„Die Nachfrage nach Social Entrepreneurship Beratungen ist hoch“
Social EntrepreneurshipRückblick: Ein Jahr Social Entrepreneur by Starthaus
Über ein Jahr Social Entrepreneur by Starthaus. Was in diesem Jahr alles passiert ist und wie es mit dem Programm weitergeht, erzählt uns Michael Stuckenberg aus dem Starthaus Bremen & Bremerhaven.
Workshops, Beratungen, Coaching: Das Angebot Social Entrepreneur by Starthaus haben wir im Januar 2021 an den Markt gebracht. Der Startschuss war gefallen und schon ging es los: Gemeinsam mit dem Social Impact Lab Bremen konnten wir zahlreiche Workshops anbieten und euch mit Beratungen und Coachings zur Seite stehen. Wen genau wir damit unterstützt haben und welche Themen die Social Entrepreneure besonders nachgefragt haben, verraten wir euch gleich.
Wir haben mit Michael Stuckenberg, Berater im Starthaus Bremen & Bremerhaven mit dem Schwerpunkt Social Entrepreneurship, ein Resümee gezogen.
Starthaus: Hallo Michael, wie lange begleitet dich schon das Thema Social Entrepreneurship bei deiner Arbeit als Gründungsberater im Starthaus? Wie kam es eigentlich dazu?
Michael Stuckenberg: In dem einen oder anderen Fernsehbericht in der Vergangenheit bezüglich Aktivitäten von Ashoka, den Treffen in Davos oder dem Friedensnobelpreis von Muhammad Yunus habe ich erste Anzeichen für eine Änderung des wirtschaftlichen Denkens gesehen. Hier in Bremen waren es vor allem die Aktivitäten der Hilfswerft, die durch ihr Engagement und ihre Aktivitäten diejenigen miteinander vernetzen, die mit ihrem Tun dem Gemeinwohl dienen wollen. Ich besuchte immer gerne ihre Social Entrepreneurship-Treffen. Durch die regelmäßigen Treffen vernetzte sich die Szene immer mehr und weitere Akteure kamen hinzu. So engagierte sich das Social Impact Lab aus Berlin mit dem neuen Standort in Bremen für Chancengleichheit, Visionskultur gründete den ersten Creative Hub im alten Bundeswehrhochhaus und viele andere Akteure aus Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft haben das Thema aufgegriffen.
Auch in meiner täglichen Arbeit als Gründungsberater im Starthaus bekamen meine Kolleginnen, meine Kollegen und ich vermehrt Anfragen von Menschen, die ihre Motivation nicht in erster Linie in der Gewinnerzielung sahen, sondern in ihrer Leistung für die Gemeinschaft. Wir stellten dabei fest, dass es sich bei den Anfragen zwar eindeutig um geplante Gründungen handelte, dass diese aber häufig ganz andere Fragestellungen aufwarfen, die wir mit unserer Beratung nur zum Teil abdecken konnten. Seit Oktober 2020 unterstützt uns daher das Social Impact Lab dabei, Beratung und Coaching sowie Workshops und Community Abende anzubieten.
Ein Schwerpunkt des Programms liegt ja bei den Beratungen und Coachings. Wie viele waren es denn seit Beginn?
Michael: Wir sind nun bei insgesamt 36 Beratungen, geplant waren 30. Wir sehen hier, dass die Nachfrage nach der Beratung hoch ist und wollen dies in Zukunft weiter ausbauen.
Was waren die Themen, die die (angehenden) Sozialunternehmerinnen und -unternehmer besonders beschäftigt haben?
Michael: Zunächst ist es häufig ein scheinbarer Widerspruch, der besprochen werden muss. Denn auch die meisten Sozialunternehmer:innen müssen ein funktionierendes Geschäftsmodell haben. Dieses herauszuarbeiten war häufig Kern der Anfragen. Sich als Unternehmen zu begreifen, fällt vielen Social Entrepreneuren schwer, da es leider häufig mit Kapitalismus gleichgesetzt wird.
Es kamen aber auch weitere Themen, wie die typisch betriebswirtschaftlichen Bereiche von Finanzierung, Marketing/Vertrieb und Rechtsform. Aber auch die speziellen Themen für Social Entrepreneure, wie die besonderen Zielsetzungen, Erlösmodelle und Wirkungsabsichten.
Der andere Schwerpunkt des Programms liegt bei den Workshops. Wie viele habt ihr geplant/durchgeführt?
