Wie ticken Venture Capital Geber:innen?
FinanzierungChristian Horneber managt den Capnamic Fonds Bremen und begleitet Startups
„Wenn ich Raketentreibstoff in einen VW-Käfer gieße, geht er kaputt“, sagt Professor Dr. Christian Horneber. Damit meint der Investment-Experte, dass Venture Capital im Vergleich der verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten wohl der stärkste Booster ist. Doch nicht für jedes Startup ist es geeignet.
Als Managing Partner bei der Risikokapitalgesellschaft Capnamic leitet Christian Horneber zusammen mit Niklas Raberg den ersten Venture Capital (VC)-Fonds für Startups in Bremen. Neben Kapital bringen die beiden Fondspartner auch Expertise ein, damit Gründer:innen ihre Ideen groß machen können.
Ein Venture Capitalist mit Herz für die Region
Der Wirtschaftswissenschaftler pausiert derzeit seine Professur an der Jade Hochschule. Stattdessen gestaltet er aktiv das Bremer Startup-Ökosystem mit. Der 47-Jährige ist eng mit der regionalen Startup-Szene verbunden. Von 2013 bis 2019 war er Beteiligungsmanager bei der NWZ Digital und arbeitete bereits damals mit Capnamic zusammen.
Als Vorstandsvorsitzender der Business Angels Weser-Ems blieb Christian Horneber auch während seiner Professur nah an der Startup-Welt. Besonders relevant sind für ihn Gründungen aus Bremen und solche, die sich im Bereich der Bremer Schlüsseltechnologien bewegen: Logistik und Maritime Wirtschaft, Luft- und Raumfahrt, regenerative Energiewirtschaft, Gesundheitswirtschaft sowie die Nahrungs- und Genussmittelwirtschaft.
Ein Fonds, der Bremen stärkt
Mit genau dieser regionalen Ausrichtung haben die BAB – Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven und die Sparkasse Bremen im Jahr 2023 den ersten VC-Fonds für Bremen initiiert. Investiert wird in regionale Unternehmen – aber auch in solche, die nicht in Bremen angesiedelt sind, aber konkrete Mehrwerte für die hiesige Wirtschaft schaffen können.
Eines der ersten Startups, die Kapital aus dem Fonds erhalten, ist SurFunction. Das Startup aus Saarbrücken hat eine neuartige Laser-Technologie entwickelt. Damit können Oberflächen nach dem Vorbild der Natur so bearbeitet werden, dass sie antibakteriell wirken oder reibungsarm werden. Von dieser Innovation könnten zum Beispiel die Raumfahrt oder die Maritime Wirtschaft in Bremen profitieren.
Dynamisches Startup-Ökosystem in Bremen
Capnamic hat das Bremer Startup-Ökosystem im Vorfeld genau analysiert. „Wir bauen einen solchen Fonds nur dann auf, wenn wir davon überzeugt sind, dass das Basis-Ökosystem die richtige Ausrichtung und den richtigen Reifegrad hat.“ Und den hat Bremen aus der Sicht von Christian Horneber. In den letzten Jahren sei viel passiert, zum Beispiel durch regionale Startup-Events, Acceleratoren, Branchen-Netzwerke, Förderstrukturen und nicht zuletzt auch den Brückenschlag vom Startup-Bereich zur etablierten Bremischen Wirtschaft.
Das sei bemerkenswert für eine Stadt, die kein jahrzehntelang gewachsenes Ökosystem wie München oder Berlin aufweist. „Wir haben hier gerade extrem viele, coole Entwicklungen“, sagt der VC-Experte und nennt als Beispiele die Startups Profishop und Ubimax, die internationale Investoren an die Weser geholt haben. Zugleich arbeiten viele Player der etablierten Wirtschaft daran, ihre Innovationslücken durch den Einsatz von Zukunftstechnologien zu schließen – und diese wiederum werden oft von Startups entwickelt.
Mit dem neuen Fonds unterstützt Capnamic durch Kapital und Weiterentwicklung des Ökosystems dabei, dass wachstumsstarke Startups in Bremen bleiben und sich mehr VC-Know-how in der Startup-Szene an der Weser etabliert – sowohl bei Startups als auch bei Business Angels und Unternehmen des Mittelstandes. So organisiert der Capnamic Bremen-Fonds auch eigene Event-Formate, in denen ambitionierte Gründer:innen mit erfahrenen Expertinnen und Experten über die Skalierung von national agierenden Startups zu internationalen aktiven Unternehmen diskutieren können.
Hohe Anforderungen: VC eignet sich nicht für jedes Startup
Das VC-Geschäft ist schnelllebig und auf hohe Skalierung ausgelegt. Die Investition soll durch einen erfolgreichen Exit vervielfacht zurückgezahlt werden. „Wer Venture Capital nutzt, lässt sich verbindlich darauf ein, in kurzer Zeit immer weiter zu wachsen. Wenn ein Startup es gar nicht vorhat, so schnell und so stark zu wachsen, und nicht das notwendige Mindset im Team dazu mitbringt, sollte es vielleicht lieber eine andere Finanzierungsform wählen“, betont Horneber.
