Sind Schutzanstriche oder Beschichtungen bald Geschichte?
ESA BIC Northern GermanySchützende Anstriche und Beschichtungen werden in fast jeder Industrie verwendet, um besondere Anwendungen zu realisieren – ein Wachstumsmarkt mit vielen Milliarden Umsatzpotential. Manche der Methoden sind dabei umweltschädlich. Ein Startup mit Sitz in Bremen und Berlin will das ändern – und dafür Laser nutzen.
Wer ein Boot besitzt, kennt das: Regelmäßig muss der Anstrich des Rumpfes erneuert, „Anti-Fouling“-Farbe aufgetragen werden. Sie verhindert, dass sich Lebewesen auf der Oberfläche festsetzen, welchen den Strömungswiderstand erhöhen. Auch in der Raumfahrt werden Satelliten oder Raketen mit speziellen Beschichtungen behandelt, um zum Beispiel Hitze zu reflektieren.
Deswegen sind Schutzanstriche in den vergangenen Jahrzehnten zu einem unverzichtbaren Bestandteil moderner Technologie geworden. In vielen Bereichen wie zum Beispiel der Luft- und Raumfahrt oder Maschinenbau ist es unvorstellbar, dass es auch ohne Beschichtungen funktionieren kann.
Nanotechnologie mit Hilfe von Quanteneffekten
Das Startup Navato möchte zeigen, dass die Beschichtungen nicht alternativlos sind. Dafür haben sie sich vom „Lotuseffekt“ aus der Pflanzenwelt inspirieren lassen: nanometergroße Strukturen auf den Blättern der Lotuspflanze verhindern, dass Wassertropfen und Schmutzpartikel anhaften. Stattdessen perlen sie ab. Die Navato-Technologie wirkt ähnlich: Statt eine Beschichtung aufzutragen, wird das Material per Laser an der Oberfläche verändert – und zwar so, dass damit der gewünschte Effekt erreicht wird. Damit können nicht nur wasserabweisende Oberflächen wie bei der Lotuspflanze erzeugt werden, sondern auch Strukturen, welche die Lichtreflexion erhöhen oder verringern. Dies kann bei Photovoltaik-Anlagen ein Vorteil sein, da so mehr Licht auf die Zellen gelangt. Ein anderer Anwendungsfall wären Tragflächen von Flugzeugen, wo wasserabweisende Nanostrukturen die Eisbildung verhindern könnten.
Umweltfreundlich, zeit- und kostensparend
„Unser Verfahren ist bereits für viele unterschiedliche Materialien entwickelt worden“, sagt Miriam Janke, Mitgründerin und Marketing Vorstand bei Navato.„Unsere Vorteile gegenüber vielen herkömmlichen Beschichtungen: Die Kosten durch wiederholtes Auftragen fallen weg. Zusätzlich gelangen keine umweltschädlichen und freien Nanopartikel durch Abnutzung in die Umwelt – was die Belastung der Umwelt verringert“, führt Janke weiter aus.
Mit 23 Jahren gehört Janke zu den jüngsten Gründerinnen in der Raumfahrtbranche. Nach der Gründung einer eigenen Marketing-Agentur fühlt sie sich heute bei Navato genau an der richtigen Stelle. „Mit Navato werden wir Impact hinterlassen – für eine umweltfreundlichere und grünere Welt.“
Europäisches Startup mit mehreren Standorten
Janke arbeitet in Berlin, dem operativen Hauptstandort von Navato. Daneben möchte das Unternehmen in Dänemark einen Forschungsstandort aufbauen. Seit November 2020 ist das Team auch in Bremen mit der Tochter Navato Aerospace vertreten.
Ein Vorteil des Bremer Standorts ist das ESA BIC Northern Germany. Der Business Incubator der europäischen Raumfahrtagentur ESA fördert Navato Aerospace. Für Janke und die Bremer Mitarbeitenden ist es auch eine ideale Plattform zur Vernetzung: „Der Branchenaustausch ist für uns sehr wichtig und die vom ESA BIC Northern Germany bereitgestellten Coachings bringen uns als Unternehmen schneller voran. Bremen bietet uns eine ideale Mixtur aus Industrie- und Startup-Unterstützung im Bereich Raumfahrt“, ist sie überzeugt.
Breitere Anwendung im Visier
Derzeit arbeitet Navato daran, die kommerzielle Nutzung der eigenen Querschnitt-Technologie vorzubereiten. Sie entwickeln verschiedene Produktionsmethoden und Konstrukte. Vertrieblich strebt das Team Kooperationsprojekte mit etablierten Unternehmen wie etwa der ArianeGroup an.
„Unsere Technologie ist universell und sowohl in der Luft- und Raumfahrt, wie aber auch im Automobilbau und der Medizintechnik einsetzbar“, so Janke. „Gerade bei grünen Innovationen wünsche ich mir in Deutschland mehr Kontinuität. Unsere Generation besitzt heute die Chance, etwas zu verändern und zu bewirken – da können wir mit Navato unseren Teil dazu beitragen”.
Ihr habt eine Idee und glaubt, das Inkubationsprogramm ESA BIC Northern Germany kommt für euch in Frage? Dann meldet euch bei uns. Gemeinsam prüfen wir, ob ihr und eure Idee in das Programm passt. Mehr über die aktuellen Incubatees erfahrt ihr hier.
Schreibt uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder ruft uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn ihr Fragen zu eurer Gründung(sidee) habt. Wir haben die Antworten.
Erfolgsgeschichten
In Bremen geht jede Menge - gemeinsam mit dem lokalen Gründungsnetzwerk hat das Starthaus Bremen und Bremerhaven die interaktive Startup Map erstellt. Visualisiert wird das gesamte Startup-Ecosystem, inklusive interessanter Unternehmen, Universitäten, Unterstützer:innen und Programme.
Entdecke die Startup Map BremenNach der Auflösung ihres ersten Unternehmens PARU GmbH standen Erik Ruge und Paul Kukolka vor der Entscheidung: Aufgeben oder neu anfangen? Sie entschieden sich für den Neuanfang und gründeten Casca Minga, ein Unternehmen, das koffeinhaltige Erfrischungsgetränke aus der Schale der Kaffeekirsche herstellt. Sie erzählen im Interview, wie sie aus Fehlern gelernt und mit frischer Energie einen zweiten Anlauf gewagt haben.
zum ArtikelWie ein Kind im Süßwarenladen kann sich Kim Sarah Wendt-Wehmeyer jeden Tag bei der Arbeit fühlen. Und ihre große und kleine Kundschaft erst recht. Die 24-Jährige ist Gründerin und Inhaberin von „Kim’s Candy Shop“ in Bremerhavens Fußgängerzone.
Zum Artikel bei der BIS Bremerhaven