Michael: Wir hatten 15 Workshops geplant. Da wir aber geplante Präsenzveranstaltungen pandemiebedingt nicht durchführen konnten, sind wir auf Online-Veranstaltungen gewechselt. Hier konnten wir uns dann sogar auf insgesamt 20 Workshops steigern, da die Nachfrage so groß war.
Welche Veranstaltungen waren die Beliebtesten?
Michael: Neben den SocialCamps Klima und Konsum, war der Workshop „Soziale Geschäftsmodellentwicklung – der Social Business Model Canvas“ der Beliebteste. Wir sehen hieran, dass insbesondere Themen, die ganz pragmatisch in der Gründungsphase hilfreich sind, nachgefragt werden. Auch die Themen „Finanzierung“ und „Wirkung erzielen“ und unser erster Community Abend in Präsenz waren sehr gut besucht.
Du hast eben die Starthaus SocialCamps erwähnt. Das Starthaus hat 2021 gemeinsam mit der Hilfswerft zwei Camps auf die Beine gestellt. Um welche Themen ging es dabei genau und wie lief das ab?
Michael: Bei den SocialCamps war es unser Wunsch, das häufig noch schlummernde Potenzial von Social Entrepreneuren zu wecken. Dafür konnten wir die Hilfswerft gewinnen, die bereits deutschlandweit aktiv ist und viel Erfahrung mit der Durchführung von SocialCamps hat. Die Camps waren so angelegt, dass wir alle Interessierten einluden, egal ob sie sich generell für Social Entrepreneurship interessierten oder bereits eine konkrete Idee verfolgten. In den Camps haben wir ihnen von der ersten Idee bis zum fertigen Geschäftsmodell professionelle Begleitung, Inspiration, Wissensvermittlung, Feedback und Networking angeboten.
Beeindruckend war dabei das professionelle Herangehen der Hilfswerft wie auch das hohe Engagement und die Begeisterung für das jeweilige Thema der Teilnehmer:innen über zweieinhalb Tage. Und das, obwohl wir pandemiebedingt auf Online Camps umstellen mussten.
Es wurden zwei Camps durchgeführt, das erste zum Thema „Klima“ und das zweite zum Thema „Konsum“. Die Teilnehmer:innen bildeten Gruppen. Die Hilfswerft begleitete sie dann von der Ideengenerierung über die Konzeptionierung und Geschäftsmodellentwicklung bis hin zur abschließenden Präsentation. Dabei wurde den Teilnehmer:innen wertvoller Input zu den Themen „Klima und Konsum“ und beeindruckende Best Practice Beispiele durch eingeladene Expert:innen und erfolgreiche Social Entrepreneure geboten. Es gab Feedback in sehr wertschätzenden und motivierenden Speedbackrunden und zum Abschluss wurde durch eine Jury das Gewinnerteam gekürt. Das Feedback der Teilnehmenden, die die Camps als sehr inspirierend, lehr- und hilfreich einstuften, hat uns diese Art dieser Camps nochmal bestätigt.
Wie geht es mit dem Programm weiter? Sind auch 2022 Workshops und Beratungen zum Thema Social Entrepreneurship geplant?
Michael: Ja, auf jeden Fall. Wir planen den Bereich der Beratung auszuweiten und individueller zu gestalten, sodass sich die Berater:innen und Coaches besser auf die Bedürfnisse der Anfragenden einstellen können.
Auch Workshops werden wir wieder organisieren, bei denen wir nun neben der erfolgreichen Grundlagenvermittlung auch mehr praktische Themen anbieten wollen.
Darüber hinaus wollen wir die Community der Social Entrepreneure im Land Bremen stärken und dafür zusammen mit unseren Netzwerkpartner:innen entsprechende Plattformen bieten.
Vielen Dank für deine Zeit und dein Engagement!
Dieses Programm ist Teil einer 2020 vom Bremer Senat beschlossenen Förderung von Solidarischer Wirtschaft, Genossenschaften und Social Entrepreneurship in Bremen und Bremerhaven. Ziel ist es, Sozialunternehmen in Bremen zu gründen, anzusiedeln oder weiterzuentwickeln. Die gesamten geplanten Maßnahmen werden in enger Zusammenarbeit von der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH, der BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH, der BAB – Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven und dem Starthaus Bremen und Bremerhaven umgesetzt.
An einer Gründung interessiert? Schreibt uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder ruft uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn ihr Fragen zu eurer Gründung(sidee) habt. Wir haben die Antworten.
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