3.6.2022 - Beata Cece

Die Frau, die immer weiter macht

Finanzierung

Wannapha Organic Thai Spa: Mit dem Starthaus in die Selbstständigkeit

Erfolgreiche Gründerin: Jumnean Paisong © Starthaus / Jens Lehmkühler

Wer das Wannapha Organic Thai Spa betritt, fühlt sich von einer Sekunde auf die andere wie in einer anderen Welt. Draußen weht den Besucher:innen die für die Überseestadt typische steife Brise um die Ohren, man hört das Hupen von Autos und das Kreischen der Möwen. Kaum ist man drinnen, sind diese Geräusche verschwunden. Stattdessen ertönen sanfte Klänge vom Band. Entlang einer Wand aus Bambusstämmen geht es in das in dezenten Braun- und Grüntönen gestaltete Innere, wo das Wannapha-Team seinen Kundinnen und Kunden traditionelle Thaimassagen und moderne Spa-Anwendungen anbietet.

Jumnean Paisong sitzt in ihrem Büro, von wo man durch große Fenster auf den gegenüberliegenden Überseepark und die Weserpromenade blickt. „Ich fühle mich sehr wohl hier und sitze gerne noch bis spät abends in meinem Büro, um zu arbeiten“, sagt sie und schaut lächelnd aus dem Fenster. Vor acht Jahren kam die gebürtige Thailänderin nach Bremen und hat in dieser Zeit zwei Salons eröffnet. Neben dem Wannapha in der Überseestadt betreibt sie auch ZAGA Thaimassage in Bremen-Horn. Was nach einem schnellen Erfolg klingt, ist in Wahrheit das Ergebnis harter Arbeit. Paisong hat auf dem Weg zur erfolgreichen Geschäftsfrau einen langen Weg zurückgelegt, der in Udon Thani begann, einer Region im Nordosten Thailands.

Ende der Kindheit

Hier wuchs Paisong auf – als Tochter einer, wie sie sagt, „sehr armen“ Familie. Sie erzählt von einer Kindheit, die von Entbehrungen geprägt war und jäh endete. Weil das Geld fehlte, musste sie im Alter von 15 Jahren die Schule verlassen. Sie begann bei einer chinesischen Familie zu arbeiten, die einen Elektroladen am anderen Ende der Stadt betrieb. Sie war sieben Tage die Woche, 18 Stunden am Tag im Einsatz. Um 4 Uhr morgens wurde sie geweckt, um zu putzen, zu kochen und sich um die Kinder zu kümmern – ohne Pause bis 22 Uhr. Nachts wurde sie in ihrem Zimmer eingeschlossen. Ihre Eltern durfte sie nur alle drei Monate für einige Stunden besuchen. „Das war richtig hart, aber ich hatte keine andere Möglichkeit“, erinnert sich Paisong.

Vom Fließband auf die Baustelle

Als sie im Alter von 18 Jahren ihren späteren Ehemann kennenlernte, wurde ihr Leben für kurze Zeit ein bisschen leichter. Sie fand einen Job in einer Fabrik, wo sie Fleischbällchen formte und einen Tag in der Woche frei hatte. Doch als ihr erstes Kind auf die Welt kam, reichte das Geld für die dreiköpfigen Familie nicht mehr aus. Vom Fließband wechselte die junge Frau auf die Baustelle, schleppte Steine und strich Wände.

Traditionelle Thaimassagen oder Spezialanwendungen: Die Bremer Überseestadt ist bei Paison in guten Händen. © Starthaus / Jens Lehmkühler

Nichts zu verlieren

Dann kam das zweite Kind. Die mittlerweile von ihrem Mann getrennte Poisang machte eine Ausbildung zur Masseurin und zog später nach Bangkok, wo sich mehr Geld verdienen ließ. In der thailändischen Hauptstadt bewarb sie sich auf Jobs, für die eigentlich ein Studium erforderlich war. „Ich bin da einfach hingegangen und habe gefragt, ob sie jemanden gebrauchen können“, erzählt die heute 39-Jährige. „Zu verlieren hatte ich ja nichts“.  So fand sie irgendwann einen guten Job in einem Reisebüro. Abends half sie in einem Sushi-Restaurant und einem Massagesalon aus, um ihr Einkommen aufzubessern. „Ich habe alles getan, um mir und meinen Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen“, sagt sie. Sie zog sogar nach Brunei, wo sie sich in einem Luxushotel zur Supervisorin hocharbeitete.

Das erste eigene Unternehmen

Als sie sich in einen Deutschen verliebte, folgte sie ihm nach der Heirat in seine Heimat Bremen. Und in Deutschland angekommen arbeitete sie sich wieder die Karriereleiter hoch. Sie startete als Angestellte in diversen Massagesalons und machte sich 2017 mit ihrem ersten eigenen Salon in Horn-Lehe selbstständig. Dabei erhielt sie Unterstützung vom Starthaus Bremen & Bremerhaven, einem Segment der BAB – Die Förderbank, welches das Vorhaben mit einem Mikrokredit finanzierte. Der Salon lief so erfolgreich, dass die Räumlichkeiten schon bald nicht mehr ausreichten. Also machte sich Paisong auf die Suche nach Räumen für einen weiteren Salon und wurde in der Bremer Überseestadt fündig. Weil ihre Hausbank den Kredit verweigerte, war es wieder das Starthaus, die ihr bei dem Vorhaben finanziell zur Seite stand.  „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Starthauses haben sich sehr intensiv mit meinem Konzept beschäftigt“, erinnert sich die Gründerin. „Im Gegensatz zu anderen Banken, die sich fast nur für Sicherheiten interessieren, beschäftigt sich das Starthaus mit der Geschäftsidee.“

Paisong setzt auf Wachstum und sucht weitere Fachkräfte. © Starthaus / Jens Lehmkühler

Dritter Standort in Planung

Dass Paisong mit ihrer Geschäftsidee richtig lag, hat sie mittlerweile bewiesen. Seit zwei Jahren betreibt sie ihren zweiten Standort in der Überseestadt. Nach Corona nahm das Geschäft an Fahrt auf. Einzige Herausforderung: „Es ist schwierig, gut ausgebildete und erfahrene Mitarbeiterinnen zu finden oder von Thailand nach Deutschland zu holen“, so Paisong. „Ich wünsche mir für die Zukunft, dass es einfacher wird, ein Visum für qualifizierte Thai-Therapeutinnen zu bekommen.“ Da ein dritter Standort in Planung ist, benötigt die Unternehmerin schon bald neues Personal. Auf ihrem Laptop zeigt die Gründerin die Pläne für die geplante 300 Quadratmeter große Wohlfühllandschaft, die unter anderem mit einem Jacuzzi und einer Sauna ausgestattet werden soll. Die passenden Räumlichkeiten sind bereits gefunden. Als Nächstes steht die Suche nach einem Geldgebenden auf dem Plan. Gut möglich, dass ihre Hausbank den Kreditantrag wieder ablehnt. Aber auch dann, sagt sie lächelnd, werde sie es weiter versuchen. „Aufgeben werde ich sicher nicht.“ Und sie weiß: Das Starthaus ist an auch weiterhin an ihrer Seite.

An einer Gründung interessiert? Schreibt uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder ruft uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn ihr Fragen zu eurer Gründung(sidee) habt. Wir haben die Antworten.

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