Jetzt geht es um das Schöne im Unscheinbaren – wie Johanna ihre Erfüllung findet
Starthaus WomenEine lange Idee wird in ihrem Unternehmen Zugpferd nicht nur ihr Job, sondern auch ihre Leidenschaft
Johanna Kreuter strahlt bei unserem Besuch im Contemporary Craft Studio in der Bremer Innenstadt, wo ihre Textilien auch verkauft werden. Und es wird gleich klar warum eigentlich: Sie liebt das, was sie tut und hat eine klare Vision vor Augen. Doch einmal zurück zum Beginn. Johanna, 39 Jahre alt, hat einen nicht ganz so typischen Werdegang. Die Gründerin hat in Amsterdam Physiotherapie studiert und anschließend ein Designstudium an der Hochschule in Bremen absolviert. Gearbeitet hat sie hauptsächlich im Gesundheitsbereich, doch fehlte ihr hier das Kreative schaffen. So kam es Anfang 2023 dazu, dass sie sich sagte: „Jetzt geht es mal um Gestaltung.“
Schnell war klar, dass es ihr in den Fingern juckte, etwas aus ihrem Designstudium anzuwenden und umzusetzen. Denn schon immer hatte sie eine Affinität für alte Textilien, die nicht low-budget produziert waren. Sie arbeitet mit Stoffen, die mal etwas waren. Tischdecken, Kopfkissen, Vorhänge, Geschirrtücher etc. Sie haben alle etwas gemeinsam: Sie wurden aussortiert, weggeworfen oder auf Flohmärkten verkauft. „Ich kann gut mit Textil und interessiere mich für die Prozesse, in denen Stoffe und Strickwaren weitere Verwendung finden, bevor sie weggeschmissen werden“, erzählt die Gründerin begeistert. Es geht ihr hierbei um die Wertschätzung unserer Ressourcen und dabei zeigt die Gründerin ein ausgesprochen sensibles Gefühl für das Schöne im Unscheinbaren.
In ihrem Unternehmen Zugpferd, dessen Name übrigens Anfang des Jahres entstand, entwickelt sie nun also Schnittmuster und Arbeitsprozesse, die einen nachhaltigen Umgang mit Textilien erlauben und so tragbare Mode vor Ort entworfen, produziert und verkauft werden kann. Ihren Weitblick hat sie gekonnt eingesetzt, in dem sie in ihrer ersten Linie ein Schnittmuster entwarf, welches sich eigentlich allen Körperformen anpasst.
So gestaltet und produziert sie echte Unikate aus liebevoll bestickten Tischdecken oder bestickter Bettwäsche. „Schau dir die Materialien nur mal an, da hat jemand vor einiger Zeit etliche Arbeit reingesteckt und sich Mühe mit den Stickereien gegeben. Hier wird Zeit sichtbar gemacht, leider leben wir aber doch in einer Zeit, in der solche Tischdecken eigentlich eher im Schrank verstauben“, stellt Johanna fest.
In ihrem Unternehmen Zugpferd geht es nun also darum, aus diesen Tischdecken, Bettdecken oder alter Spitze neue Blusen, Jacken, Vesten oder Kleider zu entwerfen, zu produzieren und zu verkaufen. Diese Unikate sind vor allem für das Frühjahr und den Sommer geeignet. Doch auch für die kälteren Monate hat Johanna eine Idee: Aus alten Woll-, Cashmere- oder Merinopullovern designt sie Mützen und Stirnbänder. Der Clue: Man darf erkennen, dass das neue Stirnband vielleicht mal ein Ärmel war.
„Das sind alles Unikate, dennoch muss ich wirtschaftlich denken: Alle meine Muster sind in der Produktion und Anfertigung seriell denkbar“, erklärt Johanna und denkt schon an die Zukunft. Denn ihr ist klar: Wenn das Unternehmen ihren Lebensunterhalt bestreiten soll, dann muss die Produktion skalierbar sein.
Die Gründerin besuchte in diesem Jahr die belladonna Coachingreihe für Existenzgründung für Frauen. In den Seminaren werden Gründerinnen strukturiert auf die notwendigen Schritte einer Existenzgründung vorbereitet. Ziel ist es, einen vollständigen, individuellen Businessplan zu erstellen. Und so erging es auch Johanna. „Rückblickend war diese Reihe genau das Richtige für mich, um mich zu strukturieren und die notwendigen Schritte kennenzulernen. Und auch das Zusammenkommen mit Gleichgesinnten, also anderen Frauen, die den gleichen Prozess gerade durchmachen, war richtig gut“, erklärt sie. Johanna kann nur empfehlen, sich ein Netzwerk aufzubauen. „Das gelingt über solche Formate, aber auch über die Angebote des Starthauses“, führt sie weiter aus.
Für die Zukunft ihres Unternehmens hat Johanna schon einige Pläne: So möchte die Gründerin ihr Wissen in Workshops teilen. „Wo lernt man denn heutzutage noch Handarbeit und das Wertschätzen solcher Materialien?“ Textil verbindet - das ist ihr Slogan und so möchte sie in Zukunft Generationen wieder näher zusammenbringen und in ihren Workshops Raum bieten für das Miteinander. Sie arbeitet jetzt schon in Blumenthal in einer Textil Werkstatt für geflüchtete Frauen. Hier bringt sie den Menschen schon jetzt die Handarbeit bei. Im November hat sie bereits einen ersten Workshop in die Tat umgesetzt. Darüber hinaus, kann sie sich vorstellen Auftragsarbeiten – vor allem im Brautmodenbereich – anzunehmen. „Hier habe ich direkt Ideen im Kopf, vielleicht gibt es alte Brautkleider, andere Textilien, die wir individuell an die Brautwünsche anpassen und umdesignen können“, schwärmt sie.
Wollt ihr ein Unternehmen gründen, euer Business sicher starten oder weiter wachsen? Dann schreibt uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder ruft uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn ihr Fragen zu eurer Gründung(sidee) habt. Wir haben die Antworten.
Erfolgsgeschichten
Julija Storz hat mit EINA Circle eine Plattform geschaffen, die Frauen untereinander vernetzt und Wissen zu weiblicher Gesundheit und Selbstfürsorge vermittelt. In Bremen fand sie mit dem Starthaus Bremen und Bremerhaven die nötige Unterstützung und ein lebendiges Netzwerk.
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