8.5.2020 - Jann Raveling

Ein Unternehmen gründen, um in die eigene Existenz zu starten: Wie wär’s mit Bremen?

Gründungswissen
Startup Landschaft Bremen und Bremerhaven

Ein Unternehmen gründen ist einfach – besonders im Norden Deutschlands, in Bremen. Denn hier hat sich ein einmaliges Start-up-Ökosystem gebildet, mit Zugang zu Wissen, Fördermitteln, Kapital und einer aktiven Community aus Gleichgesinnten. Da bleibt nur zu sagen: Auf geht’s!

Eine lebenswerte Stadt, gut angebunden und bestens ausgestattet, nette Menschen, die immer für ein kühles Bier am Fluss oder das nächste spannende Event (wenn nicht gerade Corona herrscht) zu haben sind: Als kleinstes Bundesland hat Bremen Existenzgründerinnen und Existenzgründern viel zu bieten.

Gemeinsam gründet es sich leichter

Rund 3.400 Bremerinnen und Bremer haben sich im vergangenen Jahr entschieden, ein Unternehmen zu gründen – pro 10.000 Einwohner sind das mehr als im deutschen Durchschnitt. Warum ist das so? Vielleicht, weil hier Behörden, Banken, Unternehmen und Förderinstitute an einem Strang ziehen. Das macht den Start in Bremen und der Schwesterstadt Bremerhaven so leicht – und das Besondere des Bremer Gründungs-Ökosystems aus.

Ein Unternehmen gründen mit dem Starthaus

Ein Baustein dieser Bremer Gründungsszene ist das Starthaus, eine bundesweit einmalige Initiative. Das Starthaus ist die zentrale Anlaufstelle für alle Gründungsinteressierten. Wir unterstützen alle Vorhaben – von der ersten Idee bis zur ersten Wachstumsphase. Dabei beraten wir Gründungsinteressierte, geben ehrliches Feedback, qualifizieren und bieten Coaching-Möglichkeiten. Darüber hinaus können wir verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten, die individuell für das Vorhaben geprüft werden, anbieten. Was wir alles genau machen, dazu später mehr.

Das Netzwerk für Gründende in Bremen

Junge Unternehmerinnen und Unternehmer benötigen drei Dinge: Wissen, Geld, Kontakte. Ein gutes Netzwerk ist der wichtigste Baustein zu allen dreien. Im Starthaus findet ihr Anschluss an das gesamte Bremer Gründungsnetzwerk:

  • öffentliche Partner (zum Beispiel Gründungen aus Hochschulen Bridge, Frauen in Arbeit und Wirtschaft e. V., Unternehmensservice Bremen, oder die Handels– und Handwerkskammer)
  • private Partner (Banken, Unternehmen, Acceleratoren und Inkubatoren, Netzwerke)
  • Investoren (High-Tech-Gründerfonds, Privatinvestoren)
  • Wissenschaft (die Hochschulen in Bremen/Bremerhaven, Forschungsinstitute)

Der enge Zusammenhalt zwischen diesen Akteuren ist es, die den Start-up-Standort Bremen attraktiv für Gründende macht.

Start-ups finanzieren in Bremen

Ob Startkapital für die kleine Idee oder Investorengeld für den ganz großen Wurf, wer ein Unternehmen gründet, benötigt Geld. Oft reichen die eigenen Finanzmittel nicht und auch geliehenes Geld von Eltern, Freunden und Bekannten ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aus diesem Grund greifen viele Gründerinnen und Gründer auf Fremdkapital zurück, Geld von außen, dass ihnen weiterhilft. Es gibt in Bremen verschiedene Möglichkeiten, an Kapital bzw. Finanzierungsmittel zu gelangen:

  • Zinsgünstige Darlehen, Mikrokredite
  • Beteiligungskapital
  • Crowdfunding 
  • Zuschüsse und Darlehen für Entwicklungsvorhaben im Bereich Innovation
  • Risikokapital
  • Gründungszuschüsse

Eine genaue Auflistung aller Finanzierungstools findet sich in der Übersicht hier.

Investoren, Acceleratoren, Inkubatoren

Im Land Bremen gibt es eine Reihe privater bzw. Corporate-Investoren, die jungen Gründerinnen und Gründern neben finanzieller Unterstützung vor allem auch mit unternehmerischem Know-how und Kontakten zur Seite stehen.

