18.12.2024 - Lisa Lubrich

„Zukunft gestalten: Nachhaltigkeit und Unternehmergeist im Fokus“

Social Entrepreneurship

Ein Studiengang, der nachhaltige Wirtschaft und Innovation verbindet

Brita Schemmann
Brita Schemmann, Professorin an der Hochschule Bremen, spricht über die Entwicklung und den Erfolg des Masterstudiengangs „Sustainable Business & Entrepreneurship“ (SBE). © Brita Schemmann

Brita Schemmann, Professorin an der Hochschule Bremen, spricht über die Entwicklung und den Erfolg des Masterstudiengangs „Sustainable Business & Entrepreneurship“ (SBE). Im Interview gibt sie Einblicke in die Studieninhalte, Herausforderungen und Visionen, die hinter diesem innovativen Studienangebot stehen, und erklärt, warum wir mehr Menschen brauchen, die Veränderungen vorantreiben.

Hallo Brita, bitte stell dich einmal kurz vor!

Brita Schemmann: Ich bin seit Anfang des Jahres 2020 Hochschullehrerin an der Hochschule Bremen. Mein Schwerpunktthema ist das Innovationsmanagement. Derzeit befasse ich mich in der Lehre viel mit der Entwicklung von innovativen und vor allem nachhaltigkeitsorientierten Geschäftsmodellen. Ich arbeite auch eng mit den tollen Kolleginnen im FreiRAUM@HSB, dem Startup-Lab der Hochschule Bremen, zusammen und leite den Masterstudiengang „Sustainable Business & Entrepreneurship“ in der Fakultät Wirtschaftswissenschaften.

Warum habt ihr den Studiengang ins Leben gerufen?

Brita: Das war noch mitten in der Pandemie im Frühsommer 2021, während wir hauptsächlich vom Home-Office aus den Lehr- und Forschungsbetrieb aufrechterhalten haben. Mein Kollege Ulrich Krüger hat da die Idee gehabt, in unserer Fakultät einen zweiten konsekutiven Masterstudiengang aufzubauen, der sich mit wichtigen Zukunftsfragen für die Wirtschaft befasst und gut zur Fakultät, zur Hochschule und auch zum Land Bremen passt. Da lagen die Themen nachhaltiges Wirtschaften, Entrepreneurship und Innovation natürlich auf der Hand – zumal es an den staatlichen Hochschulen bisher recht wenige konsekutive wirtschaftswissenschaftliche Masterstudiengänge zu diesen Themen gibt. Ich war noch recht neu an der Hochschule und habe Ulrich Krüger gefragt, ob er bei der Entwicklung Hilfe gebrauchen kann. Von da an haben wir gemeinsam den Studiengang mit der tatkräftigen Unterstützung vieler Kolleginnen und Kollegen entwickelt.

Wieviel Zeit ist vergangen von der Idee bis zum Studienbeginn der ersten Kohorte?

Brita: Relativ wenig, wenn man bedenkt, dass die Akkreditierung eines neuen Studiengangs ein langwieriger Prozess ist und auch viele Gremien innerhalb der Hochschule zustimmen müssen. Die Entwicklung und Akkreditierung haben etwa eineinhalb Jahre gebraucht und die erste Kohorte ist dann im Sommersemester 2023 gestartet. Der Masterstudiengang startet nämlich immer zum Sommersemester.

Gab es große Hürden zu überwinden oder direkt gutes Feedback und Unterstützung bei der Idee?

Brita: Wir haben von Anfang an gute Rückmeldungen erhalten. Innerhalb der Hochschule von vielen Kolleginnen und Kollegen, die sich dann auch aktiv in die Entwicklung des Studiengangs eingebracht haben und oft auch heute im Studiengang unterrichten. Aber auch aus dem Bremer Gründungsökosystem und von Organisationen, die sich für nachhaltigeres Wirtschaften oder soziales Unternehmertum einsetzen, gab es positives Feedback und Interesse.

Wie ist der Studiengang angelaufen, wie ist die Resonanz der Studierenden?

