17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung - Teil 3
Social EntrepreneurshipDie Bedeutung der Global Goals für Gesellschaft und Gründung
Im dritten und letzten Teil unserer Reihe zu den Global Goals zeigen wir euch die nachhaltigen Ziele 12 bis 17. Im Mittelpunkt steht unser Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen.
Gemeinschaftliche Arbeit an den Herausforderungen, vor denen unsere Welt heute steht, ist Voraussetzung für den Erfolg. Social Entrepreneure haben dabei maßgebliche Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft, je kooperativer, desto wirkungsvoller. Dies wird in den Social Development Goals 12 bis 17 besonders deutlich.
Die 17 Ziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen traten am 1. Januar 2016 in Kraft. Die Sustainable Development Goals beinhalten Zielsetzungen zur Sicherung der nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer und ökologischer Ebene. Übergeordnetes Ziel ist es, Gesellschaft und Wirtschaft weltweit zu stärken, nachhaltiger zu machen und Gleichberechtigung zu schaffen.
In Teil 1 haben wir euch die ersten fünf Ziele, die Themen wie das Beenden von Armut und Hungersnot behandeln, vorgestellt. Im zweiten Teil, mit Zielen wie Zugang zu nachhaltiger Energie oder Förderung nachhaltigen Wirtschaftswachstums, wurde deutlich, dass alle Ziele miteinander verbunden sind und schon bei der Verbesserung an einer Stelle große Wirkung erzielt werden kann. Auch Ziel 12 bis 17 führen dies klar vor Augen.
ZIEL 12: RESPONSIBLE CONSUMPTION AND REPRODUCTION: Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen.
Ob in der Herstellung von Baustoffen, Kleidung, Rohstoffen oder Nahrungsmitteln – der Verbrauch von Ressourcen ist in vielen Ländern, vor allem mit hohem Einkommen, immens und nicht immer nachhaltig. Obwohl ein Umdenken stattfindet, ist das Konsumverhalten nach wie vor verschwenderisch. Allein die weltweite Plastikproduktion ist von 2,1 Millionen Tonnen im Jahr 1950 auf 406 Millionen im Jahr 2015 angestiegen. Auch in der Lebensmittelindustrie besteht weiterhin die „Wegwerf-Kultur“. Jährlich werden circa 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel vernichtet – gleichzeitig leiden mehr als 2 Milliarden Menschen auf der Welt an Hunger oder Unterernährung.
Deutschland ist eines der Länder, in dem die Verschwendung sehr hoch ist. Unser Konsum ist von Überfluss bestimmt: Jede:r Deutsche wirft pro Jahr durchschnittlich etwa 1,5 Kilogramm Kleidung, 85 Kilogramm Nahrungsmittel und rund 25 Kilogramm Plastikverpackungen in den Müll.
Beispielhafte Maßnahmen:
Die Möglichkeiten nachhaltiger zu konsumieren und zu produzieren sind vielfältig. Auf der einen Seite haben Verbraucher:innen ihr Handeln selbst in der Hand: Durch gezielt nachhaltige Einkäufe, also regionale, saisonale und fair gehandelte Waren, haben sie maßgeblichen Einfluss auf bestehende Produktionsketten. Wichtig ist dabei auch das Angebot. Ziel der Bundesregierung ist es, den Marktanteil von Produkten mit staatlichen Umweltzeichen, wie EU-Ecolabel, EU-Bio-Siegel, Blauer Engel oder der jeweils höchsten Klasse des EU-Energieverbrauchskennzeichens bis 2030 auf 34 Prozent zu erhöhen.
ZIEL 13: CLIMATE ACTION: Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen.
Durch „Fridays For Future“ und die immer offensichtlichere Dringlichkeit sind in den letzten Jahren die Themen Klimawandel und seine Auswirkungen auf unsere Umwelt stärker in den Fokus gerückt. Das Schmelzen der Gletscher und Naturkatastrophen sind Folgen der Veränderungen im Ökosystem. Erdrutsche, Überschwemmungen und Dürreperioden gefährden Lebensräume, zerstören Ernten und Heimat von Mensch und Tier. Viele Arten und Naturphänomene, die durch den Klimawandel ausgelöscht werden, verlieren wir damit unwiederbringlich. Solange der CO₂-Gehalt in der Luft und die Durchschnittstemperatur weiter ansteigen, werden diese Verluste sich fortsetzen.
