3.9.2021 - Jann Raveling

Was haben Unternehmensgründung und Weinanbau gemeinsam?

Starthaus Coachingprogramm
Philipp Bode mit einem Glas Wein
Kambodscha, Laos, Myanmar und London: Philipp Bode hat vielerorts gearbeitet. Selbstständig gemacht hat er sich letztendlich aber in Bremen. © Starthaus / Jens Lehmkühler

Philipp Bode arbeitete jahrelang in London, hat Wein in fernen Ländern wie Kambodscha und Laos verkauft. In seiner Heimat wagt der vielgereiste Bremer den Schritt in die Selbstständigkeit – mit spannenden Geschichten in petto.

Wie etwa die vom beliebtesten Wein in Kambodscha, den „Château Pavie“, einem hochpreisigen französischen Bordeaux. Seitdem der Premierminister von Kambodscha beim Trinken des edlen Tropfens abgelichtet wurde, gilt der Rotwein in wohlhabenden Kreisen des Landes als „in“ und wird gleich containerweise importiert. Ein Drittel der Jahresproduktion des Chateaus geht mittlerweile in das vergleichsweise kleine südostasiatische Land.

Das ist nur eine von zahlreichen Geschichten, die Philipp Bode über den Rebsaft erzählen kann. Längst nicht alle stammen aus Asien – wo er jahrelang arbeitete – andere kommen auch aus Europa. Aufgeschnappt bei zahlreichen Erkundungsreisen auf Weingütern, bei denen er in der Erntezeit auch schon mal selbst mit anpackt.

Zwischenlandung in Bremen

Wein und ferne Länder sind Bodes Leidenschaften und er liebt es, beide zu verbinden. Der gebürtige Bremer arbeitete bereits in Kambodscha, Laos, Myanmar und lebte eine Zeit in der Weinhauptstadt London, wo er international anerkannte Zertifikate vom Wine & Spirit Education Trust erwarb.

Ursprünglich plante er, auch heute noch Asiatinnen und Asiaten die Leidenschaft zum Wein näherzubringen, zehntausende Kilometer von seiner Heimatstadt entfernt. Aber die Corona-Krise durchkreuzte seine Pläne. „Ich hatte mich gerade dazu entschieden, in Thailand zu arbeiten, als der weltweite Lockdown eintrat. Meine Klamotten lagern auch heute noch bei einem Kumpel in Bangkok“, erzählt er rückblickend.

Den Boden fürs Business geebnet

Wieder zurück in der Heimat, reifte in ihm im Frühjahr 2020 ein neuer Plan. „Ich hatte ohnehin mit dem Gedanken gespielt, mich selbstständig machen. Diese Gelegenheit habe ich ergriffen. Mit etwas Glück bin ich noch im 2020er Jahrgang des Coachingprogramms des Starthauses aufgenommen worden. Die Einzelgespräche wie auch gemeinsamen Fortbildungen in Sachen BWL oder Businessplan haben mich weitergebracht.“ Im einjährigen Coachingprogramm lernen angehende Gründerinnen und Gründer in Kleingruppen alle wichtigen Grundlagen zum Start ins eigene Business.

Bode gründete im Laufe des Jahres „Tales of Terroir“ – seinen ganz persönlichen Weinhandel. Das französische „Terroir“ beschreibt alle Faktoren eines Standorts, die beim Wein Einfluss auf seinen Geschmack und seine Qualität haben: Bodenbeschaffenheit, Klima, Hanglage oder Temperatur.

„Wenn man einen Wein trinkt, erlebt man den Charakter eines Terroirs, erfährt die Geschichte des Weinguts. Ich will die Geschichten hinter den Weinen erzählen – deshalb Tales of Terroir“, fasst der 39-Jährige es zusammen.

Und wie ein guter Wein brauche auch eine Gründung ein gutes „Terroir“ – aus Wissen, Kontakten, Finanzierungshilfen, Mentorinnen und Mentoren und guten Coachings. Das habe er im Starthaus gefunden.