Non-Profit-Modelle passen zum Beispiel nicht in dieses Profil. „Die Passung muss stimmen. Und genau solche ambitionierten, wachstumsstarken und gewinnorientierten Startups suchen wir in Bremen und auch darüber hinaus, wenn sich dadurch ein potentieller Mehrwert für die Bremer Schlüsselindustrien ergeben kann.“
Über den Capnamic Fonds Bremen
Der Capnamic Fonds Bremen wird von der BAB - Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven und der Sparkasse Bremen als Ankerinvestorinnen getragen, ergänzt durch zahlreiche weitere Unternehmen. Das Fondsmanagement übernimmt Capnamic, die als erfahrene VC-Gesellschaft aus Köln kommt und weitere Standorte in München und Berlin hat. Sie soll Unabhängigkeit gewährleisten und Interessenskonflikte ausschließen.
Startups können sich ab der Seed- bis hin zur Series-A-Phase um Finanzierung bewerben. Voraussetzung: ein tragfähiges Produkt, entwickelt aus eigener Kraft oder mit Bootstrapping-Kapital. Die Investitionssummen liegen für ein Erstinvestment zunächst zwischen 500.000 und rund 1,2 Millionen Euro und können später noch ausgebaut werden.
Der Fonds ist auf zehn Jahre angelegt und soll ein Volumen von 30 Millionen Euro erreichen. In den ersten fünf Jahren werden etwa 15 Startups finanziert, bevor die Anteile in der zweiten Hälfte veräußert werden – idealerweise mit Gewinn. Startups sollten die zeitliche Struktur bei ihrer Planung berücksichtigen.
Das Team im Fokus: Warum die Menschen entscheidend sind
Auch die Teamkonstellation muss stimmen. „Als Fondsmanager schaue ich sehr auf die Personen“, so Horneber. „Nicht nur auf die einzelnen Menschen. Sondern auf das Team als Ganzes.“ Wenn in Fragerunden zum Beispiel immer nur ein- und dieselbe Person antwortet und man ständig aktiv auf die anderen zugehen muss, dann könne dies ein Zeichen dafür sein, um genauer hinzuschauen.
Ein befreundeter Investor gehe mit dem Gründungsteam und seinen Hunden im Wald spazieren, nachdem der gesamte Prüfungsprozess im Vorfeld eines Investments bereits durchlaufen wurde. „Ein Startup groß zu machen, ist eine Herausforderung. Ich ziehe den Hut vor jedem und jeder, die sich darauf einlässt,“ sagt Christian Horneber. „Es wird nie eine ruckelfreie Reise werden. Deshalb muss man im Vorfeld möglichst genau herausarbeiten, ob es mit den Personen wirklich passen kann.“
Mit Pitchdeck und Finanzplan überzeugen
Mit Christian Horneber Kontakt aufzunehmen ist einfach: Jeden Donnerstag ist er im Starthaus Bremen anzutreffen, oder er ist bei Startup-Events zu finden. Doch Startups sollten vorbereitet sein und ein Pitchdeck sowie ein Finanzmodell mitbringen.
Das Pitchdeck verdichtet als Präsentation die wichtigsten Informationen zum Gründungsvorhaben. Das Finanzmodell zeigt, wie das Team Kapital einsetzt und was mit einer möglichen Finanzierung erreicht werden soll. „Ein gutes Financial Model erzählt eine Geschichte mit Zahlen“, meint Christian Horneber. „Ich kann herauslesen, wie gut ein Gründungsteam sein Produkt tatsächlich verstanden hat, in welchem Markt es das sieht und über welche Kanäle, mit welchen Budgets, Conversion Rates und Sales Cycles es das Produkt groß machen will.“
Zusätzlich empfiehlt sich ein einseitiges Dokument, ein Onepager, der die zentralen Fragen beantwortet und mögliche Investor:innen überzeugt: Was macht das Unternehmen? Für wen? Wie weit ist es entwickelt, und warum ist jetzt der richtige Zeitpunkt, das Produkt am Markt groß zu machen?
Wie Startups von der Zusammenarbeit profitieren
Die Investmentfirma Capnamic, für die Horneber den Bremer VC-Fonds managt, sieht sich nicht nur als Kapitalgeber, sondern auch als Netzwerkpartner. Wer zu den mehr als 40 Unternehmen im Portfolio gehört, profitiert von Veranstaltungen – auch in Bremen – und direktem Zugang zu Expertenwissen. „Wir sitzen nicht irgendwo im Silicon Valley oder in Berlin, sondern wir sind hier vor Ort“, sagt Christian Horneber. „Wir gestalten das Ökosystem mit. Wir sind immer ansprechbar.“
Capnamic geht bei Finanzierungsrunden gerne in den Lead und bringt sich nach dem Einstieg in ein Startup auch in dessen Beirat mit ein. Eine operative Rolle im Unternehmen würde es aber nie einnehmen, sagt Horneber: „Wir bringen unsere Erfahrung als Fondsmanager ein, der viel begleitet und gesehen hat. Im Zweifelsfall können wir Startups mit Kontakten aus unserem Netzwerk helfen – idealerweise zu Menschen, die vor ähnlichen Herausforderungen standen.“
Der Investmentmanager unterstützt bei wichtigen Themen wie Nachfolgefinanzierungen, Organisationsaufbau und Skalierung. „Wenn ein Gründungsteam zum Beispiel aus Ingenieurinnen und Ingenieuren besteht, dann ist die Organisation anfangs oft auf die Entwicklung der Technologie ausgerichtet“, erzählt Christian Horneber. „Soll die Entwicklung dann in den Markt gebracht werden, stehen wir den Gründerinnen und Gründern bei der Frage zur Seite: Wie erweitern wir unsere Tech-Organisation um eine Sales-Organisation?“
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