Auch in Deutschland ist der Klimawandel deutlich spürbar. Das Jahr 2018 war das trockenste und heißeste seit 1881, also seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. In unseren Wäldern sieht man die fatalen Folgen sehr deutlich. Schädlinge breiten sich aus, Bäume bekommen zu wenig Wasser, ganze Waldstücke lichten sich. Auch Schneefall erleben wir in unseren Breitengraden aufgrund der Klimaerwärmung immer seltener.
Beispielhafte Maßnahmen:
Durch die mediale Präsenz des Themas und die spürbaren Folgen wird das Bewusstsein geschaffen, dass jede:r zum Klimaschutz etwas beitragen kann. Mit der eigenen Einstellung zum Reisen oder dem Umgang mit Ressourcen steigt das Bewusstsein, dass unsere täglichen Entscheidungen zu einem besseren Klima führen können. Und viele Menschen integrieren diese Verantwortung bereits in ihren Alltag. Im Klimaabkommen von Paris ist eine Vielzahl von Maßnahmen, die einzelne Probleme lösen sollen, beschlossen worden. Zudem bestätigten die Industrieländer ihre Zusage aus 2009, ab 2020 gemeinsam 100 Milliarden US-Dollar für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel in Entwicklungsländern bereitzustellen.
Dennoch werden weiterhin mehr Gelder in fossile Brennstoffe als in den Klimaschutz investiert werden.
ZIEL 14: LIFE BELOW WATER: Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen.
Ist das Ökosystem unter Wasser nicht mehr intakt, so hat dies unmittelbare Auswirkungen auf unser Klima. Die Meere nehmen ein Viertel unserer CO₂-Emissionen auf. Gleichzeitig versorgen sie uns mit Nahrung und Sauerstoff. Der Mensch, das Wetter und das gesamte Ökosystem sind von der Gesundheit der Meere abhängig. Dass jährlich zehn Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen landen, hat zur Folge, dass auch Plastik in unsere Nahrungskette gelangen.
Auch die Meere in Deutschland sind nicht gesund. Immer wieder werden Unmengen von Plastik an den Stränden angespült. Allerdings sind weltweit nur zehn Flüsse für den Transport von 90 Prozent des Plastikmülls, der in die Meere gelangt, verantwortlich.
Beispielhafte Maßnahmen:
Beim Schutz der Meere vertritt Deutschland die Position, Partnerländer mit Geldern unterstützen zu können. Die Bundesregierung wird bis zum Jahr 2023 etwa 50 Millionen Euro für Abfallsammel- und Verwertungstechnologien bereitstellen. Zudem wird mit der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie ein Maximalwert von Stickstoff in den Meeren vorgeschrieben. Diese Messwerte richten sich unter anderem an die Wirtschaftsbereiche der Gewässer, wie zum Beispiel die Fischerei.
Auch das Reduzieren und Verbieten von Plastikverpackung, sowohl aus dem privaten als auch dem wirtschaftlichen Sektor, dient dem Ziel, das Ökosystem Meer intakt zu halten.
ZIEL 15: LIFE ON LAND: Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern.
Das Leben an Land setzt sich aus einer Vielzahl von einzelnen Ökosystemen zusammen, die weitestgehend abhängig voneinander sind. Die Vielfalt der Verbesserungsmöglichkeiten ist entsprechend groß. Die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder steht hier im Fokus. Ein weiteres Problem ist die anhaltende Wüstenbildung. Mit beiden Punkten geht der Verlust der biologischen Vielfalt einher. Die Hälfte aller Regenwälder wurde bisher vollständig zerstört. Die Zerstörung der Landökosysteme hat fatale Folgen: Von ungefähr fünf Millionen Tierarten sterben jährlich zwischen 11.000 und 58.000 aus, unter anderem durch den Schwund ihrer Lebensräume.
In Deutschland schwinden Naturflächen durch stetigen landwirtschaftlichen Betrieb sowie durch Ausbau des Straßennetzes und mehr Immobilien. Dass immer mehr Flächen industrialisiert werden, hat auch hier zur Folge, dass sich die Artenvielfalt verringert oder manche Spezies sogar ausstirbt. Zuletzt war dies am immensen Insektensterben zu sehen.