Einer der Schwerpunkte liegt dabei auf der Raumfahrtindustrie, die in Bremen auf Top-Niveau arbeitet. So sitzt das ESA-BIC, ein Inkubator der europäischen Raumfahrtagentur ESA, in Bremen und ermöglicht es so Gründungen im Bereich Luft- und Raumfahrt, zu gedeihen und ihr Geschäftsmodell auszubauen.

Auch der Kraftwerk City Accelerator fördert Start-ups, etwa im Bereich Energie/Automotive/Smart city. Daneben gibt es eine Reihe weiterer großer Konzerne, die gezielt Start-ups fördern. Investoren engagieren sich zudem in Bremens traditionell starken Netzwerken, wie etwa den Business Angels, wo sie Patenschaften übernehmen oder als Venture Capitalists auftreten.

Der gesamte Bereich „Risikokapital“ wird in Bremen zudem derzeit stark ausgebaut – in Entstehung befindet sich gerade die „Venture Lounge“, ein Ort, an dem sich Kapitalgeber und Start-ups treffen können, Kontakte knüpfen und vielleicht bald eine Kooperation eingehen.

Wissen für Existenzgründende: im Starthaus

Für das Starthaus stehen die Bedürfnisse der Gründerinnen und Gründer an erster Stelle. Weiterbildung und Beratung sind ein wichtiger Bestandteil der Bremer Gründungsförderung. Im Starthaus werden regelmäßig kostenlose Weiterbildungen angeboten. Ob zu handfesten Themen wie Businessplanung oder Steuermodellen oder erste Orientierung und Inspiration auf der Suche nach dem richtigen Geschäftsmodell.

Das Coaching

Mit dem Starthaus Coachingprogramm bieten wir eine regelmäßige Seminarreihe an. In einem zwölfmonatigen Programm mit ca. 200 Ausbildungsstunden werden Gründende intensiv gecoacht, unter anderem in Akquise, Vertrieb, Betriebswirtschaft, Konzeption, Steuern und Rechte. Gründende können zudem einen finanziellen Zuschuss in der Startphase erhalten. Die Bewerbungsfrist für den Durchlauf 2020/2021 endet am 30. August 2020.

Die Veranstaltungen

Eine Szene lebt von ihrem Engagement und vom Austausch. In Bremen treffen sich Gründende regelmäßig auf vielen Events und schnell können so aus bekannten Gesichtern enge Freundschaften oder Kooperationen entstehen. In Coronazeiten digital, aber drumherum auch „in Echt“.

Ein Aushängeschild ist das MOIN Start-up-Camp, das mittlerweile überregional bekannt ist und einmal im Jahr Tausende Besucher an einem Wochenende zu Workshops, hochkarätigen Vorträgen und einer Gründungs-Messe einlädt. Genauso zieht die Gründungswoche Bremen & Bremerhaven jährlich viele Blicke auf sich, wo jedes Jahr im November bis zu 50 Veranstaltungen Gründende mit Wissen hochdruckbetanken.

Kleine und feine Veranstaltungen, Seminare und Schulungen, ob online oder offline, finden aber auch gesamte Jahr über statt, ob zu Themen wie Gründungen für Frauen, zu Marketing, Vertrieb, Pitch-Trainings oder, oder, oder…

Tüfteln und coden – Makerspaces, Zukunftslabore und künstliche Intelligenz

Neue Technologie und Geschäftsmodelle brauchen Schliff – warum nicht gemeinsam an Bahnbrechendem werkeln? In Zukunftslaboren wie dem im Bau befindlichen Technologiezentrum Lenze DOCK.ONE können sich junge Gründende weiterbilden, gemeinsam neue Ideen entwickeln und kollaborativ arbeiten.

Das Fablab Bremen bietet mit 3D-Druckern und Lasercuttern alles fürs Erfinderherz, in der Kalle Co-Werkstatt finden Do-It-Yourself (DIY)-Produkte und -Projekte Raum. Im Bremer Food Hub entsteht derzeit ein Gründungsort für Lebensmittelwirtschaft – ebenfalls eine Schwerpunktbranche der bremischen Wirtschaft.