Brita: Die erste Kohorte von „Sustainable Business & Entrepreneurship“ hat im Sommersemester 2023 das Studium aufgenommen. Gleich im ersten Jahrgang konnten alle Studienplätze vergeben werden, was mich sehr gefreut hat. Auch die Vielfalt der SBE-Studierenden finde ich prima! Die Studieninhalte bauen zwar auf einem Erststudium mit einem wirtschaftswissenschaftlichen Fokus auf, aber dennoch haben wir bei SBE auch Studierende, die zum Beispiel einen Abschluss in Wirtschaftsingenieurwesen, Wirtschaftspsychologie, Tourismus- oder Freizeitmanagement, Pflegemanagement oder Seeverkehrswirtschaft haben. Das ist gut und bereichert die Perspektiven in den Lernveranstaltungen. Einige der Studierenden kommen gleich nach ihrem Bachelorabschluss in den Studiengang, aber es gibt auch Studierende, die schon etliche Jahre Berufserfahrung haben und im Masterstudiengang nach neuen Impulsen oder vertiefenden Einblicken suchen.

Was erwartet Studierende in diesem Master-Studiengang?

Brita: Beim Masterstudiengang SBE handelt es sich um einen dreisemestrigen Vollzeitstudiengang. Neben Modulen, die sich inhaltlich mit Aspekten des Nachhaltigkeitsmanagements befassen, also zum Beispiel Sustainable Finance, Compliance Management, nachhaltigen und zirkulären Lieferketten oder der Nachhaltigkeitsberichterstattung, gibt es auch Module, die der Entwicklung eigener (nachhaltiger) Projekte und Lösungsansätze gewidmet sind. Da geht es dann beispielsweise um die Entwicklung und Umsetzung eigener Geschäftsideen oder um die Gestaltung eines neuen nachhaltigkeitsorientierten Geschäftsmodells.

Wichtig ist uns auch immer der Bezug zur Praxis. So laden wir beispielsweise sehr regelmäßig Leute aus der Praxis in die Lehrveranstaltungen ein, um aus ihrem Alltag zu berichten oder den Studierenden Feedback zu ihren Projekten zu geben. Dieser Input ist auch für mich immer sehr spannend und inspirierend. Oder wir arbeiten mit Planspielen oder direkt an Aufgabenstellungen aus der Praxis.

Welche anderen Besonderheiten gibt es und für welche Menschen ist der Studiengang genau der richtige?

Brita: Da unsere Fakultät sehr international ausgerichtet ist und sich die Herausforderungen der Zukunft nur länderübergreifend lösen lassen, gibt es auch bei diesem Masterstudiengang internationale Bezüge. So werden die Module teilweise in englischer Sprache unterrichtet und es gibt auch ein Modul, in dem sich die Studierenden einer aktuellen Aufgabenstellung mit internationaler Perspektive widmen. Und einige SBE-Studierende nutzen auch die Gelegenheit, ihr Masterstudium noch mit einem Auslandssemester oder Auslandspraktikum zu verbinden. Da bieten wir gerne Unterstützung.
Ich denke, dass diejenigen, die ihre wirtschaftswissenschaftlichen Kenntnisse vertiefen wollen, um bestehende Unternehmen nachhaltiger zu machen, und Lust haben, eigene Geschäftsideen und Lösungsansätze für Nachhaltigkeitsprobleme zu entwickeln, am meisten von diesem Studiengang profitieren.

Jetzt bewerben!

Bewerbungszeitraum für den Studienstart zum Sommersemester 2025: 15. Dezemer 2024 - 15. Januar 2025.

Was ist dir persönlich besonders wichtig, in der Lehre zu vermitteln?

Brita: Die Themen, die ich im Studiengang unterrichte, sind mir sehr wichtig, denn es steht nicht gut um unsere Lebensgrundlagen auf diesem Planeten. Nur bestehende Regelungen einzuhalten, wird uns leider nicht retten. Wir brauchen mehr Menschen, die aus eigenem Antrieb heraus Veränderungen herbeiführen wollen und bereit sind, auf diesem Weg dazuzulernen. Oft wird so etwas leider als „Scheitern“ bezeichnet, aber das ist für innovatives Arbeiten fatal. Auch in bestehenden Unternehmen und anderen Organisationen brauchen wir mehr „Intrapreneure“, die die bestehenden Geschäftsmodelle und -prozesse hinterfragen und – meist gemeinsam mit anderen Stakeholdern – alternative, nachhaltigere Ansätze entwickeln und umsetzen. Darum geht es auch in den Modulen, die ich in diesem Studiengang unterrichte.