Beispielhafte Maßnahmen:
Die Maßnahmen umfassen vor allem das Setzen von Grenzwerten. Dabei werden unter anderem Stickstoffüberschuss, Emissionen von Luftschadstoffen und Nitrat im Grundwasser gemessen und Regulierungen angeordnet, wenn diese überschritten werden. Auch hier haben Konsument:innen selbst einen Einfluss auf Erfolge. Die bewusste Entscheidung für regionale und saisonale Produkte, bewusster und nachhaltiger Konsum von Lebensmitteln und eine insgesamt dem Klima zuträgliche Lebensweise unterstützen die Gesundheit der Landökosysteme.
ZIEL 16: PEACE, JUSTICE AND STRONG INSTITUTIONS: Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern.
Auch heute noch sind viele Menschen auf der Welt ohne Zugang zu Justiz. Ihnen werden überlebenswichtige Informationen vorenthalten, Konflikte und Kriege bestimmen ihr Leben. Häusliche Gewalt ist in vielen Gegenden ein anhaltendes Problem in Familien und Lebensgemeinschaften. Diese Umstände haben nicht nur auf persönlicher und psychischer Ebene fatale Folgen. Sie verringern auch die Chance auf Bildung. Kriege zerstören Ökosysteme, Ernten, Infrastrukturen. 2014 wurden international 46 kriegerische Konflikte und Kriege gezählt. 200.000 Menschen starben aufgrund von kriegerischen Auseinandersetzungen. Willkür, Ungleichheit und Korruption sind in vielen Staaten an der Tagesordnung.
Auch in der Bundesrepublik sind Gewalt und Kriminalität allgegenwärtige Themen. Zwar ist Deutschland im Vergleich eines der sichersten Länder der Welt, doch auch bei uns muss weiterhin dafür Sorge getragen werden, dass Korruption vermieden wird, Pressefreiheit ausnahmslos bestehen bleibt und Anlaufstellen für Bürger:innen bestehen, die Sicherheit und friedliches Miteinander fördern.
Beispielhafte Maßnahmen:
Das Ziel 16 wird als eines der maßgeblichen Ziele für die gesamte Agenda 2030 gesehen. Ohne Frieden keine nachhaltige Entwicklung – ohne nachhaltige Entwicklung kein Frieden. Ziel der Bundesregierung ist es unter anderem, in Afrika, Osteuropa, Lateinamerika und Asien jährlich mindestens 15 Projekte zur Sicherung, Registrierung und Zerstörung von Kleinwaffen und leichten Waffen durchzuführen.
ZIEL 17: PARTNERSHIPS FOR THE GOALS: Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen.
Voraussetzung für das Erreichen der 17 Ziele ist die gemeinschaftliche Arbeit daran. Vorhaben dieser Größenordnung können nur mit einem starken Miteinander erfolgreich sein. Zusammenhängende Systeme, die Nachhaltigkeit, Frieden, eine intakte Umwelt, Gerechtigkeit und Chancengleichheit fördern, haben unzählige Stellschrauben. Strukturierte Kooperation ist unerlässlich. Das Prinzip der Agenda 2030 lautet „niemanden zurücklassen“. Doch einige Regierungen stellen sich auch weiterhin gegen diese Zielsetzungen. Sie sind vermutlich nicht bereit, an bestimmten Stellschrauben zu drehen, die mehr Wohl für die Allgemeinheit bedeuten, eigene „Profite“ aber eventuell schmälern.
Deutschland ist im internationalen Vergleich gut aufgestellt, wenn es um die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen geht. Die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie sieht fairen Handel, sozialen Handel, sowie Wissens- und Technologietransfer vor.
Beispielhafte Maßnahmen:
In den vergangenen Jahren ist die Anzahl an nachhaltigen Projekten und Partnerschaften, die gemeinsam die gleichen Ziele für eine nachhaltige Entwicklung verfolgen stetig gewachsen. Die Bundesregierung sieht bis 2030 einen Anstieg des Anteils öffentlicher Entwicklungsausgaben am Bruttonationaleinkommen auf 0,7 Prozent vor. Im Jahr 2000 waren es noch 0,28 Prozent.
Mit Ziel 17 als Abschluss wird noch einmal deutlich: Wir alle können etwas dazu beitragen, die Welt nachhaltiger, fairer und gesünder zu machen. Am wirkungsvollsten sind wir dabei zusammen. Als Community, die miteinander arbeitet, sich austauscht, voneinander lernt und die Zusammenhänge zwischen individuell gesetzten Zielen beachtet.
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