Von sich reden macht auch die künstliche Intelligenz. In Bremen arbeiten zahlreiche Koryphäen der Branche, die selbst in internationalen Rankings ganz oben mitspielen – besonders im Bereich der robotischen KI. Die exzellente Ausbildung an den Hochschulen und das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) sind eine ideale Geburtsstätte für KI-basierte Start-ups, von denen zahlreiche in Bremen angesiedelt sind und die hier bestausgebildete Fachkräfte finden. Diese haben oft eine internationale Ausrichtung, englisch ist hier die Betriebssprache.

Für Frauen, aber nicht nur für sie, ist der Open Innovation Cycle gemacht, ein intensives, 12-wöchiges Programm des Starthauses, dass dazu dient, gute Ideen schnell zu skalieren und so fit zu werden für die hohe Geschwindigkeit, mit der Start-ups andernorts – zum Beispiel im Silicon Valley – voranpreschen.

Apropos Silicon Valley: Mit dem Northern Germany Innovation Office gibt es von Bremen aus eine Standleitung ins us-amerikanische High-Tech-Tal, von der auch Start-ups profitieren: Indem sie zum Beispiel bei Delegationsreisen mitreisen oder Beziehungen zu Start-ups im Valley von hier aus knüpfen.

Gründung aus Hochschulen

Bremen ist ein herausragender Wissenschaftsstandort. Die Hochschullandschaft mit fünf Hochschulen, 50 Instituten und einer starken wissensbasierten Wirtschaft im Technologiepark Bremen mit seinen 500 Unternehmen und 12.000 Mitarbeitenden produziert viele junge Talente und Ideen. Diese können mit dem BRIDGE-Programm (Existenzgründung aus Hochschulen) ins eigene Unternehmen starten.

Das LEMEX-Institut (Lehrstuhl für Mittelstand, Existenzgründung und Entrepreneurship) der Universität bereitet Studierende auf die Gründung vor und veranstaltet zusätzlich etwa Pitching-Events. Hinzu kommt das bundesweite EXIST-Förderprogramm, zu dem Bridge berät. Zudem unterstützt die Patentverwertungsagentur InnoWi bei Patentanmeldung und Gründung.

In Bremerhaven gibt es einen eigenen Studiengang für Gründerinnen und Gründer: Den Bachelor in Gründung Innovation Führung (GIF). Er richtet sich an unternehmerisch denkende und handelnde Menschen, die ein Unternehmen starten wollen oder bereits gestartet haben. Es geht um Methoden, Modelle, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Einstellungen und praktische Erfahrungen. Bestandteil des Studiums ist eine tatsächliche Unternehmensgründung im Team, die sich dann am Markt behaupten muss.

Wer in Bremen und Bremerhaven gründet, sollte auch einen Blick auf die Technologie- und Gründerzentren werfen. Hier tüfteln Start-ups zu günstigen Konditionen und mit modernster Infrastruktur. Etwa das BITZ Bremer Innovations- und Technologiezentrum im Technologiepark. Direkt an einer der besten Unis in Deutschland – der Universität Bremen – gelegen, sitzen hier 80 Unternehmen aus der Technologiebranche. Sie profitieren von der Nähe zur Uni, den komfortablen Services des BITZ und vielen Veranstaltungen für Gründer.

Auch im World Trade Center finden Start-ups Räumlichkeiten, in denen sie unkompliziert loslegen können. Gleich mehrere Coworking-Spaces in Bremen und Bremerhaven locken mit entspannter Arbeitsatmosphäre und regem Austausch, auch noch lange nach Feierabend. Wer da Schwierigkeiten hat, sich zu entscheiden, dem hilft der Unternehmensservice Bremen. Keine Frage, die hier nicht beantwortet werden könnte – auch in Englisch, Türkisch und Russisch.

Internationale Gründerinnen und Gründer willkommen!

Für manch internationale Gründende war ein Messestand von bremeninvest der erste Schritt nach Bremen. Die Marke Bremeninvest der Wirtschaftsförderung Bremen wirbt in internationalen Zielländern sowie auf Messen für Bremen. Der Unternehmensservice Bremen unterstützt zudem in verschiedenen Sprachen.

