergreifend sein. Danach widmen sich die Beteiligten einer Herausforderung, die eine:r allein nicht bewältigen kann und besonders wirksam ist. „Sie sollte einen deutlichen Impact über die Beteiligten hinaus haben“, erklärt Philipp das Ziel. „Danach bringen wir mehr Akteure zusammen und schaffen eine Kooperation, bei der alle ihren eigenen besonderen Beitrag leisten können.“

Zusätzlich zu diesem Ansatz unterstützt das Team Farm-Food-Climate auch andere Startups, Vereine oder Unternehmen, die in eine ähnliche Richtung Kooperationen fördern mit Wissen, Ressourcen, Beratung oder eben einer Community.

In Bremen angekommen

Privat ist Philipp Burckhardt seit einigen Jahren in Bremen gelandet und pendelt mehrmals im Monat in die Hauptstadt. Aber auch in der Hansestadt baut er sich etwas Neues auf. Gemeinsam mit zwei weiteren Gründer:innen entstand das Konzept für den „Leihklub Bremen“. Das junge Unternehmen ist gerade erst gestartet. Die Idee dahinter? „100 Dinge für 100 Menschen. So ist zumindest unser Motto, mehr geht immer“, schmunzelt der Initiator. „Es gibt viele Gegenstände, die wir nur wenige Male im Jahr benötigen. Warum sollten wir sie also alle kaufen und zu Hause lagern? Dinge wie Zelte, Werkzeug oder auch eine Nähmaschine können wir bei Leihklub für alle 24/7 zur Verfügung stellen – und so dem Überkonsum etwas entgegenwirken.“

Erste Bremer Impact Messe

Beruflich ist Philipp in Bremen bei der ersten „Let’s match! Impact Messe“ am 13. April 2023 zu sehen. Unter dem Motto „Social meets business“ stellen sich hier Sozialunternehmen und Social Startups aus Bremen und Bremerhaven an Messeständen in der Bremischen Bürgerschaft vor. Eingeladen sind alle Interessierten, Gründer:innen und vor allem Unternehmer:innen, die sich über mögliche Kooperationen informieren wollen. Markus Sauerhammer, Mitgründer vom Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland, wird vor Ort sein und eine Keynote zum Thema „Social Entrepreneurship und klassische Wirtschaft: Gemeinsam für eine enkelfähige Wirtschaft“ halten.

Im Laufe des Nachmittags gibt Philipp allen Interessierten einen Einblick in die Mission von Farm-Food-Climate in seinem Vortrag "Von Ego zu Eco: Mit Collective Action die drängendsten Herausforderungen bewältigen". Abschließend sind sowohl Philipp als auch Markus zusammen mit Paula Süveges von Weserholz bei einer Panel-Diskussion zum Thema „Was wird benötigt, um gemeinsam die gesellschaftlichen Herausforderungen der Zeit meistern?“ zu sehen. Parallel bietet das Starthaus gemeinsam mit RENN.nord ein SDG-Launch-Café an. Alle aktuellen Infos findet ihr in unserem Eventkalender.

Gemeinsam in Bremen wirken

Die Messe ist Teil einer 2020 vom Bremer Senat beschlossenen Förderung von Solidarischer Wirtschaft, Genossenschaften und Social Entrepreneurship in Bremen und Bremerhaven. Ziel ist es, Sozialunternehmen in Bremen zu gründen, anzusiedeln oder weiterzuentwickeln. Die gesamten geplanten Maßnahmen werden in enger Zusammenarbeit von der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH, der BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH, der BAB – Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven und dem Starthaus Bremen und Bremerhaven umgesetzt.

An einer Gründung interessiert? Schreibt uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder ruft uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn ihr Fragen zu eurer Gründung(sidee) habt. Wir haben die Antworten.

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