Die digitalen Weltverbesserinnen
Starthaus WomenCéline Rohlfsen und Julia Twachtmann wollen den Wandel zu einer nachhaltigen Lebensweise mitgestalten. Dafür haben sie das Start-up „Simply Impact“ gegründet und ein Produkt entwickelt, das Menschen und Unternehmen den Weg in eine bessere Arbeitswelt weisen soll.
Wie finden zwei Menschen heraus, ob sie zusammenpassen? Genau, indem sie sich zu einem Date verabreden. So begann auch die Geschichte von Céline und Julia. Vor einem Jahr trafen sich die beiden zum Kaffeetrinken in der Bremer Neustadt. Ihr erstes „Business Date“, wie sie es heute nennen, hatte ein gemeinsamer Freund vorgeschlagen. Ihm war aufgefallen, wie ähnlich die beiden Frauen tickten. Zwar kannten sich Céline und Julia bereits aus ihrer Studienzeit, aber nun sollte es darum gehen, ob sich aus dieser Bekanntschaft eine gemeinsame berufliche Zukunft entwickeln könnte. Es folgte ein zweites, ein drittes, ein viertes Treffen bis endgültig klar war: Es ist ein Match. „Wir besprachen ganz offen, wo wir hinwollen, was für uns gar nicht geht und welche Werte uns in der Zusammenarbeit wichtig sind“, sagt Julia. „Und als wir merkten, wie gut alles passte, sind wir direkt in die Unternehmungsfindungsphase gegangen“, ergänzt Céline.
Von der Idee zum ersten Produkt
Um zu zeigen, was sich seit dieser Findungsphase getan hat, haben die beiden Gründerinnen in ihr Büro im Creative Hub in der Martinistraße 3 geladen. Hier im obersten Stockwerk teilen sie sich den Workspace mit über 70 Start-ups, Kunstschaffenden und Kreativen. Beim Betreten ihres kleinen Eckbüros stechen zwei Dinge besonders ins Auge: der phänomenale Ausblick über die Weser bis hin zur Überseestadt – und die Wanddekoration. Ringsum hängen große Aufgabenzettel, auf denen der Lean Startup-Methode folgend unzählige farbige Klebezettel angebracht sind – alle fein säuberlich beschriftet. „Was wir hier sehen“, verrät Julia lächelnd, „ist die Planung unseres ersten Produktes.“
Es geht um mehr als Umweltschutz
Bei diesem Produkt handelt es sich um einen siebenwöchigen, multimedialen Online-Kurs, den die beiden Gründerinnen vor einigen Wochen auf den Markt gebracht haben. Der von ihnen entwickelte „Sustainable Career Compass“-Kurs richtet sich vor allem an Young Professionals im Alter von 25 bis 35 Jahre, die ihr Unternehmen, ihren aktuellen Job oder künftigen Berufsweg nachhaltiger ausrichten wollen. Weil der Begriff Nachhaltigkeit im Gespräch mit den Gründerinnen häufiger fällt als jeder andere, lohnt es sich, ihn kurz zu erklären: Das Konzept der Nachhaltigkeit dreht sich nicht nur um Umwelt- und Klimaschutz. Im Zentrum steht der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen auf ökologischer, ökonomischer, sozialer sowie persönlicher Ebene. Im Unternehmenskontext geht es also unter anderem um die Etablierung ressourcenschonender Prozesse, zukunftsorientierter Geschäftsmodelle, den Aufbau eines wertschätzenden Arbeitsklimas und den anerkennenden Umgang mit persönlichen Ressourcen. Dazu gehören zum Beispiel eigene Stärken, Kreativität und nachhaltige Werte.