Viele ausländische Gründerinnen und Gründer sind ehemalige Studierende, denen Bremen so gut gefiel, dass sie gleich hier ihr Unternehmen starteten. In der Raumfahrt hat sich zum Beispiel im Rahmen der New Space-Bewegung eine eigene Start-up-Community gebildet.

Existenzgründungen von Frauen – hier seid Ihr richtig!

Frauen gründen anders – aber nicht mit weniger Visionen, Mut und Kreativität. Mit dem eigenen Gründungsprogramm Starthaus Women - „She starts!“ begleitet das Starthaus Frauen auf dem Weg in ihr eigenes Unternehmens – mit bedarfsgerechter und frauenspezifischer Unterstützung und einer feedbackorientierten Beratung. Denn eines ist klar: Immer mehr Frauen sind bereit den Schritt ins eigene Unternehmen zu gehen.

Digitale Gründerplattform in Zusammenarbeit mit der KFW

Die Gründerplattform ist Teil des digitalen Angebotes des Starthauses. In Kooperation mit der KfW Bank bietet die Webseite ein digitales Angebot über alle Phasen der Gründung, vor allem für Online-Start-ups. Das Starthaus war am Entwicklungsprozess des neuen Online-Angebots beteiligt. Die Plattform ist zugleich ein aktuelles Beispiel für eine sehr enge und gute Zusammenarbeit mit der KfW, die auch in anderen Förderbereichen praktiziert wird.

Und zu guter Letzt: die Stadt selbst

Warum es sich lohnt, in Bremen zu leben, darüber lassen sich viele Bücher schreiben und Artikel verfassen. Und das haben wir auch getan – eine kleine Auswahl findet ihr hier.

In Kürze: Bremen ist die grünste Großstadt Deutschlands. Sie ist einfach lebenswert, nicht zu groß oder überlaufen (das sagen die Gründenden selbst!), hat kurze Wege, eine gute internationale Anbindung. Hier hat jede und jeder die Chance, gesehen zu werden – sowohl von Investoren, als auch Kundinnen und Kunden. Als einer der größten Industriestandorte Deutschlands sitzen hier für B2B-Start-ups potenzielle Abnehmer in Branchen wie der Automobil- und Lebensmittelindustrie, maritimen Wirtschaft und Logistik, Luft- und Raumfahrtindustrie, der Erneuerbaren Energien und der Digitaltechnologien, besonders der KI-Wirtschaft. Eine Stadt am Fluss mit einer Gründerszene im konstanten Fluss…

An einer Gründung interessiert? Schreiben Sie uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder rufen Sie uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn Sie Fragen zu Ihrer Gründung(sidee) haben. Wir haben die Antworten.

Erfolgsgeschichten


Startup Map Bremen
04.11.2024
Startup-Standort Bremen: Jetzt noch sichtbarer

In Bremen geht jede Menge - gemeinsam mit dem lokalen Gründungsnetzwerk hat das Starthaus Bremen und Bremerhaven die interaktive Startup Map erstellt. Visualisiert wird das gesamte Startup-Ecosystem, inklusive interessanter Unternehmen, Universitäten, Unterstützer:innen und Programme.

Entdecke die Startup Map Bremen
Erfolgsgeschichten
12.08.2024
Mit Mut und Geschmack

Stil und Design wie in einem hippen Großstadt-Bistro. Charme und Freundlichkeit, wie es sie vielleicht nur noch „auf dem Dorfe“ gibt - das charakterisiert „Annie’s Café“ im Bremerhavener Stadtteil Surheide. Für die Inhaberin Anja Brantzen hat sich mit dem Lokal in einem ehemaligen Einzelhandelsgeschäft einen Traum erfüllt.

Zum Artikel
Starthaus Women
04.07.2024
Warum Mentoring wirkt und für wen wir es anbieten

„Mentoring by Starthaus“ bietet Startup-Gründer:innen und Jungunternehmer:innen die Möglichkeit, ihre beruflichen Ziele und persönliche Entwicklung mit Rückenwind voranzutreiben. Mentor:innen unterstützen und inspirieren ihre Mentees auf ihrem Weg durch ihr Engagement und ihre Expertise – und profitieren selbst von der Erfahrung.

Zum Artikel