Wo sind Schnittstellen zum Thema Sozialunternehmen beziehungsweise Social Entrepreneurship?

Brita: Sozialunternehmen und Impact Startups, die als oberste Priorität haben, gesellschaftliche oder ökologische Probleme zu lösen und dabei auch profitabel sind, sind ein guter und spannender Weg, um zur Lösung unserer Probleme beizutragen. Aber die Entwicklung solcher Geschäftsmodelle ist gar nicht einfach, da in der Regel viele Stakeholder berücksichtigt oder eingebunden werden müssen und es oft etwas kompliziert  ist, die Ertragsseite dieser Modelle zu gestalten. Und wenn solche Unternehmen wachsen – was ja wünschenswert ist – dann besteht nicht selten die Gefahr von „Mission Drift“. Auch diesen Themen widmen wir uns in diesem Masterstudiengang.

Hast du selbst schon mal ein Unternehmen gegründet?

Brita: Nein, aber in meinen ersten fünf Berufsjahren nach dem Studium habe ich in einer neu gegründeten Organisation gearbeitet. Ich hatte die Personalnummer „4“. Das war eine sehr herausfordernde, aber auch super spannende Zeit, weil man so viel machen, bewegen und lernen kann. Und auch der Geist während der Gründungsphase ist ein ganz besonderer. Da fühlt sich jede und jeder für alles im Unternehmen zuständig und fragt nicht erst lange, ob man etwas darf. Es ist eine tolle Möglichkeit, die eigene Selbstwirksamkeit zu stärken. Deshalb rate ich meinen Studierenden immer, zumindest eine Weile in einem Startup zu arbeiten. Auch ich könnte mir durchaus vorstellen, mal wieder gemeinsam mit anderen etwas zu unternehmen…

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Brita: Auch wenn es derzeit sehr schwerfällt: dass wir endlich gemeinsam mehr ins Handeln kommen. Die Wissenschaft hat geliefert und wir wissen, was passieren wird, wenn wir weiter wirtschaften und konsumieren wie bisher.

Vielen Dank für das Gespräch!

Im Programm „Social Entrepreneur by Starthaus – Wirksam gründen“ berät das Starthaus gemeinsam mit Social Impact Bremen (angehende) Sozialunternehmer:innen individuell, bedarfsorientiert und kostenfrei. Es richtet sich an all jene, die mit ihrer Idee einen sozialen Anker setzen wollen, indem sie gesellschaftliche Herausforderungen wie Klimawandel, Fragen der Migration und Integration, Armut oder ähnliches lösen.

Wollt ihr ein Unternehmen gründen, euer Business sicher starten oder weiter wachsen? Dann schreibt uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder ruft uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn ihr Fragen zu eurer Gründung(sidee) habt. Wir haben die Antworten.

Erfolgsgeschichten


Erfolgsgeschichten
12.12.2024
Nachhaltige Pilzzucht in Bremen: Wie Neighbourshrooms Wirtschaft und Umweltschutz vereint

Neighbourshrooms verbindet innovative Pilzzucht mit einer nachhaltigen Lebensweise und gesellschaftlicher Verantwortung. Was als persönliche Leidenschaft begann, ist heute ein Beispiel dafür, wie Unternehmertum, Bildung und Umweltschutz gewinnbringend zusammenarbeiten können.

Zum Artikel
Social Entrepreneurship
27.08.2024
„Dieses Mal wollen wir es anders und besser machen.“

Nach der Auflösung ihres ersten Unternehmens PARU GmbH standen Erik Ruge und Paul Kukolka vor der Entscheidung: Aufgeben oder neu anfangen? Sie entschieden sich für den Neuanfang und gründeten Casca Minga, ein Unternehmen, das koffeinhaltige Erfrischungsgetränke aus der Schale der Kaffeekirsche herstellt. Sie erzählen im Interview, wie sie aus Fehlern gelernt und mit frischer Energie einen zweiten Anlauf gewagt haben.

zum Artikel
Erfolgsgeschichten
21.06.2024
Mit Solar-Selbstbau zur Energiewende

Christian Gutsche kämpft für eine Energie- und Wirtschaftswende – und setzt dabei auf Solaranlagen im Gemeinschaftsbau und ein solidarisches Preissystem. Dafür wurde der Sozialunternehmer nun mit dem Bremer Gründungspreis ausgezeichnet.

Zum Artikel