Verschiedene Weinflaschen
Philipp Bode legt großen Wert auf hochwertige Weine, gern von kleinen, familiären Weingütern. © Starthaus / Jens Lehmkühler

Die kleinen Weingüter haben es ihm angetan

Bode liebt naturbelassene Weine von kleinen, familiären Weingütern, mit oft geringer Jahresproduktion von 600 bis 900 Flaschen pro Wein. Von denen erhält er selbst einen Bruchteil. „Ich möchte mit Menschen zusammenarbeiten, mit denen ich auch auf persönlicher Ebene gut kann. Ich kenne meine Lieferanten. Oft sind es junge Weinbäuerinnen und -bauern, manche haben erst 2017 ihren ersten Jahrgang abgefüllt“, erläutert er. Sie bauen Weine vornehmlich biologisch oder biodynamisch an, ein guter Tropfen entstehe nur mit Respekt vor der Natur, ist Bode überzeugt.

Neben einem Onlineshop vertreibt er seine Weine deutschlandweit an Gastronomiebetriebe. „Wer hochwertige Weine würdigen will, muss die Geschichte hinter dem Wein kennen. Ich fahre deshalb in der Republik umher, um sie in Restaurants und Bars vorzustellen“, so der Weinprofi. Ein Job, der ihm durchaus gefällt, kann er doch das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden: gutes Essen, schöne Erlebnisse und Reisen.

Perlen an der Weser genießen

Selbstredend gehört es dazu, neue Weine zu testen und sie ins Angebot aufzunehmen. Eine ganz persönliche Leidenschaft pflegt Bode für Schaumweine jeder Art. „Bubbles gehen immer, morgens, mittags, abends, nachts zum Feiern“, scherzt er.

Aktuell findet er dabei „Pet Nat“ spannend, eine historische Form des Schaumweins, bei der gärender Most direkt in Flaschen abgefüllt wird. Je nach Geschick des Kellermeisters oder der Kellermeisterin können dabei die Flaschen durch den Eigendruck explodieren. „Aber das kommt heute nicht mehr vor, Profis können die Gärung durch den Restzuckergehalt exakt steuern“, beruhigt Bode.

Ein Wein für jede Gelegenheit

Obwohl die Konkurrenz im Weinhandel – besonders in Bremen mit seiner langen Handelstradition – groß ist, glaubt der vielgereiste Weinliebhaber eine Nische gefunden zu haben. „Jede Generation braucht ihre Lieferanten. Ich bin das Bindeglied zwischen den jungen Weingütern und jungen Weinfans, die auf der Suche nach hochwertigen Genüssen sind“, gibt er sich selbstbewusst. Das Unternehmen solle langsam und natürlich wachsen, reifen wie ein guter Jahrgang. In Bremen liefert Bode übrigens auch persönlich Bestellungen aus – per Fahrrad oder Auto.
Für junge Onlinehändlerinnen und Onlinehändler hat er zum Schluss auch noch einen Tipp parat: „Kümmert euch um das Onlinemarketing. Kanäle wie Instagram sind heute einfach unverzichtbar, auch wenn ihr das persönliche Gespräch mit euren Kundinnen und Kunden schätzt.“

An einer Gründung interessiert? Schreiben Sie uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder rufen Sie uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn Sie Fragen zu Ihrer Gründung(sidee) haben. Wir haben die Antworten.

Erfolgsgeschichten


Finanzierung
12.12.2024
Wie ticken Venture Capital Geber:innen?

„Wenn ich Raketentreibstoff in einen VW-Käfer gieße, geht er kaputt“, sagt Professor Dr. Christian Horneber. Damit meint der Investment-Experte, dass Venture Capital im Vergleich der verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten wohl der stärkste Booster ist. Doch nicht für jedes Startup ist es geeignet.

Zum Artikel
Erfolgsgeschichten
12.12.2024
Nachhaltige Pilzzucht in Bremen: Wie Neighbourshrooms Wirtschaft und Umweltschutz vereint

Neighbourshrooms verbindet innovative Pilzzucht mit einer nachhaltigen Lebensweise und gesellschaftlicher Verantwortung. Was als persönliche Leidenschaft begann, ist heute ein Beispiel dafür, wie Unternehmertum, Bildung und Umweltschutz gewinnbringend zusammenarbeiten können.

Zum Artikel
Erfolgsgeschichten
11.12.2024
Jeder Tod verdient einen Abschied

Wenn ein geliebtes Haustier stirbt, fühlen sich deren Besitzer oft alleingelassen mit den überwältigenden Entscheidungen und vor allem mit der tiefen Trauer um ihren langjährigen Begleiter. Helfen möchte Sonja Rennhack mit der Gründung von „Küstenbestatter – Tierabschied mit Herz“ in Bremerhaven.

Zum Artikel bei der BIS Bremerhaven