Etwas Gutes unternehmen
Warum haben die Unternehmerinnen ihr Start-up auf das Thema Nachhaltigkeit ausgerichtet? Bei der Annäherung an diese Frage hilft ein Blick auf ihre Werdegänge. Julia absolvierte nach ihrem Studium der Kultur- und Rechtswissenschaften den Masterstudiengang „Sustainable Entrepreneurship“ in den Niederlanden. Dabei beschäftigte sie sich damit, wie Unternehmen und Mitarbeitende den Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit gemeinsam gestalten können. Céline studierte Betriebswirtschaftslehre in Münster, Kolumbien und China. Sie erzählt von den Vorteilen ihrer internationalen Ausbildung, aber auch davon, dass ihr etwas gefehlt habe. „Im Studium ging es vor allem um Gewinnmaximierung“, sagt die 28-Jährige. „Ich wollte aber kein weiteres Zahnrad in einem großen Konzern sein, sondern meinen Unternehmerinnengeist für etwas Gutes einsetzen.“
Ein starker Standort
Aus guten Gründen haben sich die Unternehmerinnen dann auch für den Standort Bremen entschieden: „Es gibt hier ein immer größer werdendes Netzwerk für Start-ups aus dem Bereich „Sustainable Entrepreneurship“, erklärt Céline. Dazu gehöre unter anderem die Hilfswerft, der Creative Hub, Bremen Startups und das Starthaus. „Das Starthaus berät uns nicht nur in allen unternehmerischen Belangen, sondern ist auch sehr hilfreich für uns, weil die Mitarbeitenden dort so gut vernetzt sind“, fügt sie hinzu. Auch Julia betont die Vorteile des Gründungsstandorts Bremen gegenüber größeren Städten wie Hamburg oder Berlin: „In Bremen begegnen sich die Menschen im Gründungsumfeld sehr hanseatisch auf Augenhöhe – und dieser authentische, menschliche Umgang miteinander sowie die gegenseitige Unterstützung machen diesen Standort so stark.“
Grenzenloses Arbeiten
Trotzdem möchten sich die beiden Frauen die Möglichkeit offenlassen, später auch von anderen Orten aus arbeiten zu können. Auch aus diesem Grund haben sie sich für ein digitales Geschäftsmodell entschieden, weil es ihnen die Freiheit gibt, von überall in der Welt ihr Unternehmen voranzutreiben. Auch die Teilnehmergruppe an ihrem ersten Online-Kurs, den sie komplett auf Englisch halten, ist international. Eine ihrer Kundinnen kommt aus Norwegen, ein anderer aus den Niederlanden. Um zu beleuchten, was genau sich die Teilnehmenden von dem Programm erwarten, haben sich Céline und Julia etwas Besonderes einfallen lassen.
Eine Teilnehmerin berichtet
Per Zoom holen sie Teilnehmerin Christina dazu, damit diese selbst schildern kann, warum sie sich für den siebenwöchigen Kurs entschieden hat. Die 29-jährige Münchnerin beginnt zu erzählen: von ihrem Burnout, davon, wie sie ihren Job gekündigt habe und nun endlich ihr Leben nach ihren Werten ausrichten wolle. „Ich wollte schon immer nachhaltiger leben und privat funktioniert das auch schon ganz gut“, sagt sie. „Nun möchte ich über die Teilnahme an diesem Kurs herausfinden, wie ich auch meine Karriere entsprechend anpassen kann, auch weil wir als Gesellschaft ganz dringend mehr Leute brauchen, die das Thema Nachhaltigkeit auf allen Ebenen vorantreiben.“ Im Kurs lerne sie nun ihre eigenen Stärken, Ressourcen und Möglichkeiten besser kennen und habe endlich die Gelegenheit sich ein Netzwerk mit Gleichgesinnten aufzubauen, in dem man sich langfristig unterstützt.
Jeden Tag eine Herausforderung
Neben gemeinsamen Online-Sessions, einem Workbook und Podcast besteht der Kurs unter anderem aus täglichen Aufgaben, den sogenannte Mini-Impact-Challenges, in denen die Teilnehmenden trainieren sollen vom Denken ins Handeln zu kommen. Obwohl das Programm in einem ko-kreativen Prozess mit den Teilnehmenden weiter verbessert wird, sei das Feedback schon heute sehr gut. „Wir bekommen unter anderem gespiegelt, dass wir einen sehr positiven Zugang zum Thema Nachhaltigkeit vermitteln“, so Céline. „Viele Menschen haben den Eindruck, dass die Welt den Bach runtergeht, und der Einzelne dagegen machtlos ist. Wir hingegen versuchen zu vermitteln, dass wir auf diesem Planeten noch einiges in eine gute Richtung drehen können, wenn wir mit einem positiven Machergeist rangehen.“
Hinweis: Der nächste „Sustainable Career Compass“-Kurs startet im November 2021. Weitere Informationen bei Instagram, bei Linkedin sowie auf der Website: www.simplyimpact.de
An einer Gründung interessiert? Schreibt uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder ruft uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn ihr Fragen zu eurer Gründung(sidee) habt. Wir haben die Antworten.
Erfolgsgeschichten
„Wenn ich Raketentreibstoff in einen VW-Käfer gieße, geht er kaputt“, sagt Professor Dr. Christian Horneber. Damit meint der Investment-Experte, dass Venture Capital im Vergleich der verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten wohl der stärkste Booster ist. Doch nicht für jedes Startup ist es geeignet.
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Zum Artikel bei der BIS Bremerhaven